“Die Geschichte ist auserzählt”

Fettes Brot nehmen mit zwei großen Konzerten Abschied.
Hamburg „Emanuela“, „Nordisch by Nature“, „Jein“ – mit Ohrwürmern wie diesen hat die Hamburger Hip-Hop-Truppe Fettes Brot jahrzehntelang für Furore auf den Bühnen und in den Tanzkellern gesorgt. Doch nun soll Schluss ein. Die Brote hören auf. Doch natürlich tun sie das mit einem lauten Knall und einer anständigen Party. Gleich zwei Open-Air-Konzerte an zwei Abenden auf der ausverkauften Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld vor jeweils rund 25.000 Fans sind geplant. Wenn sie sich am 1. und 2. September von ihren Fans feiern lassen, blicken sie auf eine 31-jährige Bandgeschichte zurück.
Durchgehend erfolgreich
Dass sie so lange durchgehalten haben und vor allem durchgehend erfolgreich waren, hat mehrere Gründe. Gutes Timing, das richtige Umfeld sowie Wertschätzung und innige Verbundenheit, die Dokter Renz (Martin Vandreier), Björn Beton (Björn Warns) und König Boris (Boris Lauterbach) gepflegt haben. „Wir sind ganz gut im Kommunizieren“, sagt Lauterbach.
Die Zeitschrift „Musikexpress“ beschreibt Fettes Brot als „eine der einflussreichsten, mindestens aber erfolgreichsten deutschen Rapgruppen der 90er neben Acts wie den Fantastischen Vier, den Beginnern, Freundeskreis, Dynamite Deluxe & Co. – also einer Zeit, in der aggressiverer Deutschrap, oft aus Berlin, noch nicht die Charts und Playlists dominierte.“
Dennoch haben sich die drei entschlossen, ihr Musikprojekt zu beenden. „Natürlich gab es schon mal Gedankenexperimente, wie es wäre, sich aufzulösen“, sagt Vandreier. „Aber so richtig konkret wurde das erst jetzt.“ Warns erklärt das näher: „Wir haben das Gefühl, die Geschichte ist auserzählt. Und nach 31 Jahren haben wir auch das Gefühl, dass wir alles, was man mit einer Band erleben kann, schon erlebt haben.“ Corona habe dann den Gedanken an einen Abschied möglich gemacht. Hinzu komme, dass der Abschied der Band und allen anderen auch ein bisschen wehtun müsse.
Und Pläne, was sie in der Zeit nach dem Ende von Fettes Brot machen, haben sie auch schon. So zieht es Warns in die Filmbranche: „Ich habe in der Coronazeit ein Filmstudium gemacht und arbeite jetzt an Filmprojekten. Das macht mir Spaß, bedeutet aber nicht, dass Musik jetzt nicht mehr in meinem Leben existiert.“ Die von Lauterbach sind noch nicht festgezurrt. Er verrät nur so viel: „Bei mir wird Musik weiterhin eine große Rolle spielen.“ Vandreier gönnt sich hingegen erst einmal eine Auszeit: „Ich muss diesen Moment des Stillstandes wahrnehmen können und gucken, was sich daraus Neues ergibt.“
Vor den großen Abschiedskonzerten stehen auch noch zwei Clubkonzerte an. Für alle vier Konzerte waren die Tickets binnen Stunden ausverkauft. Von diesem Erfolg waren die Hip-Hopper dann doch überrascht.
„Uns war klar, dass wir bei einer Abschiedstour etwas Besonderes in Hamburg machen wollen“, sagt Lauterbach. „Eigentlich sind wir irre, zwei Tage die Trabrennbahn zu buchen. Da darf man nicht zweimal drüber nachdenken, weil das auch grandios in die Hose hätte gehen können. Im Nachhinein klingt das wie Koketterie, aber wir konnten nicht davon ausgehen, in sieben Stunden 50.000 Tickets zu verkaufen. Das war überraschend, aber wir freuen uns tierisch.“
„Der Abschied muss der Band und auch allen anderen ein bisschen weh tun.“