Rettungsduo auf sechs Beinen

Menschen / 13.10.2022 • 12:40 Uhr
Auch in ihrer Freizeit ist Sonja  gerne in den Bergen unterwegs. <span class="copyright">Sonja Pfeifer</span>
Auch in ihrer Freizeit ist Sonja gerne in den Bergen unterwegs. Sonja Pfeifer

Sonja Pfeifer ist Hundeführerin und Ortsstellenleiterin der Bergrettung Gaschurn.

von Raphael Wittwer

Feldkirch Sonja und ihr Lawinenhund Snow sind ein eingespieltes Duo bei der Hundestaffel der Bergrettung Vorarlberg.

“Ein Wandel steht bevor”

Seit Februar übernimmt sie nun auch die Leitung der Ortsstelle Gaschurn. Sie ist die einzige Frau in Vorarlberg, die einen solchen Posten innehat. Auf die Frage, warum das so ist, antwortet Sonja nach einigem Überlegen: „Ich glaube, dass da ein Wandel bevorsteht. Früher war es so, dass nur die Männer zur Bergrettung gegangen sind. Mittlerweile kommen aber immer mehr Frauen zur Bergrettung, also denke ich, dass auch bald an den höheren Positionen mehr Frauen sein werden.“ Hauptberuflich ist die 35-Jährige beim ifs in der Erwachsenenvertretung als Juristin tätig.

Lawinenhund Snow macht seinem Namen alle Ehre. <span class="copyright">Sonja Pfeifer</span>
Lawinenhund Snow macht seinem Namen alle Ehre. Sonja Pfeifer

Tierische Begeisterung

Zur Bergrettung ging Sonja, weil sie unbedingt zur Hundestaffel wollte. „Ich habe schon als Kind einen Hund gehabt, von da an wollte ich Hunde für eine sinnvolle Tätigkeit trainieren“, erläutert sie ihre Beweggründe. „Außerdem habe ich die Ausbildung, wie man Menschen in alpinen Situationen helfen kann, spannend gefunden. Sie vereint Medizin, Erste Hilfe, die Berge und Schnee und damit viele meiner Interessen.“ Als Hundeführerin ist Sonja gemeinsam mit ihren Kollegen der Hundestaffel Vorarlberg im Winter ab Lawinenwarnstufe 3 auf der Flugeinsatzstelle Hohenems stationiert. So kann die „Libelle“ im Ernstfall mit sofortiger Unterstützung eines Hundeführers samt Hund eingesetzt werden. „Normalerweise ist man bei der Bergrettung nur im eigenen Einsatzgebiet zuständig, als Hundeführerin erstreckt sich insbesondere im Winter mein Einsatzgebiet aufs ganze Land“, erklärt sie.

Auch Hündin Nanu ist in den Bergen mit von der Partie. <span class="copyright">Sonja Pfeifer</span>
Auch Hündin Nanu ist in den Bergen mit von der Partie. Sonja Pfeifer

“Vielleicht war eine Entscheidung im Nachhinein doch nicht so gut, aber aus Fehlern lernt man.”

Sonja Pfeifer

Auch im Sommer unterstützt das sechsbeinige Duo die Rettungskräfte bei Suchmissionen. „Wir suchen beispielsweise auch Menschen, die aus Pflegeheimen entwischt sind und in unser Gebiet kommen. Sobald es nicht mehr in der ‘Zivilisation’ stattfindet, sind wir dafür verantwortlich“, erklärt die Gaschurnerin. Die Arbeit der Bergrettung findet Sonja wichtig, da immer mehr Menschen Freude an den Bergen finden. „Diese Menschen müssen, wenn sie in Not geraten, gerettet werden, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, woher sie kommen, bei welchem Wetter oder mit welcher Ausrüstung sie unterwegs waren.“ Abgesehen von der Bergung von Verunglückten soll die Bergrettung auch über alpine Gefahren und den Umgang mit diesen aufklären.

Ein wichtiger Bestandteil der Bergrettung: Die Hundestaffel. <span class="copyright">Sonja Pfeifer</span>
Ein wichtiger Bestandteil der Bergrettung: Die Hundestaffel. Sonja Pfeifer

Weniger reden, mehr machen

Als Ortsstellenleiterin übernimmt sie seit Februar auch die organisatorische Arbeit der Bergrettung. „Man ist Mädchen für alles“, witzelt sie. Das kostet Zeit: „Neben Bergrettungsleitung, Hundestaffel und meiner normalen Arbeit bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Hobbys. Natürlich gehe ich auch so gerne in die Berge, beispielsweise für Skitouren, aber irgendwann dazwischen sollte ich auch arbeiten.“ Trotzdem sagte sie zu, als der alte Ortsstellenleiter sie Anfang des Jahres fragte, ob sie den Posten übernehmen wolle. Erklären lässt sich diese Entscheidung auch durch Sonjas Lebensphilosophie: „Manche Leute reden immer davon, was sie in Zukunft machen wollen, zum Beispiel: ‚Ich mache es dann in der Pension oder wenn ich dreißig oder vierzig bin.‘ Schlussendlich machen sie es dann aber doch nie, weil sie es immer hinausschieben. Ich war immer ein Freund vom Machen. Vielleicht war eine Entscheidung im Nachhinein dann doch nicht so gut, aber aus Fehlern lernt man.“

Ein Jahr lang dauert die Aufnahmephase für die Hundestaffel der Bergrettung.<span class="copyright">Sonja Pfeifer</span>
Ein Jahr lang dauert die Aufnahmephase für die Hundestaffel der Bergrettung.Sonja Pfeifer

Zur Person

Geburtstag: 22.7.1987

Hobbys: Lesen, Hundesport, Skitouren, Wandern

Lieblingsessen: Käsknöpfle

Motto: Man lebt nur einmal.