Ein Paradies für Stacheltiere

Menschen / 24.11.2023 • 16:45 Uhr
Ihren Garten auf dem Salvatorkolleg-Areal hat Adele zu einem Igeldorf umfunktioniert. <span class="copyright">hrj</span>
Ihren Garten auf dem Salvatorkolleg-Areal hat Adele zu einem Igeldorf umfunktioniert. hrj

Adele Dornig nimmt hilfsbedürftige Igel auf und betreut sie bis zur Auswilderung im Frühling.

HÖRBRANZ Max ist noch winzig, aber schon ziemlich frech. Nur 138 Gramm bringt das stachelige Kerlchen mit den Knopfaugen auf die Waage. Max war wenige Tage alt, als er gefunden und zu Adele Dornig gebracht wurde. Die 67-jährige Pensionistin kümmert sich um Igel, die ohne menschliche Hilfe nicht überleben können.

Ohne menschliche Hilfe überlebt dieses Igelkind den Winter nicht. <span class="copyright">hrj</span>
Ohne menschliche Hilfe überlebt dieses Igelkind den Winter nicht. hrj

„Ich arbeite schon lange mit Tieren“, sagt Adele. Die ausgebildete Friseurin stylte zuerst Menschenhaar, dann entschied sie sich für die Hundefellpflege. 25 Jahre, bis zur Pensionierung 2015, führte sie einen Hundesalon, und 16 Jahre ihres Lebens teilte sie mit einem eigenen Hund, dem Havaneser Billy: „Billy wurde schwer krank und musste im September eingeschläfert werden.“ Der Tod des geliebten Tieres hat Adele ziemlich zugesetzt. Die Betreuung von Igeln hilft ihr nun, darüber hinwegzukommen.

Jeden Tag schaut Adele Dornig nach, ob ein Tier in der SOS-Igel-Notfallklappe liegt. <span class="copyright">hrj</span>
Jeden Tag schaut Adele Dornig nach, ob ein Tier in der SOS-Igel-Notfallklappe liegt. hrj

Verein gegründet

Es war im Frühjahr vor drei Jahren, als die tierliebende Pensionistin den Verein „Igelfreunde Hörbranz“ gründete und ihr auf dem Grundstück des Salvatorkollegs gemietetes Gartenteil zu einem Igeldorf umgestaltete. Die Igelhäuser und SOS-Igel-Notfallklappe vor dem Gartentor (Lochauerstraße 107) hat sie selbst gebaut. Zudem richtete sie in der ehemaligen Waschküche des Klosters ein Winterquartier mit Pflegestation ein. Dort versorgt sie kranke und verletzte Igel und päppelt untergewichtige Jungtiere auf.

Der nur 138 Gramm leichte Max wird noch mit dem Fläschchen gefüttert. <span class="copyright">hrj</span>
Der nur 138 Gramm leichte Max wird noch mit dem Fläschchen gefüttert. hrj
Nach der Fütterung darf der kleine Max wieder zu den anderen Artgenossen.
Nach der Fütterung darf der kleine Max wieder zu den anderen Artgenossen.

Den Waschküchenraum verdankt Adele dem Hörbranzer Bürgermeister Andreas Kresser: „Er besuchte einmal mein Igeldorf und zeigte sich erstaunt, dass es so etwas hier gibt. Ich sagte, ich brauche einen Raum für ein Winterquartier. Er sagte, er werde etwas finden.“ Kurz darauf stellte ihr die Verwaltung des Salvatorkollegs die ehemalige Waschküche zur Verfügung. Unentgeltlich. Allerdings endet 2024 der Mietvertrag für den Garten aufgrund der künftigen Nutzung des Klosterareals. Und dann? „Weiß ich nicht. Das Igeldorf und das Winterquartier müssen dann wohl weg“, befürchtet Adele.

Die ehemalige Klosterwaschküche dient als Winterquartier und Pflegestation für Igel. <span class="copyright">hrj</span>
Die ehemalige Klosterwaschküche dient als Winterquartier und Pflegestation für Igel. hrj
Adele Dornig hat die Häuser für ihre Schützlinge selbst gebaut. <span class="copyright">hrj</span>
Adele Dornig hat die Häuser für ihre Schützlinge selbst gebaut. hrj

Die ersten Igel, die sie betreute, bekam sie von Anneliese Dalpez, der bekannten Igelmama aus Nüziders. „Das war im Frühling 2021“, erinnert sich Adele. „Anneliese hat die Tiere in ihrer Igelstation überwintert, ich habe sie im Mai, nach den drei Eisheiligen, ausgewildert.“ Ein paar Wochen später übergab ihr eine Bekannte einen Wurf Igelbabys, den sie ohne Muttertier gefunden hatte. Von da an füllte sich das Igeldorf mit Bewohnern. Bisher hat sie an die 300 Stacheltiere gerettet, momentan sind bei ihr etwa 50 in Pflege. Deren Mahlzeiten bestehen aus Lebendfutter wie Heimchen, Larven, Heuschrecken, Mehlwürmern sowie von Adele zubereiteten Menüs, zum Beispiel Hackfleisch mit Ei.

Dieses Igelkind wird von Adele wegen Parasitenbefalls behandelt. <span class="copyright">hrj</span>
Dieses Igelkind wird von Adele wegen Parasitenbefalls behandelt. hrj

Viele Igel sind krank, leiden etwa an Parasitenbefall oder Atemwegserkrankungen aufgrund von Pestiziden auf den Feldern. Nach der Behandlung durch eine Tierärztin in Lindau pflegt Adele die Tiere gesund und rüstet sie für den Winterschlaf. „Dafür müssen Igel mindestens 600 Gramm wiegen“, erklärt sie. „Mit weniger Gewicht schaffen sie es nicht.“ Ihr Appell: „Wenn Sie einen untergewichtigen Igel finden, legen Sie ihn in die SOS-Igel-Notfallklappe und rufen mich an.“

Die Igelretterin hat schon wieder einen hilfsbedürftigen Igel gefunden. <span class="copyright">hrj</span>
Die Igelretterin hat schon wieder einen hilfsbedürftigen Igel gefunden. hrj

Abhängig von Spenden

Die Erhaltung des Igeldorfes und Betreuung der stacheligen Gesellen nehmen viel Zeit und Arbeit in Anspruch und kosten Geld. Adele bekennt: „Ohne tatkräftige Mitarbeit von Birgit Rüscher, der Vizeobfrau unseres Vereins, könnte ich das alles nicht schaffen.“ Finanziell sind die „Igelfreunde Hörbranz“ von Spenden abhängig. „Wir sind dankbar für jeden Euro“, betont Adele, während Max sich anschickt, auf den Küchentisch zu kacken. Der Kleine wohnt noch bei ihr daheim. Ins Igeldorf übersiedelt er, bis er nicht mehr mit dem Fläschchen gefüttert werden muss.

Zur Person

Adele Dornig

Geboren 25. Oktober 1956

Wohnort Hörbranz

Beruf Pensionistin

Familie Single, eine Tochter, zwei Enkelkinder

Hobbys „Die Natur ist mein Hobby.“

Kontakt adele.dornig@gmail.com, 0664 4413870

Spendenkonto Igelfreunde Hörbranz, Volksbank, AT67 4571 0001 3100 7785

Vorarlbergerin des Tages Adele Dornig. <span class="copyright">hrj</span>
Vorarlbergerin des Tages Adele Dornig. hrj