Die Bibliothek als sozialer Treffpunkt

Menschen / 11.01.2023 • 17:18 Uhr
Klaudia Büchel initiierte auch das Jugendteam der Bibliothek Raggal, das mit vielen Projekten Erfolge verzeichnen kann.
Klaudia Büchel initiierte auch das Jugendteam der Bibliothek Raggal, das mit vielen Projekten Erfolge verzeichnen kann.

Klaudia Büchel leitet mit viel Elan die Kooperative Walserbibliothek Großes Walsertal.

RAGGAL Engagement, Vielseitigkeit und viel Humor sind Charaktereigenschaften, die Klaudia Büchel auszeichnen. Die sympathische Raggalerin hat die Bibliothek in ihrer Heimatgemeinde einer gründlichen Reorganisation unterzogen. In den letzten Jahren wurden von ihr unzählige Projekte initiiert und auch umgesetzt. So ist sie Begründerin des ehrenamtlich geführten Netzwerks „Walserbibliothek Großes Walsertal“, das als solches einzigartig in Österreichs Bibliothekswelt ist.

Innovative Herangehensweise

Gelesen hat Klaudia Büchel immer schon gerne. Schon früh besuchte sie die Bibliothek in ihrem Heimatort: „Ich habe alles gelesen, was mir in die Hände kam. Zu Hause gab es nicht viele Bücher, in der Bibliothek habe ich nahezu alle Exemplare, die für Kinder vorhanden waren, richtiggehend verschlungen. Durch das Lesen ging ich gedanklich auf Reisen, was ich als sehr spannend und bereichernd empfand.“ Die Faszination für die Literatur blieb bestehen. Wenn Klaudia Büchel etwas anpackt, dann gründlich. Als die geprüfte Buchhalterin vor rund 20 Jahren die Leitung der Bibliothek in Raggal übernahm, weitete sie den Bestand sogleich aus: „Die ‚alte‘ Bibliothek bestand aus einem Regal mit etwa zwanzig Büchern. Eine Reorganisation war unumgänglich. Seit dem Neubau der Bibliothek können wir nunmehr rund 7500 Medien auf 90 Quadratmetern anbieten.“ Die umtriebige Bibliotheksleiterin ist es gewohnt, in größeren Zusammenhängen zu denken. Dabei spielt der soziale Aspekt immer eine große Rolle. So initiierte sie nahezu zeitgleich die „Walserbibliothek Großes Walsertal“. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation der sechs Walserbibliotheken: „Mit diesem Netzwerk soll das Angebot an Medien, Dienstleistungen und Aktivitäten optimiert beziehungsweise ausgebaut werden. Die bestehenden Ressourcen und Energien, der an sich kleinen, ehrenamtlich geführten Bibliotheken gelangen zu größerer Entfaltung und Wirkung.“ Die einzelnen Bibliotheken blieben für sich eigenständig, haben jedoch im Rahmen eines Kooperationsvertrags gemeinsame Qualitätsstandards und Grundaufgaben zu erfüllen. Dieses bibliophile Netzwerk bildet seit der Gründung eine durchgehende Erfolgsgeschichte.

Lesefreude

„Da die sechs Bibliotheken nicht jedes Thema umfassend anbieten können, haben wir untereinander verschiedenste Themengebiete erarbeitet und dann auch entsprechend viele Medien zu den jeweiligen Bereichen angeschafft. Diese Bücher werden dann unter den Bibliotheken – bei Bedarf – verliehen. Somit kann auch in Kleinbibliotheken eine gute Auswahl angeboten werden“, zeigt sich Klaudia Büchel von den Kernaspekten der Kooperative überzeugt. Mit einem breit gefächerten medialen Angebot sollen alle Altersschichten angesprochen werden, insbesondere ist es ein erklärtes Ziel, die Lesefreude bei jungen Menschen zu fördern: „Eine Bibliothek ist ein sozialer Treffpunkt. Daher machen auch Veranstaltungen Sinn, um Menschen den Eintritt in die Bücherei zu erleichtern. Wir haben bereits bei zahlreichen Ausschreibungen für Kinder und Jugendliche teilgenommen und auch gewonnen, worauf wir sehr stolz sind. Im Jugendteam haben wir ausgebildete Klimaschützerinnen, mit denen haben wir beispielsweise den 1. Preis beim Global Award mit dem Projekt ‚Plastiktaschen raus – Stofftaschen rein‘ gewonnen.“

Die Gründung des Jugendteams basiert ebenfalls auf einer Idee von Klaudia Büchel: „Die Kinder können selbstständig den Büchereidienst am Freitag versehen. Dann kommen immer viele junge Leser in die Bibliothek, da Kinder einfach Kinder anziehen. Dieses Projekt hat sich im Laufe der Jahre etabliert. Wir möchten den Kindern einen Freiraum gewähren, den sie selbst gestalten können. So übernehmen sie selbstständig die Kassa und organisieren kleinere Veranstaltungen, wie einen Kinderflohmarkt oder eine Disco. Es werden jeweils eigene Teamsitzungen durchgeführt, außerdem steht ihnen ein kleines Budget zur Verfügung.“ Dass sich diese Projektidee bewährt hat, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass zahlreiche Teilnehmer des Jugendteams mittlerweile zum Erwachsenenteam gewechselt sind. Klaudia Büchel hat, innovativ wie sie ist, schon eine weitere Idee, die in diesem Jahr zur Umsetzung kommt: „Dieses Mal geht es an den Käse.“ BI

„Durch das Lesen ging ich gedanklich auf Reisen, was ich als sehr spannend und bereichernd empfand.“

Monika Bischof (Projektleiterin beim Biosphärenpark Großes Walsertal) und Klaudia Büchel verbindet die Freude an Tradition und Brauchtumspflege.
Monika Bischof (Projektleiterin beim Biosphärenpark Großes Walsertal) und Klaudia Büchel verbindet die Freude an Tradition und Brauchtumspflege.
Das Trachtensticken ist ein altes Handwerk, das Klaudia Büchel gerne betreibt.BI (5)
Das Trachtensticken ist ein altes Handwerk, das Klaudia Büchel gerne betreibt.BI (5)
Klaudia Büchel ist es insbesondere wichtig, die Lesefreude bei Kindern zu wecken.
Klaudia Büchel ist es insbesondere wichtig, die Lesefreude bei Kindern zu wecken.

Zur Person

KLAUDIA BÜCHEL

Geboren 6. Juni 1971

Familie verheiratet, eine Tochter (20 Jahre)

Beruf Lohnverrechnerin, Buchhalterin, außerdem ehrenamtliche Leiterin des Netzwerks Walserbibliothek Großes Walsertal, Vorstand im BVV (Bibliotheksverband Vorarlberg)

Hobbys Trachtensticken, Nähen, Lesen (bevorzugt historische Romane und Krimis), Wandern