Die Pflege als Karriereleiter

Elisabeth Fornetran möchte mit ihrem Beispiel motivieren.
dornbirn Sie saugt Wissen auf wie ein Schwamm das Wasser. Auch deshalb hat Elisabeth Fornetran mit gerade einmal 54 Jahren schon eine bemerkenswerte berufliche Entwicklung hingelegt, und zwar in einem Bereich, der noch immer häufig als Einbahnstraße betrachtet wird und dem es oft auch an Wertschätzung fehlt, nämlich in der Pflege. Dabei ist, wie im Lotto, alles möglich. Fornetran arbeitete 25 Jahre als Diplomgesundheits- und -krankenpflegerin, ehe sie im vergangenen Jahr nach einem Masterstudium in Gesundheits-und Pflegepädagogik in den Lehrberuf wechselte. Seitdem unterrichtet sie in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Feldkirch angehende Pflegerinnen und Pfleger in OP-Themen und übernimmt ab dem kommenden Frühjahr die Ausbildung der Operationstechnischen Assistenten (OTA). „Ich möchte weitergeben, was ich an Erfahrung gesammelt habe“, sagt Elisabeth Fornetran. Vor allem aber möchte sie aufzeigen, wie vielfältig der Pflegeberuf ist. Dabei wollte die gebürtige Tirolerin eigentlich Sprachen studieren.
Liebe zum OP
Doch ihr Vater, ein Arzt, meinte damals: „… und nach dem Studium heiratest du.“ Er riet ihr, Krankenschwester zu werden. Studieren könne sie später immer noch. Die Tochter folgte der Empfehlung, absolvierte die Schule und heiratete gleich danach tatsächlich. Elisabeth lächelt bei der Erinnerung daran. Das Diplom in der Hand fing, sie in der damaligen Frauenkopf-Klinik in Innsbruck im OP an. Die Arbeit dort ließ die Opernfreundin nicht mehr los. Bald darauf folgte Elisabeth Fornetran ihrem Mann Helmut, der beruflich nach Tokio musste, für zwei Jahre in die japanische Metropole, wo sie als Ordinationshilfe bei einer Kinderärztin tätig war. Zurück im Land, brachte sie ihr Fachwissen als Diplomgesundheits- und -krankenpflegerin mit Sonderausbildung in der OP-Pflege im OP des LKH Feldkirch ein. Es folgten ein Engagement als beratende OP-Schwester im Außendienst bei der Firma Rentex und zwei Jahre im Pflegeheim Gaißau. „Die Arbeit mit den alten Menschen hat mir sehr gut gefallen“, erzählt Elisabeth Fornetran. Ein schmerzhafter Bandscheibenvorfall setzte dieser Tätigkeit jedoch ein Ende. Die Dornbirnerin wechselte in die Schweiz, wo sie wieder in einem OP beschäftigt war. „In diesem Beruf ist es wichtig, immer dranzubleiben, sonst verliert man den Anschluss“, flicht Fornetran in Gespräch ein.
Freude am Unterrichten
Schließlich entdeckte sie ihre Freude am Unterrichten und begann ein Studium. Die Masterarbeit widmete Elisabeth Fornetran der psychischen und physischen Belastung des Intensivpersonals während der Pandemie. Die Erhebung führte sie auf den Intensivstationen der Vorarlberger Spitäler durch. „Es ist schon ein Wahnsinn, was die Mitarbeitenden da geleistet haben“, sagt sie beeindruckt. Selbst fasziniert Fornetran am Pflegeberuf dessen Vielseitigkeit, das ständige Gefordertsein, die Konzentration, die es benötigt. „Es ist ein hartes Pflaster“, räumt sie ein. Dennoch möchte sie keinen Tag davon missen. Was sie sich für die Kolleginnen und Kollegen aber wünschen würde, wären mehr Wertschätzung und ein besserer Personalschlüssel mit Anpassung in Krisenzeiten.
Für sie hat mit der Lehrverpflichtung an der Krankenpflegeschule Feldkirch inzwischen ein neuer Lebensabschnitt begonnen, und: „Es passt für mich.“ VN-MM
„Es ist schon ein Wahnsinn, was das Intensivpersonal während der Pandemie geleistet hat.“


Zur Person
Elisabeth Fornetran
Alter 54
Beruf Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Schwerpunkt OP-Pflege, Lehrerin an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Feldkirch
Familienstand verheiratet, zwei erwachsene Kinder
Hobbys Skifahren, Radfahren, Wandern, Schwimmen, Lesen (liebt russische Literatur), Opern