Frischer Wind für altes Handwerk

Gabriele Ofner setzt mit ihrer Nähmaschine und „Glûfô Mode“ Akzente gegen achtlosen Textilkonsum.
Andelsbuch Wenn sich Gabriele Ofner (27) an ihre Nähmaschine setzt, dann sitzt wenig später alles nach Maß. Als Nächstes werden es unter anderem ein rotes Ballkleid und schwarz-goldene Faschingskostüme sein, welche an einer Kleiderstange in ihrer Werkstatt in Andelsbuch hängen. Daneben ist eine Trachtenweste aus schwarzem mit Blumenmuster besticktem Samt im Entstehen. Das Schnittmuster dazu hat sie bereits auf dem Stoff platziert und mit Stecknadeln befestigt.
„Das Handwerkliche liegt einfach in der Familie“, sagt die Bregenzerwälderin. Sie wuchs mit drei Brüdern in Andelsbuch auf und vertiefte sich an der HTL Dornbirn in Mode und Produktionstechnik. Nach einem Ausflug in eine andere Branche arbeitete sie in den vergangenen vier Jahren in der Schweiz in einer Kleinkonfektion. Nun widmet sie sich als Maßschneiderin mit ihren jungen Händen einem uralten Handwerk und verdient damit ihre Brötchen.
Schritt in die Selbstständigkeit
„Das ist jetzt natürlich schon eine Umstellung. Davor hatte ich ein fixes Gehalt. Jetzt kommt es auf die Aufträge an“, erläutert sie den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit, bei der sie von ihren Eltern, ihrer Tante und ihrem Freund unterstützt wird.
Angetan hat es Gabriele Ofner unter anderem die Trachtenmode. Vom Schnittpapier weg wendet die Frau mit den zusammengebundenen blonden Haaren und dem schwarzen Longpullover ihren Blick in Richtung einer Schneiderpuppe in der Ecke ihres Ateliers. „Dieses Stück stammt von meiner Uroma und dieses von meiner Tante.“ Bei ihren Erklärungen deutet sie auf Stecktuch und Band am Dekolleté einer Juppe.
Die kunstvoll bestickte Bregenzerwälder Frauentracht hat sie für sich persönlich gefertigt. Die Grundlagen und das Geschick dafür hat sie sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit und in einem Kurs angeeignet. „Eine Juppe zu nähen, ist schon etwas Besonderes“, sagt sie über das kostbare Kleidungsstück. Demnächst wird sie auch Kurse in der Juppenwerkstatt Riefensberg leiten.
Nachhaltige Mode
Neben Juppen sind es vor allem Ballkleider aus feinen Stoffen und Dirndl, für welche Gabriele Ofner Maß nimmt, um dann ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. „Auch meine eigenen Dirndl habe ich alle selbst genäht. Da kann man sich richtig austoben“, erklärt sie und lacht. Ebenso hat sie sich mit anderen Kleidungsstücken bereits ausprobiert und nimmt Änderungen vor. Weiters näht sie Mützen sowie Hand- und Badetaschen bei Auftragsflaute und bietet diese auf ihrer Website und auf Märkten feil.
„Die hier ist aus Markisenstoffresten“, erklärt die Schneiderin und deutet auf eine graue Badetasche. So ist es ihr ein Anliegen, Stoffreste genauso wie Kleidungsstücke vor der Mülltonne zu bewahren. „Wenn es niemanden mehr gäbe, der Kleidung ändern könnte, würde vieles weggeschmissen“, meint sie im Hinblick auf den Textilkonsum.
Ihr Ziel ist es nun, ihr Geschäft Schritt für Schritt aufzubauen und mit ihrer Marke Bewusstsein für die Bedeutung von Kleidungsstücken zu schaffen. Gewählt hat sie dafür den Namen „Glûfô Mode“, welcher im Zuge eines Brainstormings bei einem „Achtele“ entstanden sei. „Es sollte etwas sein, das auch zum Bregenzerwald passt.“ Und das Dialektwort „Glûfô“ bedeutet auf Hochdeutsch Sicherheitsnadel. Das dazu passende Logo hat eine Freundin entworfen.
Mit ihren Freunden tauscht sie sich aber natürlich nicht nur in Sachen Mode aus, sondern geht auch gerne mit ihnen auf Reisen. „Wenn halt mal Zeit dafür bleibt“, ergänzt die Jungunternehmerin. Neben Reisen zählen ebenso Skifahren, Wandern oder Gartenarbeit zu den Hobbys der Naturliebhaberin. „Und natürlich Nähen.“ VN-mef
„Wenn es niemanden mehr gäbe, der Kleidung ändern könnte, würde vieles weggeschmissen.“



Zur Person
Gabriele Ofner
Alter 27
Ausbildung HTL Dornbirn (Mode und Produktionstechnik), Ausbildnerkurs
beruf selbstständige Maßschneiderin (Glûfô Mode)
hobbys Skifahren, Wandern, Reisen
Website www.glufomode.at