Das Federvieh wird unterschätzt

Menschen / 30.05.2022 • 18:30 Uhr
Gruber arbeitet mit den Tieren ausschließlich mit der positiven Belohnung. 
Gruber arbeitet mit den Tieren ausschließlich mit der positiven Belohnung. 

Tiercoach Friedrich Gruber arbeitet neben Hunden auch mit Hühnern.

dornbirn Vor zehn Jahren kam Friedrich Gruber auf den Hund. Doch als er ihn als Rettungshund ausbilden lassen wollte, war das Training nicht so, wie er es erwartet hatte. So entschloss er sich, das selbst in die Hand zu nehmen und sich weiterzubilden. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und führt jetzt zusammen mit Andrea Lux die Trainingsschule „WiMeTi“ in Dornbirn. Der Fokus liegt auf Hunden, aber auch andere Tiere werden trainiert. „Tiertraining ist immer gleich. Der einzige Unterschied ist, ob 600, 60 oder sechs Kilogramm vor einem stehen“, erklärt Gruber lächelnd.

Flink auf zwei Beinen

Kleine Tiere wie Hühner haben auch großes Potenzial, welches der Gaißauer erkannt hat. Deswegen bietet er Training für andere mit ihnen an, in dem man das Handwerk erlernen kann. Hühner besitzen fast dieselben kognitiven Fähigkeiten wie Säugetiere. Auch Empathie können die Vögel empfinden. Obwohl sie so aufnahmefähig sind, sind sie in ihrem Verhalten relativ einfach, wie der Tiercoach erzählt. „Die Hühner picken, flattern und scharren.“ Aus diesem Grund eignen sie sich perfekt für das Training. Denn durch sie können Menschen leichter das Trainingshandwerk erlernen. „Ein anderes Tier, wie Hund oder Katze, zeigt mir viel mehr. Stellt er vorne die Haare auf oder hinten? Wie sind die Gelenke?“, erklärt Gruber. „Und das gibt es bei den Hühnern nicht. Bei ihnen kann man sich besser konzentrieren.“

Leicht zu trainieren

Außerdem bauen die meisten Menschen keine enge Beziehung zu ihnen auf. So fällt es einem leichter, das Tier mal nicht zu belohnen nach einem gescheiterten Trick-Versuch. Denn wie der Vorarlberger erzählt, neigt man oft dazu, das Leckerli doch zu geben, wenn ein Hund oder eine Katze vor einem steht. Das sei nicht vorteilhaft, denn dabei würde man ein falsches Verhalten vom Tier unterstützen.

Beim Training mit den Hühnern gibt es verschiedene Module. In den Einheiten versucht man, den Vögeln gutes Timing beizubringen sowie die richtige Entscheidung zu treffen oder zwischen Farben und Formen zu unterscheiden. Sie werden ebenfalls dressiert, um Pylonen herum eine ovale Form zu laufen. Auch Slalomlauf wird ihnen beigebracht. Das klingt schwierig, aber die Hühner seien unheimlich schnell und können das zügig lernen. Das sei wichtig, sagt der Tiercoach. „Timing ist das A und O im Training.“ Dennoch muss man Geduld aufbringen. „Damit ein Tier etwas in sein Langzeitgedächtnis aufnimmt, sind drei- bis fünftausend Wiederholungen notwendig“, schildert der 60-Jährige. Das Gelernte mit den Hühnern kann man dann an seinem Tier anwenden.

Die Hühner, mit welchen Gruber trainiert, haben sich sogar kleine Filmrollen ergattert. Sie sind nämlich in Bregenz im Filmtheater bei einem Schnittfilm ein paar Mal aufgetreten. Auch kleinere Aufnahmen sind gemacht worden. Das alles fließt in Grubers Begeisterung für die Tierwelt ein. Aus einer Hobbybeschäftigung ist Leidenschaft geworden. Denn wie der Gaißauer sagt: „Es ist faszinierend, was Tiere alles können und wie oft wir sie unterschätzen.“ vn-pem

„Es ist der Spaß am Training mit den Tieren, der mir Freude bereitet.“

Man kann in bis zu fünf verschiedenen Modulen mit den Hühnern trainieren.
Man kann in bis zu fünf verschiedenen Modulen mit den Hühnern trainieren.
Es ist die Liebe und Begeisterung für Tiere, die den Gaißauer motivieren. Man unterschätzt sie oft seiner Meinung nach.
Es ist die Liebe und Begeisterung für Tiere, die den Gaißauer motivieren. Man unterschätzt sie oft seiner Meinung nach.
Der Vorarlberger Friedrich Gruber beim Aufbau von dem Trainingsset in „WiMeTi“ in Dornbirn.
Der Vorarlberger Friedrich Gruber beim Aufbau von dem Trainingsset in „WiMeTi“ in Dornbirn.

Zur Person

Friedrich Gruber

Alter 60

Wohnort Gaißau

Beruf pensionierter Polizist, Tiercoach

Hobbys Hund, Spazieren, Natur