Sozialarbeiterin statt Rockstar

Menschen / 26.10.2023 • 07:00 Uhr
Bianka Dölpl im Füranand-Treff  in Dornbirn.
Bianka Dölpl im Füranand-Treff in Dornbirn.

Bianka Dölpl (46) fand über Umwege zu ihrer Berufung. Die Sozialarbeiterin stellt Freizeitprogramme für Frauen mit Beeinträchtigung auf die Beine. Sie unternimmt viel mit ihnen.

Dornbirn Bianka Dölpl (46) fand ihre Berufung über Umwege. Als Kind träumte die gebürtige Steirerin davon, Rockstar zu werden. „Eine Prinzessin wollte ich nie sein.“ Bianka war kein typisches Mädchen. Deshalb ergriff sie auch keinen Frauenberuf. Sie absolvierte eine Lehre zur Malerin und Anstreicherin. Sie blieb aber nur wenige Jahre in diesem Beruf. „Ich wollte weg aus Knittelfeld, bin nach Wien gegangen und habe in einem Café als Bedienung angefangen zu arbeiten.“ Bianka war gerne Kellnerin. Der Kontakt zu den Gästen gefiel ihr. Nicht selten schütteten diese ihr Herz bei ihr aus. „Wenn wenig los war, fingen sie zu erzählen an. Ich merkte, dass ganz viele einsam sind.“

Nach einem Jahr hatte die Großstadt ihren Reiz verloren. „Es war mir zu laut. Ich wollte an einen ruhigeren Ort.“ Wegen eines Jobs kam die Steirerin ins Montafon. „Ich arbeitete im Vitalzentrum Felbermayer im Service.“ Eine Saison später zog sie ins Berner Oberland. Dort war sie einige Monate lang in einem Speiselokal tätig. Die junge Frau wollte sich für ihren Beruf besser qualifizieren. Deshalb ging sie nach Dornbirn und legte hier die Konzessionsprüfung ab.

Bianka mit ihren Klientinnen  Caroline und Christine bei einem Besuch in Mailand.
Bianka mit ihren Klientinnen Caroline und Christine bei einem Besuch in Mailand.

In den Sozialbereich kam sie durch Zufall. „Das war eine Fügung und vorbestimmt“, glaubt Bianka. Eine Bekannte, die für die Lebenshilfe arbeitete, fragte sie, ob sie ein herzkrankes blindes Kind betreuen würde. Bianka sagte zu. Das war der Beginn ihres mehrjährigen Engagements bei der Lebenshilfe. Sie begleitete dort auch Menschen mit Beeinträchtigungen in einem Wohnhaus und in einer Wohngemeinschaft. Die Arbeit erfüllte sie, weil sie anderen Menschen helfen konnte.

Mit 33 Mutter geworden

Aber da sie in diesem Bereich keine Ausbildung hatte, wollte sie sich an der Kathi-Lampert-Schule zur Fachsozialbetreuerin für Menschen mit Beeinträchtigungen ausbilden lassen. „Aber dann wurde ich mit Quentin schwanger.“ Mit 33 Jahren wurde Bianka Mutter. „Ich bin froh und dankbar, dass ich das Kind habe.“ Wegen Quentin musste sie jedoch vorerst ihre Pläne ändern. Die Mutter beschloss, die Ausbildung zur Restaurantfachfrau zu machen und in Teilzeit in einem alteingesessenen Café in Dornbirn zu arbeiten. Aber nach vier weiteren Jahren in der Gastronomie stellte das Leben sie abermals vor die Entscheidung, in die soziale Arbeit zu wechseln. „Nadine Huf ist eine Freundin von mir. Sie leitet den Füranand-Treff in Dornbirn, das ist eine Freizeiteinrichtung für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung ab 14 Jahren. Nadine fragte mich, ob ich nicht im Füranand arbeiten wolle.“

Bianka und Margarethe (rechts). Die Invaliditätsrentnerin kommt jeden Montag auf einen Schwatz vorbei.
Bianka und Margarethe (rechts). Die Invaliditätsrentnerin kommt jeden Montag auf einen Schwatz vorbei.

Die Wahldornbirnerin freute sich über die neuerliche Chance und schlug das Angebot nicht aus. Seither leitet Bianka, die die Kathi-Lampert-Schule dann doch noch berufsbegleitend absolvierte, den Mädchen- und Frauentreff im Füranand. Als solche unternimmt die Sozialbetreuerin viel mit ihren Klientinnen. „Wir gehen zusammen schwimmen, shoppen, Eis essen, ins Kino und Theater, machen Wellnesstage, Partys, Ausflüge, kleine Wanderungen, Stadtführungen, Schifffahrten, Städtetrips, besuchen Büchereien, Märkte und Konzerte, basteln, malen, grillen und kochen miteinander oder trinken im Treff in der Marktpassage einfach nur zusammen einen Kaffee.“ Ihre Gäste haben die verschiedensten Beeinträchtigungen, Caroline zum Beispiel ist blind, Christine Spastikerin und Gönül hat eine Lernschwäche.

Bianka mit ihrem Hund Saja.
Bianka mit ihrem Hund Saja.

Bianka gefällt ihr Job sehr. „Ich bekomme von meinen Gästen viel an Wertschätzung und Dankbarkeit zurück. Sie sind froh, dass man mit ihnen was unternimmt und auf sie und ihre Wünsche eingeht.“

Mit Margarethe kommt gerade ein Gast zur Tür herein. Die Invaliditätsrentnerin schaut jeden Montag auf einen Schwatz vorbei. “Ich bin froh, wenn ich mal aus meinen vier Wänden hinauskomme.” Die Sozialarbeiterin serviert ihr einen Kaffee. Und schon befinden sich die beiden Frauen mitten in einem Gespräch über Gott und die Welt.

Bianka Dölpl

geboren 17. Jänner 1977 in Knittelfeld

Wohnort Dornbirn

Familie in Partnerschaft, ein Sohn

Hobbys Wandern, Radfahren, Sauna, Lesen, Musik

Motto Menschen so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte