Ein Paradies für Stacheltiere

Adele Dornig nimmt hilfsbedürftige Igel auf und betreut sie bis zur Auswilderung im Frühling.
HÖRBRANZ Max ist noch winzig, aber schon ziemlich frech. Nur 138 Gramm bringt das stachelige Kerlchen mit den Knopfaugen auf die Waage. Max war wenige Tage alt, als er gefunden und zu Adele Dornig gebracht wurde. Die 67-jährige Pensionistin kümmert sich um Igel, die ohne menschliche Hilfe nicht überleben können.

„Ich arbeite schon lange mit Tieren“, sagt Adele. Die ausgebildete Friseurin stylte zuerst Menschenhaar, dann entschied sie sich für die Hundefellpflege. 25 Jahre, bis zur Pensionierung 2015, führte sie einen Hundesalon, und 16 Jahre ihres Lebens teilte sie mit einem eigenen Hund, dem Havaneser Billy: „Billy wurde schwer krank und musste im September eingeschläfert werden.“ Der Tod des geliebten Tieres hat Adele ziemlich zugesetzt. Die Betreuung von Igeln hilft ihr nun, darüber hinwegzukommen.

Verein gegründet
Es war im Frühjahr vor drei Jahren, als die tierliebende Pensionistin den Verein „Igelfreunde Hörbranz“ gründete und ihr auf dem Grundstück des Salvatorkollegs gemietetes Gartenteil zu einem Igeldorf umgestaltete. Die Igelhäuser und SOS-Igel-Notfallklappe vor dem Gartentor (Lochauerstraße 107) hat sie selbst gebaut. Zudem richtete sie in der ehemaligen Waschküche des Klosters ein Winterquartier mit Pflegestation ein. Dort versorgt sie kranke und verletzte Igel und päppelt untergewichtige Jungtiere auf.


Den Waschküchenraum verdankt Adele dem Hörbranzer Bürgermeister Andreas Kresser: „Er besuchte einmal mein Igeldorf und zeigte sich erstaunt, dass es so etwas hier gibt. Ich sagte, ich brauche einen Raum für ein Winterquartier. Er sagte, er werde etwas finden.“ Kurz darauf stellte ihr die Verwaltung des Salvatorkollegs die ehemalige Waschküche zur Verfügung. Unentgeltlich. Allerdings endet 2024 der Mietvertrag für den Garten aufgrund der künftigen Nutzung des Klosterareals. Und dann? „Weiß ich nicht. Das Igeldorf und das Winterquartier müssen dann wohl weg“, befürchtet Adele.


Die ersten Igel, die sie betreute, bekam sie von Anneliese Dalpez, der bekannten Igelmama aus Nüziders. „Das war im Frühling 2021“, erinnert sich Adele. „Anneliese hat die Tiere in ihrer Igelstation überwintert, ich habe sie im Mai, nach den drei Eisheiligen, ausgewildert.“ Ein paar Wochen später übergab ihr eine Bekannte einen Wurf Igelbabys, den sie ohne Muttertier gefunden hatte. Von da an füllte sich das Igeldorf mit Bewohnern. Bisher hat sie an die 300 Stacheltiere gerettet, momentan sind bei ihr etwa 50 in Pflege. Deren Mahlzeiten bestehen aus Lebendfutter wie Heimchen, Larven, Heuschrecken, Mehlwürmern sowie von Adele zubereiteten Menüs, zum Beispiel Hackfleisch mit Ei.

Viele Igel sind krank, leiden etwa an Parasitenbefall oder Atemwegserkrankungen aufgrund von Pestiziden auf den Feldern. Nach der Behandlung durch eine Tierärztin in Lindau pflegt Adele die Tiere gesund und rüstet sie für den Winterschlaf. „Dafür müssen Igel mindestens 600 Gramm wiegen“, erklärt sie. „Mit weniger Gewicht schaffen sie es nicht.“ Ihr Appell: „Wenn Sie einen untergewichtigen Igel finden, legen Sie ihn in die SOS-Igel-Notfallklappe und rufen mich an.“

Abhängig von Spenden
Die Erhaltung des Igeldorfes und Betreuung der stacheligen Gesellen nehmen viel Zeit und Arbeit in Anspruch und kosten Geld. Adele bekennt: „Ohne tatkräftige Mitarbeit von Birgit Rüscher, der Vizeobfrau unseres Vereins, könnte ich das alles nicht schaffen.“ Finanziell sind die „Igelfreunde Hörbranz“ von Spenden abhängig. „Wir sind dankbar für jeden Euro“, betont Adele, während Max sich anschickt, auf den Küchentisch zu kacken. Der Kleine wohnt noch bei ihr daheim. Ins Igeldorf übersiedelt er, bis er nicht mehr mit dem Fläschchen gefüttert werden muss.
Zur Person
Adele Dornig
Geboren 25. Oktober 1956
Wohnort Hörbranz
Beruf Pensionistin
Familie Single, eine Tochter, zwei Enkelkinder
Hobbys „Die Natur ist mein Hobby.“
Kontakt adele.dornig@gmail.com, 0664 4413870
Spendenkonto Igelfreunde Hörbranz, Volksbank, AT67 4571 0001 3100 7785
