Die Tour durch den Behördendschungel

Ohne Eventdirektor Jürgen Schatzmann gäbe es keine Österreich-Rundfahrt in Dornbirn.
Dornbirn Jürgen Schatzmann sortiert gerade im temporären Tour-of-Austria-Büro in Dornbirn die Startnummern des Fahrerfeldes, das am Sonntag die erste Etappe in Angriff nehmen wird. Der 51-Jährige kontrolliert, ob alle Nummern bereitliegen und ordnet sie den richtigen Teams. Gut gelaunt hält er die Nummer 136 in die Kamera, es ist zufällig jene des Tschechen Adam Toupalik vom Elkov-Kasper-Team. Die Ziffer könnte aber auch für das riesige Arbeitspensum stehen, das Schatzmann in den vergangenen Wochen abspult. Die Arbeitstage des Feldkirchers beginnen derzeit früh am Morgen und enden erst, wenn es schon dunkel geworden ist. „Meine Frau sagt, dass ich mehr Zeit mit dem Computer als mit ihr verbringe“, gesteht Schatzmann.
Wiederbelebung eines Events
Als Eventdirektor hängt es an ihm, dass die Österreich-Rundfahrt in neuem Kleid und mit neuer Führung erfolgreich wiederaufersteht. Die Organisation und die Umsetzung der Großveranstaltung ist eine besondere Herausforderung, denn ein Rad-Etappenrennen findet jeden Tag an einem anderen Ort statt. Insgesamt sind es 807,7 Kilometer, die der Tross rennmäßig innerhalb von fünf Tagen abspult. Dazwischen liegen allerdings auch Hunderte Kilometer, die als Überbrückung absolviert werden müssen. Die kniffligste Aufgabe war für Schatzmann im Vorfeld dennoch eine andere: „Die Arbeit mit den Behörden“, sagt der 51-Jährige, „jedes Bundesland hat andere Regelungen und Erwartungen. Es gibt kein Schema F, das überall funktioniert.“
Organisatorische Herausforderung
Schatzmann hat bereits in der Organisation vieler Sportveranstaltungen mitgearbeitet. Ab 2007 war er Streckenchef des 3-Länder-Marathons, später leistete er ebenso einen großen Anteil an der Durchführung des Trans-Vorarlberg-Triathlons wie am GP Vorarlberg, dem Ein-Tages-Radrennen in Nenzing. Die Dimension der Tour of Austria hatte aber keines dieser Events. „Der Tourtross ohne Teamwagen und -busse umfasst 80 Fahrzeuge, welche die gesamten Materialien und Helfer von jedem Etappenziel zum nächsten Startort bringen. Dazu brauchen wir 32 Motorräder zur Streckensicherung“, beschreibt Schatzmann die Logistik, „der Tross wird an den fünf Tagen in 107 unterschiedlichen Hotels in ganz Österreich übernachten, insgesamt sind es 1800 Nächtigungen nur für die Tour of Austria.“
14 Monate dauert die Vorbereitung auf die Veranstaltung bereits, parallel laufen bereits die Planungen für die zweite Ausgabe im kommenden Jahr. Für den Abschluss der Rundfahrt am kommenden Donnerstag in Sonntagberg hat sich der passionierte Radfahrer dennoch nichts Spezielles vorgenommen. „Eigentlich müsste ich dann zwei Tage durchschlafen“, scherzt der Eventdirektor, der aber zugibt, dass ihm sicher ein Stein vom Herzen fallen wird. „Zumindest wenn alles gut gegangen ist und es keine schlimmeren Stürze gegeben hat“, sagt Schatzmann. Nach dem letzten Abbau und einer Nachbesprechung geht es endlich in den Urlaub: „Wir haben uns heuer für Campen entschieden und freuen uns schon sehr.“ Der Computer soll dann keine Hauptrolle mehr spielen. VN-EMJ
„Meine Frau sagt, dass ich mehr Zeit mit dem Computer als mit ihr verbringe.“


Zur Person
Jürgen Schatzmann
Geburtstag 28. September 1971
Wohnort Feldkirch
Familie Verheiratet, zwei Töchter
Hobby Radfahren