Begeisterung für Wald und Natur wecken

Jürgen-Thomas Ernst vermittelt als freiberuflicher Waldpädagoge fachkundiges Wissen.
Bregenz „Ich habe keine Homepage und auch keine Visitenkarte. Zu finden bin ich lediglich auf einer Seite im Internet über Waldpädagogik“, sagt der freiberufliche Waldpädagoge Jürgen-Thomas Ernst, während er mit wachem Blick durch den Ippbach-Wald in Wolfurt geht und dabei die Bäume auf Auffälligkeiten inspiziert.
Der gebürtige Lustenauer wird hauptsächlich weiterempfohlen und ist bei den Schulen im ganzen Land ein gern gesehener Wald-Experte. Vergangenes Jahr hielt er 150 Führungen in den Wäldern des Landes ab. Seine Mission: Kindern eine positive Erinnerung an den Wald mitzugeben. „Denn genau an das erinnert man sich auch noch Jahre später“, ist er sich sicher.

„Als junger Bub wollte ich unter anderem Förster werden, weil ich so wenig wie möglich, mit Menschen zu tun haben wollte“, beginnt Waldpädagoge Jürgen-Thomas Ernst zu erzählen. Ihn fasziniert der Wald, die verschiedenen Bäume, das Zusammenspiel aller Pflanzen, der Duft und die Spuren, die man im Wald erkennen kann. Die Ausbildung zum Förster war deshalb ideal für ihn. Während seiner langjährigen Ausbildung musste er unter anderem eine Führung für eine Schulklasse in Raggal machen. „Ich kann mich noch erinnern, wie mich das gestresst hat“, erzählt er schmunzelnd. Seine Führung muss jedoch derart gut bei den Kindern angekommen sein, sodass er immer mehr von Klassen gebucht wurde. Heute kann er sich nichts Schöneres vorstellen, als den Kindern die Besonderheit des Waldes näherzubringen und ihnen zu zeigen, welch heilsame Wirkung dieser auf uns hat.

Bis ins Jahr 2020 war Jürgen-Thomas Ernst Waldaufseher und für die Wälder in Wolfurt und den Bodenseegemeinden wie Hard, Höchst, Fußach und Gaißau verantwortlich. Dazu führte er Schüler durch die Wälder. „Während meiner Zeit hab ich mich immer um die Bäume im Wald gekümmert, habe darauf geachtet, dass es ein Gleichgewicht zwischen Jung- und Altbestand gibt“, schildert er. Werden vereinzelt dicke Bäume aus dem Wald entfernt, können die kleineren leichter in die Höhe wachsen.

„Der Wald ist ein dynamisches System, es herrscht ständig Bewegung“, erklärt der Waldpädagoge. Die Weißtanne ist für ihn eine Metapher für das Leben. Diese Baumart kann Jahre im Schatten leben und erträgt das. Wird ein anderer Baum in der Nähe gefällt, saugt die Weißtanne das ganze Licht auf und holt alles wieder auf. „Manchmal muss man im Leben eben warten können und geduldig sein“, bekräftigt Ernst.

Emotionen schaffen Verbindung
In der Corona-Zeit hat er gemerkt, wie sehr ihm die Ausflüge mit den Kindern fehlen. Deshalb ist er seit dieser Zeit ausschließlich Waldpädagoge. Kinder nehmen immer etwas von seinen Führungen mit. „Ein Jugendlicher hat mich im Supermarkt einmal angesprochen, er kenne mich noch von einem Waldausflug in seinem Kindergarten. Und dass er dabei zum ersten Mal Glühwürmchen bei der Nachtführung gesehen habe. Das sind schöne Momente. Ich glaube, dass es wichtig ist, positive Emotionen bei den Kindern in der Natur zu wecken“, betont Jürgen-Thomas Ernst und ergänzt: „Denn was man nicht kennt, kann man auch nicht schützen.“

Alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die mit ihm im Laufe der Jahre durch die Wälder gingen, wissen, wie wertvoll der Wald ist. „Bäume verströmen heilende Düfte. Der Aufenthalt im Wald senkt den Blutdruck und den Puls. Was will man mehr.“ Jürgen-Thomas Ernst hat nun sogar zwei Sachbücher geschrieben, eines davon mit dem Titel: Der Wald in Zeiten der Veränderung – die verblüffende Antwort der Bäume. Wenn er nicht gerade Waldführungen macht, schreibt er historische Romane. Der Wald ist für ihn immer ein Fixpunkt. Inspirierend und erdend zugleich. BVS

Zur Person
Jürgen-Thomas Ernst
Geboren am 10. September 1966 in Lustenau
Wohnhaft in Bregenz
In einer Beziehung mit Dragana Bösch
Beruf Waldpädagoge, Förster, Schriftsteller
Führungsanfragen unter foerstercaesar@yahoo.de

