Mit der Trauer nicht alleine sein

Für Irene Christof, Trauer-Koordinatorin der Hospiz, ist Zeit und Geduld sehr wichtig.
Feldkirch Der Tod eines geliebten Menschen hinterlässt immer eine große Lücke. Irene Christof weiß das genau, sie arbeitet bei der Kontaktstelle Trauer von Hospiz Vorarlberg. „Trauern ist die Lösung, nicht das Problem.“ Dieser Spruch von Chris Paul begleitet die Frau aus Batschuns bei ihrer täglichen Arbeit und ist auch zu einer Art Leitmotiv geworden. Seit über 20 Jahren arbeitet sie bei der Caritas Vorarlberg. Eine lange Zeit war sie für Menschen mit Beeinträchtigung da, seit vier Jahren wirkt sie im Hospiz Vorarlberg. „Der Wechsel war eine spontane Entscheidung“, erzählt Irene Christof. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie in den vergangenen Jahren Pionierarbeit geleistet und die Kontaktstelle Trauer aufgebaut. „Wir versuchen bei trauernden Erwachsenen individuell das entsprechende Angebot zu finden“, erklärt sie. Der Zugang könne ganz niederschwellig erfolgen wie bei den Trauercafés und Trauertreffs. Es gibt aber auch Einzelbegleitungen, Workshops oder Vorträge.

Trauer immer noch Tabu-Thema
„Trauer kann nicht verarbeitet, sondern bearbeitet werden“, ist Irene Christof überzeugt. Sie betont, dass Trauer etwas sehr Individuelles ist, jeder Mensch erlebt sie anders, und jeder hat auch sein eigenes Tempo. Neben der Zeit, sich intensiv der Trauer zu widmen wie etwa bei Friedhofsbesuchen, braucht es aber Trauer-Auszeit. “Viele Trauernde erzählen mir, dass sie glauben nicht fröhlich sein zu dürfen“, sagt die Trauerexpertin, um festzuhalten: „Das stimmt nicht, auch Humor und Freude haben Platz.“

Dabei ist ihr eines wichtig zu sagen: „Die Fachleute sind die Trauernden selber, sie geben vor, wie weit die Begleitung gehen darf.“ Aufgefallen ist ihr, dass in der Gesellschaft Trauer häufig immer noch als Tabu-Thema angesehen wird. „Doch je mehr wir darüber reden, Trauernde besuchen, ihnen einen liebevollen Blick zuwerfen, umso mehr wird die Trauer wieder in die Gesellschaft integriert.“

Besonders berührend empfindet Irene Christof die Erzählungen von Trauernden über ihre Verstorbenen, manchmal mit einem Lachen, manchmal mit Tränen. „Doch die Geschichten sind immer bunt und voller Leben.“ Sie versucht im gemeinsamen Gespräch dann kleine (Über-)Lebenshilfen zu finden, die Trauernden, auch wenn es nur ganz wenig ist, etwas Erleichterung bringen. „Ich würde mir sehr wünschen, dass unsere Angebote jene Menschen erreichen, die sie brauchen, dass die Menschen offen für die Themen Tod und Trauer werden und es auch wagen, auf trauernde Menschen zuzugehen.“ Und so lädt sie speziell zu den Trauertreffs und Trauercafés in allen Landesteilen ein. Es gibt aber auch sehr schwere Schicksale und unbegreifliche Themen in ihrer Arbeit. Hier ist der Trauerkoordinatorin der Rückhalt im Team sehr wichtig. Kraft und Ausgleich findet sie auch bei den täglichen Spaziergängen mit ihrem Hund im Wald und vor allem auch in ihrer Familie. Nach Büroschluss erwarten sie zu Hause ihr Mann und ihrer drei Jungs. „Ich liebe die Abwechslung in unserem Haus, wenn unsere Kinder von ihrem Tag erzählen und uns teilhaben lassen. Es ist einfach immer was los.“ KA

Zur Person
Irene Christof
Alter 48 Jahre
Familie mit Mann und ihren drei Kindern in Batschuns
Hobbys Natur, vor allem der Wald, und die Berge zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden.
Kontaktstelle Trauer unter https://www.caritas-pflege.at/vorarlberg/beratung-begleitung/trauerbegleitung E-Mail: irene.christof@caritas.at