Mit den Augen des Architekten

2. Wiener Gemeindebezirk.
Schritt für Schritt von Hörbranz nach Wien. Vom Handwerk zur Architektur.
Wien Juri Troy war acht, als seine Familie in ein 200 Jahre altes Rheintalhaus zog. Das Gebäude faszinierte ihn. „Die Nachhaltigkeit und Qualität dieses Hauses sind bemerkenswert. Das Haus wirkte auf mich. Das Leben darin hatte etwas Langsames an sich. Das war prägend.“ Durch den familieneigenen Steinmetzbetrieb kam Troy früh mit Handwerk und Architektur in Kontakt. „Mit 13 habe ich begonnen mitzuhelfen. Bei Kirchensanierungen zum Beispiel habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie unterschiedlich man Räume wahrnehmen kann, wie sehr Lichtstimmungen und Atmosphäre wirken. Die Gespräche auf den Baustellen mit den Architekten haben mir diesbezüglich eine erste Richtung gewiesen.“ Troy näherte sich der Architektur schrittweise und von der Pike auf. Schritt für Schritt gestaltete sich auch sein Weg nach Wien. Nach der Hochbauausbildung an der HTL und Praxis als Steinmetz im elterlichen Betrieb fand er eine erste Anstellung im Architekturbüro von Helmut Kuess in Bregenz. „Das hat mir so getaugt, dass ich nach Innsbruck ging und dort Architektur studierte.“ Drei Jahre studierte er vor allem den technischen Aspekt, wollte dann aber das weite Feld der Architektur auch von der konzeptuellen Ebene besser kennenlernen. „Da war die Akademie der nächste logische Schritt.“
Pläne
Gleich nach dem Studium wurde Troy zu einem Architekturwettbewerb eingeladen. „Was soll ich sagen, wir haben gewonnen. Das hat mir sämtliche Pläne über den Haufen geworfen – eigentlich wollte ich zuerst mal reisen. Stattdessen habe ich vor 20 Jahren mein Unternehmen gegründet“, schmunzelt er. Die Umsetzung des Projekts dauerte drei Jahre. Troys Architektur fokussiert die Entwicklung von nachhaltigen Gebäudekonzepten. Über das rein Funktionale will er hinaus. „Wir prägen die Umwelt, in der wir leben, und sie prägt uns. Das wird zu oft vergessen.“ Viele seiner Projekte sind auch in Vorarlberg zu finden. „Es ist spannend zu sehen, wie meine Arbeit verschieden wahrgenommen wird. In Wien passiert das über Mundpropaganda. In Vorarlberg wird das viel stärker in den Medien kommuniziert.“ Das ist nichts Neues, darüber wundert er sich nicht. Der Hörbranzer wundert sich vielmehr darüber, dass er immer noch öfter im Bodensee schwimmen geht als seine Vorarlberger Freunde. „Das Wasser habe ich in Wien lange vermisst. Seit wir vom 6. in den 2. Bezirk gezogen sind, habe ich aber die Donau vor der Tür. Jeder Tag, an dem ich schwimme, ist ein guter Tag.“ Auch das Reisen hat er nachgeholt. Es ist einmal im Jahr familiärer Fixpunkt und dient auch als Inspirationsquelle. Denn Urlaub kennen die Augen des Architekten nicht. TON
„Wir prägen die Umwelt, in der wir leben, und sie prägt uns. Das wird zu oft vergessen.“





Zur Person
Juri Troy
Architekt
Geboren 1972 in Bregenz
Ausbildung HTL Rankweil, TU Innsbruck, Akademie der bildenden Künste Wien
Wohnort Wien, Leopoldstadt
Familie Partner von Agnieszka, Papa von Jagna und Antek
Kontakt www.juritroy.com