Erinnerungen bewahren

Menschen / 19.12.2021 • 18:54 Uhr
Andreas mit Ehefrau Sabine und Sohn Luis. Sabine ist auch beruflich seine Partnerin.
Andreas mit Ehefrau Sabine und Sohn Luis. Sabine ist auch beruflich seine Partnerin.

Verein „VergissMeinNicht“ hält Sternenkinder im Bild fest.

Lauterach Bilder, weiß der Volksmund, sagen oft mehr als tausend Worte, und sie sind eine greifbare Erinnerung. Eltern von Sternenkindern blieb kaum etwas. Vielleicht ein kleiner Fußabdruck auf einem Blatt Papier, eventuell ein Schnappschuss mit dem Handy oder ein kleiner Schmetterling, den die Hebammen dem Sternenkind mit auf den Weg gaben. Doch immer war da der Wunsch, mehr von ihrem Kind in Händen zu halten. Eine Anfrage von Hebammen führte jetzt zur Gründung des gemeinnützigen Vereins „VergissMeinNicht“. Acht Berufsfotografinnen und –fotografen haben sich zusammengeschlossen und fertigen ästhetisch wertvolle Aufnahmen von Sternenkindern an. Bislang waren sie vor allem im Landeskrankenhaus Feldkirch aktiv, nun sind alle Spitäler im Land dabei. „Es ist kein leichtes Thema, aber es soll auch kein Tabu mehr sein“, berichtet Obmann Andreas Uher (48) von vielen positiven Reaktionen auf das Angebot. Er sieht in der Erinnerungsbox auch einen wichtigen Beitrag zur Trauerbewältigung.

Sensibles Vorgehen

Als Sternenkinder werden Kinder bezeichnet, die während der Schwangerschaft oder unmittelbar bei oder nach der Geburt versterben, unabhängig von Schwangerschaftswoche, Größe und Gewicht. In Vorarlberg betrifft das etwa 230 Kinder jährlich. Inzwischen gibt es ein neues und offeneres Bewusstsein. Mit der Möglichkeit der Aufnahme in das Personenstandsregister sowie dem Friedhof für Sternenkinder in Rankweil erhielten die kleinen Engel eine eigene Identität und die Eltern einen Platz für Erinnerungen. Mit Fotografien bleiben sie nun noch länger lebendig. Bislang bekam der Verein 14 Aufträge. Andreas Uher rechnet mit etwa 50 im Jahr. Für die Fotografen sind dies keine alltäglichen Einsätze. „Die Situation bedrückt einen auch selbst“, räumt Uher ein. Sensibles Vorgehen steht an oberster Stelle. Gleichzeitig verlangt die Aufgabe nach Professionalität. Bei den Motiven wird ausschließlich auf die Wünsche der Eltern eingegangen. „Meistens ist es so, dass sie bei den Aufnahmen mit dabei sind und mit dem Sternenkind aufs Bild möchten“, erzählt Andreas Uher.

Fotografiert werden Sternenkinder ab der 12. Schwangerschaftswoche. Angefordert werden können die Fotografen in dieser besonderen Situation von Hebammen und Fachpersonal. Dafür wurde sogar ein telefonischer Journaldienst eingerichtet. „Bis einer von uns kommt, haben Hebammen oder das Fachpersonal das Sternenkind schon gemeinsam mit den Eltern entsprechend vorbereitet. Wir machen dann die Aufnahmen in einem ruhigen Raum beim Kreißsaal oder auf der Kinderintensivstation“, schildert Andreas Uher den Ablauf. Es geht auch darum, das Unbegreifliche für die Eltern begreifbar zu machen, indem beispielsweise Fehlbildungen auf Fotopapier festgehalten werden. So kann das Verständnis dafür wachsen, warum ein Baby nicht leben durfte.

Kostenloses Angebot

Bald danach erhalten die Eltern eine Erinnerungsbox mit Fotoabzügen und digitalen Bildern zugesandt. „Das Paket ist so konzipiert, dass die Eltern selbst entscheiden können, wann sie die Bilder ansehen wollen“, erklärt Andreas Uher. Kosten entstehen ihnen keine, alle Aufwendungen finanzieren sich aus Spenden. „Für uns ist es eine Herzensangelegenheit“, bekräftigt der Obmann. Doch die Arbeit wirkt nach. Deshalb tauschen sich die Vereinsmitglieder regelmäßig aus, und deshalb sind auch Supervisionsangebote in Vorbereitung. Für Andreas Uher ist die eigene kleine Familie wichtig, denn: „Sie gibt mir Halt.“ VN-MM

„Es ist kein leichtes Thema und bedrückt einen auch selbst, aber es soll auch kein Tabu mehr sein.“

Die Fotografie ist ein wichtiger Teil im Leben von Andreas Uher. Jetzt zählen auch Sternenkinder dazu.
Die Fotografie ist ein wichtiger Teil im Leben von Andreas Uher. Jetzt zählen auch Sternenkinder dazu.
Der Vereinsvorstand: Andreas Uher ist Obmann, Carola Eugster seine Stellvertreterin und Yasmin Jäger fungiert als Schriftführerin.
Der Vereinsvorstand: Andreas Uher ist Obmann, Carola Eugster seine Stellvertreterin und Yasmin Jäger fungiert als Schriftführerin.
Andreas Uher und seine Kolleginnen und Kollegen legen großen Wert auf ästhetische Aufnahmen der Sternenkinder.

Andreas Uher und seine Kolleginnen und Kollegen legen großen Wert auf ästhetische Aufnahmen der Sternenkinder.

Zur Person

Andreas Uher

andreas@vergiss-mein-nicht.at

Alter 48

Beruf Fotograf

Wohnort Lauterach

Familie verheiratet mit Sabine, Sohn Luis (11),

Spendenkonto Sternenkinder Fotografie, Raiffeisenbank im Walgau, IBAN: AT72 3745 8000 0436 1135