Während einer Weltreise im Ländle gestrandet

Menschen / 18.09.2025 • 15:15 Uhr
Während einer Weltreise im Ländle gestrandet
Susanne Heil interessiert sich seit je für das Wunderwerk Mensch und das Zusammenspiel von Körper und Geist.Heidrun Joachim

Selbsterfahrungen und Beobachtungen führten Susanne Heil auf ihren Berufsweg.

Götzis Susanne Heil sitzt auf einem Sessel in ihrem Therapieraum. Sie lächelt, die Körpersprache signalisiert: Da ist jemand, der zuhört. Ihr Blick vermittelt das Gefühl, ganz gesehen zu werden. “Ich habe immer gern beobachtet und früh gespürt, dass ich Menschen nah sein wollte”, sagt die 44-Jährige, die heute als Kinesiologin (www.susanneheil.at) arbeitet. Der Ursprung ihres Weges dahin fußt auf eigenem Erleben. In Vorarlberg sind Susanne und ihr Mann Christoph gestrandet, als sie Neuseeland erobern wollten.

Die Kinesiologin will Bewusstsein und Raum für das Thema Trauma schaffen.  JH
Die Kinesiologin will Bewusstsein und Raum für das Thema Trauma schaffen. JH

Aufgewachsen ist Susanne im Burgenland. Fünf Jahre war sie, als ihr Vater unerwartet verstarb. Die Mutter war selbstständig, die Verantwortung für Geschäft, Haushalt und drei Kinder lag plötzlich allein auf ihren Schultern. “Sie stand unter Hochstress, war stark, funktionierte. Tränen und Trauer hat sie nicht zulassen können. Dafür war kein Platz”, weiß Susanne. Und auch die Schwestern mussten stark sein. “Wir haben reflektiert, was unsere Mutter vorgelebt hat.” Ihre Kinderjahre waren gut, jedoch die junge Susanne spürte, dass irgendetwas nicht richtig war.

„Ich begleite Menschen dabei, Bewusstsein für ihren Körper und ihr Innerstes zu entwickeln.“

Susanne Heil, Kinesiologin

Tiefgreifende Geschichten

Ihr Berufsweg führte zunächst nach Wien und in die Medizin. “Als Radiologietechnologin habe ich viel gelernt. Auch, dass die Aufnahmen nicht immer die Ursachen einer Krankheit aufzeigen.” Susanne kommunizierte gern mit den Patienten, hörte viel Persönliches, erlebte emotionale Zustände. Gerade während der Nachtdienste lernte sie viele junge Leute kennen, deren Beschwerden sich im Bild nicht manifestierten. “Während ich Patienten auf die Untersuchung vorbereitete, erzählten mir manche von ihren Sorgen, andere von Hoffnungen”, blickt Susanne zurück. Die empathische Frau merkte, dass hinter körperlichen Symptomen oft tiefgreifende Geschichten stehen: Stress, schwelende Konflikte, innere Belastungen. “Immer stärker wurde in mir das Gefühl: Es braucht mehr als Technik, um Gesundheit und Wohlbefinden zu verstehen.”

Intensiv hat sich Susanne mit dem Zusammenwirken von Nervensystem und Körper befasst.
Intensiv hat sich Susanne mit dem Zusammenwirken von Nervensystem und Körper befasst. JH

Auf der Suche nach einem Weg, um diese inneren Zusammenhänge zu begreifen, fiel ihr ein Flyer zum Thema Kinesiologie in die Hände. Ein ganzheitlicher Ansatz, der sich auf die Verbindung von Körper, Geist und Seele konzentriert – das interessierte sie. Mit 31 Jahren startete sie in eine zweijährige Ausbildung an einem entsprechenden Institut, es folgten vielfältige Fortbildungen in anerkannten Bereichen der Kinesiologie. “Das Lernen hat meine Welt voll verändert. Ich erkannte, wie viel an Emotion in mir selbst ist, wie viel unverarbeitete Trauer, wie viel ich nur kompensiert habe.” Und sie verstand, warum sie sich “nicht richtig” gefühlt hatte.

Jobs in Vorarlberg

2019 kündigten Susanne und Christoph ihre Jobs und die Wohnung in Wien, um auf Weltreise zu gehen. Die Pandemie stoppte ihre Pläne. Sie wollten nach Neuseeland, kamen bis Australien – und mussten zurück nach Österreich. Im Burgenland mieteten sie sich eine einsam gelegene Ferienwohnung, um Pläne für das weitere Leben zu schmieden. Zufällig fanden sie Jobangebote in Vorarlberg, wurden neugierig auf das Ländle. Ihr neuer Wohnort wurde Götzis, Susanne startete in einem Spital, Christoph in der Privatwirtschaft. “Es war ein harter Anfang.” Vor allem die Kontaktbeschränkungen machten der kommunikationsfreudigen Frau zu schaffen. “Nach einem halben Jahr spürte ich, die Kinesiologie ruft wieder.”

Susanne arbeitet mit sanften, ganzheitlichen Methoden, um das Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotionen zu unterstützen.
Susanne arbeitet mit sanften, ganzheitlichen Methoden, um das Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotionen zu unterstützen. JH

Seit fünf Jahren ist sie nun selbstständig, hat sich tiefer mit dem Nervensystem befasst, das in der Kinesiologie als zentrales Bindeglied zwischen Körper und Geist gilt. “Ich bin bei mir angekommen”, sagt Susanne Heil. Und – die Neuseeland-Reise wurde im Vorjahr nachgeholt. JH

Zur Person

SUSANNE HEIL

GEBOREN 8. Oktober 1980 in Güssing (Burgenland)

WOHNORT Götzis

FAMILIENSTAND verheiratet mit Christoph

BERUF Kinesiologin

HOBBYS Schwimmen, Rennrad fahren, Spaziergänge, Natur