Expertin für die globale Gesundheit

Doris Burtscher (58) ist seit über 20 Jahren für „Ärzte ohne Grenzen“ im Einsatz.
Wien, Bregenz Doris Burtscher ist in ihrem Leben schon viel gereist. Ihre Forschungsarbeit führte sie zum Beispiel schon nach Afghanistan, Indien, in den Irak, in den Südsudan und Haiti. Bei ihren Einsätzen für „Ärzte ohne Grenzen“ geht sie der Frage auf den Grund, wie Menschen in verschiedenen Ländern mit Krankheit und Gesundheit umgehen. „Wichtig ist, bevor moralisiert wird, erst einmal die ganzen Umstände zu verstehen“, sagt Burtscher.
Die Forscherin ist in Nüziders aufgewachsen und hat in Wien Kultur- und Sozialanthropologie studiert. Bei ihrer Doktorarbeit hat sie sich auf die sogenannte Medizinanthropologie spezialisiert und ist seit 2001 für „Ärzte ohne Grenzen“ im Einsatz.
Medizinische Problemforschung
Seit über 20 Jahren geht Burtscher nun schon der Frage auf den Grund, mit welchen medizinischen Problemen Menschen in verschiedenen Ländern zu kämpfen haben. „Es geht etwa darum herauszufinden, was Menschen zur Verfügung haben, welche Gesundheitseinrichtungen es gibt, wie weit entfernt diese liegen und ob es Transportmöglichkeiten gibt.“
So untersuchte sie im Irak zum Beispiel, wieso es eine hohe Rate an Kaiserschnitten gibt. In Kirgisistan erforschte sie, wie Patientinnen und Patienten mit multiresistenter Tuberkulose umgehen. In der Demokratischen Republik Kongo ging sie der Frage nach, wie Todesfälle in Zusammenhang mit unsicheren Abtreibungen verhindert werden können. „Oft ist das Grundproblem Armut“, sagt Burtscher.
Zuletzt reiste Burtscher dieses Jahr nach Haiti, einem Land, welches unter Naturkatastrophen und extremer Kriminalität leidet. Hier fuhr sie in Bergregionen und Dörfer, um den Zugang von Frauen zu medizinischer Versorgung zu dokumentieren und herauszufinden, warum viele Frauen zu Hause gebären und wie Hilfe bei komplizierten Geburten geleistet werden könnte. Oft sei es für die Frauen sehr herausfordernd, ein Spital zu erreichen.
Mittlerweile hat die 58-Jährige über 20 Einsätze absolviert und weiß von vielen schönen Begegnungen zu berichten. Oft war es für sie schwer, wieder heimzukehren. Denn bei ihren Interviews hat sie beispielsweise auch mit Frauen zu tun, die von sexueller Gewalt betroffen sind. „Ich kann heim, und sie müssen wieder aufs Feld und sich fragen, wen erwischt es heute“, sagt Burtscher. Die Betroffenheit über die Situation der Frauen schwingt dabei deutlich mit.
Nie ohne Springseil
Wichtig ist für die Forscherin während Einsätzen neben einem Team, in dem sie sich wohlfühlt, auch mit ihrer Familie bzw. ihrem Partner in Kontakt zu sein. „Ohne das ginge es nicht“, sagt sie. Zudem geht es ebenso nicht ohne Springseil, mit dem sie sich fit hält. „Das habe ich immer dabei, da joggen ja nicht immer möglich ist.“ Inzwischen läuft auch schon die Planung für die nächste Reise. Anfang des Jahres 2024 geht es für sie nach Uganda. „Dort wird es um Jugendliche und sexuelle Gesundheit gehen“, erzählt Burtscher. VN-MEF
„ Wichtig ist, bevor moralisiert wird, erst einmal die ganzen Umstände zu verstehen.“



Zur Person
Doris Burtscher
Alter 58
Wohnort Wien
Ausbildung Studium der Kultur- und Sozialanthropologie in Wien
Hobbys Seilspringen, Lesen, Yoga, Kino
Doris Burtscher berichtet am
23. November 2023 um 19 Uhr im Vorarlberg Museum über ihre Erfahrungen. Die Veranstaltung wird von „Ärzte ohne Grenzen“ organisiert.