Den Sprung ins Unbekannte gewagt

Johanna Wiser (20) hat in Ecuador Kinder aus schwierigen Verhältnissen betreut.
FRASTANZ Um ihre Spanischkenntnisse zu verbessern – „und aus Neugier“ – wollte Johanna Wiser nach der Matura unbedingt ins Ausland. Am liebsten nach Südamerika. Die Studentin entschied sich für ein freiwilliges Auslandsjahr in Ecuador, vermittelt von der Caritas Auslandshilfe. Die Organisation der katholischen Kirche bietet im Rahmen des Programms „Internationale Freiwilligeneinsätze“ jungen Menschen ab 18 Jahren an, in verschiedenen Ländern an Auslandsprojekten teilzunehmen und dadurch Erfahrung mit anderen Lebensweisen und Sprachen zu sammeln. Durchgeführt wird das Programm in Zusammenarbeit mit der IFE (Internationale Freiwilligeneinsätze CÖ). Auf Ecuador kam Johanna Wiser durch ihren Vater, der bei der Caritas beschäftigt ist, und durch Bekannte, die dort ein Freiwilligenjahr absolviert haben. Sie selbst war von August 2022 bis Juni 2023 in Ecuador.

30 Heimkinder
Die junge engagierte Frau war im Kinderheim „Tadeo Torres“ in Cuenca, einer 330.000-Einwohner-Stadt im Andenhochland Ecuadors, im Einsatz. Von Montag bis Freitag betreute sie 30 Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren, die aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen oder keine Familie mehr haben. „Wir Freiwilligen haben den ErzieherInnen beim Wickeln der Babys, beim Ankleiden der Kinder, aber auch beim Trösten geholfen. Wir haben mit den Kindern gelernt und gespielt. Und wir haben sie bei Ausflügen begleitet“, zählt Johanna Wiser auf.

Die Arbeit im „Tadeo Torres“ habe sie angesprochen: „Ich konnte Erfahrungen sammeln, neue Lebenswelten kennenlernen und mich dabei sozial betätigen.“ Mit Kindern zu arbeiten, erfordert viel Geduld. Das hat die Studentin in diesem Kinderheim gelernt. „Es war viel anstrengender, als ich es mir vorgestellt habe“, erinnert sie sich. „Zeitweise war ich auch überfordert.“ Dennoch habe sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und gelernt, „mich gut auf Menschen einzulassen“.

Selbstständig und selbstbewusst
Auf die Kinder, die MitarbeiterInnen, auch die Gastfamilie und alle anderen Leute, mit denen sie zu tun hatte. Ihr Fazit: „Im Ausland, in einer anderen Kultur zu leben, hat mich selbstständiger und selbstbewusster gemacht.“ Und: Obwohl Ecuador gefühlt am anderen Ende der Welt liegt, habe sie festgestellt, dass die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen überall ziemlich ähnlich sind. „Alle jungen Menschen sollten ein freiwilliges Auslandsjahr machen“, empfiehlt Johanna Wiser.

Denn es sei wichtig, das behütete Zuhause eine Zeitlang zu verlassen und den Sprung ins Unbekannte zu wagen. „Man lernt dabei sich selbst besser kennen und mit Herausforderungen umzugehen.“ In Ecuador machte sich Johanna Wiser nicht nur mit einem anderen Land, einer anderen Kultur und anderen Menschen vertraut: „Ich habe dort auch eine zweite Heimat gefunden.“

Bei der Gastfamilie zu leben und mit den Kindern zu arbeiten, habe sie reifen lassen, betont sie. Außerdem habe sie erkannt, was im Leben wichtig ist, „und dass mir die Arbeit im sozialen Bereich sehr gut gefällt“. Darum hat sie sich für das Studium Soziale Arbeit an der Uni in Innsbruck entschieden.

„Was ich aus Ecuador für mein weiteres Leben mitgenommen habe, sind der Lebensmut und die Herzlichkeit der Menschen“ resümiert Johanna Wiser. Die Ecuadorianer stehen trotz der teils schwierigen Umstände in ihrem Land füreinander ein und hoffen auf eine bessere Zukunft. Diese Lebenseinstellung, die Johanna Wiser in Ecuador gelernt hat, will sie auch hier, daheim in Österreich, beibehalten.
Zur Person
Johanna Wieser
Geboren 25. November 2003
Wohnort Frastanz und Innsbruck
Ausbildung Studium Soziale Arbeit
Hobbys Lesen, Backen und Reisen
Info-Veranstaltung 29. Jänner 2024, ab 18 Uhr im Wirkraum der Caritas Auslandshilfe, Bahnhofstraße 9, Dornbirn. Kontakt: nicole.haertl@caritas.at, Tel. 0676-884 20 7972