„Ich bin eine Romantikerin“

Menschen / 13.12.2023 • 18:06 Uhr
Seit 2002 verkörpert Maria Furtwängler die „Tatort“-Kommissarin Charlotte Lindholm. Reuters
Seit 2002 verkörpert Maria Furtwängler die „Tatort“-Kommissarin Charlotte Lindholm. Reuters

Maria Furtwängler über ihre Hauptrolle im neuen Weihnachtsfilm und ihre Zukunft als „Tatort“-Kommissarin.

München Millionen Krimifans kennen sie als „Tatort“-Kommissarin Charlotte Lindholm, jetzt zeigt sich Maria Furtwängler zur Abwechslung von ihrer heiteren Seite: In der Komödie „Abenteuer Weihnachten“ (Freitag, ARD) spielt die 57-Jährige eine Mutter, deren große Patchworkfamilie sich kurz vorm Fest so zerstreitet, dass die Kinder Reißaus nehmen, um den Eltern einen Denkzettel zu verpassen.

 

Frau Furtwängler, die meisten Menschen kennen Sie ja als Tatort-Kommissarin, aber Ihre erste große Fernsehrolle war Ende der 80er-Jahre die Serie „Eine glückliche Familie“. Nun sind Sie wieder in einem turbulenten Familienstoff zu sehen . . .

Furtwängler Ich bin eine Romantikerin, was das Thema Familie angeht. Und ich finde, dass es tatsächlich so ist: Familie kann nicht groß genug sein. Ich liebe es, wenn viele Menschen da sind, gerade an Weihnachten.

 

Was hat Sie daran gereizt, einen Weihnachtsfilm zu drehen und zu produzieren?

Furtwängler Ich bin im Herzen eine kindliche Seele. Ich hänge sehr an den Traditionen rund um Weihnachten und möchte mir das bewahren, gleichzeitig habe ich Freude an Komödie. Das hat mich dazu inspiriert, eine Weihnachtskomödie mit viel Wärme zu entwickeln. Der Film zeigt aber auch, wie schwer es ist, so viele Menschen mit ihren unterschiedlichen Erwartungen an diese Zeit unter einen Hut zu bringen.

 

Sie spielen eine Mutter, die nach der Trennung von ihrem Mann mit einer Frau zusammenlebt. Ist es Ihre erste homosexuelle Rolle?

Furtwängler Nein, in dem großen ZDF-Zweiteiler „Schicksalsjahre“ habe ich auch schon eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft erzählt. Wir wollten aber in der Weihnachtskomödie beides, das Queere und die Patchwork-Realität, nicht als etwas Besonderes ausstellen, sondern eher beiläufig miterzählen, denn so sind halt die Familien heute.

 

Die Welt hat sich verändert . . .

Furtwängler Die Modelle sind vielfältiger geworden, es ist nicht mehr nur Vater, Mutter, Kind, Oma. Ich glaube aber, dass sich beides miteinander vereinbaren lässt, Tradition und Modernität. Die Sehnsucht nach Ritualen ist uns Menschen eigen. Ich selber hänge an einem Weihnachten, wie ich es von meiner Mutter her kenne und sie es von ihrer Mutter – wir haben immer noch die Krippe vom Urgroßvater. Auf der anderen Seite leben viele in Patchworkfamilien, ich selber habe Halbbrüder und eine Stiefmutter, es gibt Ex-Partner und Ex-Partnerinnen. Und dann ist da all der Stress, den das Fest mitbringt. Die zu hohen Erwartungen und die Hektik.

 

Fällt es Ihnen in Zeiten wie diesen schwerer, unbeschwert Weihnachten zu feiern?

Furtwängler Es ist ja aber niemandem geholfen, wenn wir in der Ecke sitzen und heulen. Gerade vor dem Hintergrund von Kriegen, Klimawandel und Artensterben kann es uns nur helfen, innezuhalten und sich auf das zu besinnen, was das Kostbarste ist, die Liebe, die uns untereinander, aber auch mit unserem Planeten verbindet.

 

Sie haben neulich gemeinsam mit Ihrer Tochter Elisabeth eine Studie über Klimawandel und Biodiversität im Fernsehen veröffentlicht. Welche Rolle haben diese Aspekte bei den Dreharbeiten gespielt?

Furtwängler Wir haben meine Filmtochter ausgestattet mit einem konsumkritischen ökologischen Bewusstsein, haben es aber komödiantisch verpackt. Ich glaube, so kann man Messages am besten verpacken – mit einem Lachen statt mit erhobenem Zeitfinger.

 

In letzter Zeit gab es sehr viele dystopische Filme und Serien, die von den apokalyptischen Folgen des Klimawandels erzählten. Dann halten Sie das nicht für den richtigen Weg?

Furtwängler Man erreicht nicht alle Menschen mit den gleichen Mitteln. Manche Menschen fühlen sich durchaus zum Handeln bewegt, wenn man ihnen sagt, wie krass und grauenvoll alles ist, andere fühlen sich gelähmt. Es darf auf keinen Fall nur über die Dystopie gehen, sondern die Frage ist ja: Wie kommt das Thema in einer romantischen Komödie oder einem Weihnachtsfilm vor – oder in einem „Tatort“?

 

Haben Sie schon einen „Tatort“ mit Charlotte Lindholm zu diesen Themen im Auge?

Furtwängler Ideen habe ich immer viele und ich bin auch an der Entwicklung eines entsprechenden Stoffes, aber die ist leider noch nicht spruchreif. Es geht ja auch darum, wie man diese Dinge miterzählen kann, ohne dass sie im Mittelpunkt stehen. Und wie man ein anderes Bild davon vermitteln kann, was erstrebenswert ist.

 

Wie geht es 2024 konkret mit Charlotte Lindholm weiter?

Furtwängler Es wird auf jeden Fall 2024 einen neuen Fall geben. ski