Das Sprachrohr der Pandemie

Martina Stemmer (44) ist Pressesprecherin der Koordinationsstelle Gecko.
Wien, Rankweil Martina Stemmer hat einen Job, den es bis vor wenigen Wochen noch gar nicht gab. Als Pressesprecherin der neuen Gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination – kurz Gecko – ist sie für die Kommunikation der Expertinnen und Experten rund um das Pandemiemanagement verantwortlich. „Aufgabe von Gecko ist, aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen Empfehlungen zu formulieren“, erläutert Stemmer ihre Position: „Zu entscheiden, welche Maßnahmen getroffen werden, ist dann Aufgabe der Politik.“

Reingerutscht
Die Rankweilerin kam 1996 für das Studium nach Wien, zuvor maturierte sie am Realgymnasium in der Feldkircher Schillerstraße. In ihren Studiengängen – sie schloss in Publizistik und Politikwissenschaften an der Hauptuni ab – zeichnete sich schon ein bisschen die künftige Berufswahl ab. Später dockte Stemmer als Redakteurin für das Stadtleben bei der Wiener Wochenzeitung „Falter“ an, bevor sie sich bei der Tageszeitung „Der Standard“ unter anderem um die kommunale Wiener Politik kümmerte: „Ich wollte zwar immer Journalistin werden, reingerutscht bin ich dann aber einfach per Zufall über eine Studienkollegin – auch eine Vorarlbergerin“, erläutert sie ihren Werdegang. 2013 wechselte die heute 44-Jährige die Seiten und wurde Pressesprecherin beim SOS-Kinderdorf.
„Wir haben gute Daten, welche Bevölkerungsgruppen wir explizit ansprechen müssen.“

Dabei sei ihr die Berufserfahrung sehr zugute gekommen: „Ich kann gut einschätzen, wie Journalisten denken, glaube ich.“ Gut eingeschätzt hatte sie 2019 auch eine Kampagne zu „30 Jahren Kinderrechte“. In Zusammenarbeit mit der Präsidentschaftskanzlei veranstaltete sie eine Pyjamaparty für Kinder in der Hofburg – 30 Kinder inmitten von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Dafür erhielten die Kinderdörfer zuletzt den Staatspreis für PR. „Das war unfassbar toll. Die Kinder, die dabei sein durften, sprechen heute noch davon“, erinnert sich Stemmer gerne zurück. Dennoch wechselte sie nun vom Kinderdorf mitten ins Pandemiemanagement.

Zu ihren wichtigsten Aufgaben bei Gecko zähle der Aufbau einer wirksamen Impfkampagne: „Wir haben gute Daten, welche Bevölkerungsgruppen wir explizit ansprechen müssen.“ Die vielfältigen Gebiete müsse sie jedenfalls noch erkunden: „Ich bin zum ersten Mal im öffentlichen Dienst, da läuft alles doch noch einmal ein bisschen anders.“ Sie könne jedoch nur für etwas arbeiten, hinter dem sie auch inhaltlich steht: „Parteibuch braucht man für den Job keines.“
Heimat als Urlaubsort
Zu den langen Arbeitstagen geben Stemmer ihre Familie mit einer zehnjährige Tochter den notwendigen Ausgleich: „Je älter ich werde, desto mehr entdecke ich die Natur für mich“, berichtet sie unter anderem von den Wiener Stadtwanderwegen. Die Natur nutze sie auch in Vorarlberg kräftig aus, in regelmäßigen Heimaturlauben: „Die gibt es immer öfter.“ Und auch die sozialen Kontakte zur Psychohygiene dürfen nicht zu kurz kommen, „das ist mir wahrscheinlich am meisten abgegangen“.
Zur Person
Martina Stemmer
spricht für die Krisenkoordination Gecko.
Geboren 22. März 1977
Wohnort Wien
Familie verheiratet, eine Tochter
Hobbys Wandern, Austausch mit Freunden, Lesen