“Meine Droge ist die Musik”

Metal-Queen Doro Pesch feiert 40. Bühnenjubiläum: Erster Wacken-Auftritt vor 30 Jahren.
Wacken Sie ist die „Queen of Metal“: Doro Pesch (59) tobt seit nunmehr 40 Jahren mit ihrer blonden Mähne über die Bühnen dieser Welt. Der Weg dahin war nicht nur hart, sondern mitunter auch gefährlich, verrät sie der Deutschen Presse-Agentur.
Ihre Feuertaufe hatte Pesch mit ihrer ersten Band Snakebite. „Da waren 120 Punks und etwa 30 Metalheads – und die waren sich damals noch nicht so grün wie heute“, sagt die Deutsche. „Ein Punk hat während des Auftritts die ganze Zeit mit einer Pistole auf mich gezielt – bis er total betrunken auf die Bühne kippte. Als sie ihm die Waffe abgenommen haben, stellte sich heraus: Die war geladen.“ Es blieb nicht die einzige brenzlige Situation: „Unser Proberaum stand oft unter Wasser. Das war auch gefährlich mit den E-Gitarren. Wir haben auf Paletten geprobt.“ Doch damit nicht genug: „Ich lag als Auszubildende mit viel zu spät diagnostizierter Tuberkulose sehr lange im Krankenhaus und dachte mehrere Monate, dass ich sterben würde. Viele um mich herum in der Klinik sind gestorben.“ Kaum genesen hat die nur 1,53 Meter große Sängerin nur ein Ziel: Zwei Wochen später hatte sie eine Band. 1983 gründete sie mit anderen Musikern Warlock.
Geboren ist Pesch in Düsseldorf als Tochter eines Fuhrunternehmers, inzwischen lebt sie in Miami (Florida/USA). Sie hat mehr als zehn Millionen Alben verkauft und 3500 Konzerte in 60 Ländern gegeben. Als erste Frau konnte sie als Sängerin und Bandleaderin in der Männerdomäne Heavy Metal Fuß fassen. Mit dem Warlock-Debüt-Album „Burning the Witches“ begann 1984 ihr Aufstieg. Mit Warlock wird ihre Karriere international. Schließlich steht sie vor 120.000 Fans beim „Monsters of Rock“ in England als erste Frontfrau auf der Bühne. Warlock wird Vorgruppe ihrer eigenen Lieblingsband Judas Priest: „Das war 1986, eine Riesen-Tournee in den ganz großen Hallen – das war der absolute Wahnsinn.“ Doch dann zerfällt die Band, auch viel Geld ist futsch.
Stehaufmädchen Doro Pesch macht unter ihrem eigenen Namen weiter und ist in der Metal-Szene inzwischen weltweit eine feste Größe. Besonders erfolgreich sei sie seit einiger Zeit in einem südamerikanischen Land: „Brasilien ist die absolute Nummer eins. Da gibt es einen Doro-Tag, den die da feiern – das ist der 3. Juni, mein Geburtstag. Die Musik ist meine Droge, die Fans sind meine Familie.“
Prominente Gäste
Am gestrigen Mittwoch hat es die „Queen of Metal“ mit prominenter Unterstützung auf dem Heavy-Metal-Festival in Wacken krachen lassen. „Ich würde sagen, Wacken ist immer noch das größte Metal-Festival der Welt“, sagte Pesch der Deutschen Presse-Agentur. „Ich war das erste Mal 1993 in Wacken, da war es noch überschaubar und schon total super gemacht“, sagte Pesch. „Man merkte, da ist so viel Herz und Leidenschaft.“ Das Potenzial, etwas ganz Wichtiges, Großes zu werden, sei bereits damals zu spüren gewesen. „Und die Leute, die da waren, die haben auch gemerkt, das ist anders. Das ist was für die Metal-Herzen.“ Das Festival sei einmalig. „Da schlägt das Metal-Herz höher und ich liebe es von der ersten Stunde an.“
Einlass-Stopp
Am Mittwoch ist das Heavy-Metal-Festival mit deutlich weniger Besuchern als in den Vorjahren gestartet. Wegen der verschlammten Flächen und Wege auf dem Gelände ließen die Veranstalter keine Besucher mehr ein. Nach Schätzung der Polizei hielten sich jedoch rund 50.000 Fans auf dem Gelände bei Itzehoe in Schleswig-Holstein auf. Erwartet wurden ursprünglich rund 85.000 Metalfans.
Einige Fans reagierten ungehalten und kritisierten eine „unterirdische Kommunikation“. Viele hatten stundenlang vor dem Gelände ausgeharrt. Am Hamburger Volksparkstadion traten enttäuschte Fans die Heimreise an. Hunderte hatten dort auf einem Parkplatz abgewartet, nachdem der Veranstalter am Montag zunächst gebeten hatte, sich einen Warteplatz zu suchen, und dann am frühen Mittwoch erklärt hatte, es würden keine weiteren Besucher mehr aufs Gelände gelassen.


