Auf neuen Wegen

Manuela Köhler ist neue Leiterin der Aidshilfe, die bald nicht mehr so heißt.
Bregenz Neues Gesicht, neuer Name: Bei der Aidshilfe Vorarlberg war und ist einiges im Umbruch. Manuela Köhler (40) übernahm im August die Geschäftsführung von Angela Knill, und ab 1. Dezember wird aus der Aidshilfe die „Sexuelle Gesundheit Vorarlberg“. Hinter dieser Maßnahme steckt das Bemühen, die noch immer vorherrschende Stigmatisierung abzuschütteln und das Thema zu enttabuisieren. „Die Landesstelle der Aidshilfe wurde 1986 gegründet, den Verein gibt es seit 1991. Seitdem hat sich so viel getan, gerade, was die medikamentöse Behandlung betrifft. Es ist deshalb an der Zeit, die Sichtweisen zu ändern“, begründet Manuela Köhler.
Reizvolle Aufgabe
Die in Sachsen geborene Mutter einer 14-jährigen Tochter zog es bald einmal nach dem Studium an den Bodensee, wo sie ihrer großen Leidenschaft, dem Segeln frönen kann. Allerdings musste auch ein Job her. Manuela Köhler fand ihn beim Institut für Sozialdienste, wo sie elf Jahre in der Frauennotwohnung beschäftigt war. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei der Marktgemeinde Lauterach bewarb sie sich für die Geschäftsführung der Aidshilfe: „Ich habe die Stellenanzeige gelesen und gewusst, diese Aufgabe ist etwas für mich.“ Zum einen schätzt sie die Arbeit mit Klienten, zum anderen ist es ihr wichtig, aus einer anderen Ebene auf ein Problem zu schauen und zu unterstützen. Gleichwohl reizte Manuela Köhler auch das Ansinnen, die Aidshilfe umzubenennen. „Das in so kurzer Zeit zu bewerkstelligen war zwar eine Herausforderung, aber sie lohnte sich“, ist Köhler überzeugt. Wegzukommen von Vorbehalten und Vorurteilen, von Dingen, die nach wie vor in den Köpfen vieler Menschen herumgeistern, dort aber schon längst nicht mehr hingehören, treibt sie an. „Viele erwachsene Menschen sind auf dem Wissensstand von früher, als Aids noch Angst machte, stehengeblieben“, vermutet Köhler. Aus diesem Grund sieht sie Aufklärung und Bewusstseinsbildung weiterhin als große Aufgabe der Aidshilfe. Bei jungen Leuten geschieht dies unter anderem über Workshops an Schulen. Die neue Aidshilfe-Geschäftsführerin ist froh, dieses Angebot zu haben. Vonseiten der Finanzgeber sieht Manuela Köhler die Aidshilfe durchaus wertgeschätzt. „Die Arbeit hört im sozialen Bereich nie auf, und mehr Geld wäre immer gut“, bemerkt sie mit einem Lächeln. Auch dafür wird die begeisterte Seglerin in den Verhandlungsring steigen.
Ein weiteres Anliegen ist Manuela Köhler die Zusammenarbeit mit den Ärzten. Michelle Aczel vom LKH Feldkirch bezeichnet sie als eine ganz wichtige Kooperationspartnerin. „Wir wissen, dass die Patienten dort gut behandelt werden. Das ist sehr wertvoll für uns.“ Köhler möchte die Versorgung aber nicht nur im Spital verortet wissen. „Alle Mediziner sollten wach sein für HIV“, wünscht sie sich. Auch über neue Schwerpunkte für das kommende Jahr denkt sie bereits nach. Mehr Testzeiten? Testangebote in den Bezirken schaffen? Wie kommen wir an Menschen im ländlichen Raum? Es sind solche und andere Fragen, die Manuela Köhler beschäftigen. Größere Räumlichkeiten würde sie auch mit Handkuss nehmen. Jetzt aber freut sie sich zuerst einmal auf die Red Ribbon Night am 2. Dezember: „Es wird eine wunderbare Sache“, schwärmt Manuela Köhler. VN-MM
„Viele Erwachsene sind auf dem Wissensstand, als Aids noch Angst machte, stehengeblieben.“



Zur Person
manuela köhler
Alter 40
Werdegang Studium Soziale Arbeit, Mitarbeiterin des Ifs in der Frauennotwohnung, Geschäftsführerin der Aidshilfe Vorarlberg
Wohnort Lindau
Arbeitsort Bregenz,
Familie Tochter (14)
Hobbys Segeln