Ein Freigeist par excellence

Michaela Radakovics-Maier setzt mit dem Konzert „Hoffnung“ einen Herzenswunsch um.
NÜZIDERS Am kommenden Wochenende ist es so weit: Michaela Radakovics-Maier setzt mit einem lyrischen Klangabend unter dem Titel „Hoffnung“ ein weiteres ihrer Herzensprojekte um. Das Konzert ist der am meisten gelesenen, deutschsprachigen Lyrikerin Rose Ausländer, welche bereits 1988 verstarb, gewidmet. Die Verbindung zwischen den beiden Frauen ist groß, obwohl sie sich nie persönlich kennengelernt haben.

So zeichnen Charaktereigenschaft wie Mut, Durchhaltevermögen und ein unerschütterlich positiver Zugang zur Welt sie gleichermaßen aus. Die Auseinandersetzung mit der Lyrik von Rose Ausländer erfolgte spontan: „Ich war auf einem Konzert und auf dem Weg zum Auto sagte mir eine Stimme, ich solle zu Rose Ausländer singen.“ Dieser Impuls zeigte sogleich Wirkung: „Ich habe zu recherchieren begonnen und war auch von der Biografie der Lyrikerin begeistert. Rose Ausländer zeichnete ein unglaublicher Lebenswille aus. Auch ihre knappe, präzise Wortwahl, mit der sie eigentlich alles gesagt hatte, faszinierte mich.“

Wohlwollende Begegnungen
An den damaligen Konzertabend erinnert sie sich noch genau: „Das war der 2. Juni 2023, der siebte Todestag meines Vaters.“ Dieser hat sie nachhaltig geprägt: „Er war unglaublich kreativ und hat meiner Schwester und mir viel Handwerkliches beigebracht. Das ging übers Töpfern, Glasritzen bis hin zum Möbelbau. Dadurch erfuhr ich schon ganz früh, dass es möglich ist, aus allem etwas gestalten zu können. Es braucht oft nur ganz wenig, um Schönes zu machen. Aber auch meine Mutter schrieb für uns vier Kinder jeweils zum Geburtstag wunderschöne, sehr persönliche Gedichte.“

In ihrer Familie wurde oft und mit viel Freude gesungen: „Außerdem hatte ich von sechs bis 16 Jahren Klavierunterricht.“ Schon als junges Mädchen liebte sie es, am Klavier zu improvisieren und dabei ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Für ihre Berufslaufbahn entschied sich die gebürtige Niederösterreicherin zu einer Ausbildung als Physiotherapeutin in Wien. Bald danach zog sie nach Vorarlberg und mutig, wie sie war, eröffnete sie sodann eine eigene Praxis. Schon in ihrer Arbeit als Physiotherapeutin war ihr ein ganzheitlicher Zugang zu den Menschen wichtig: „Ich bin von der Tierfreundin immer mehr zur Menschenfreundin geworden. Mir wurde es immer wichtiger, mit dem Wesentlichen, also der Essenz des jeweiligen Menschen in Kontakt zu kommen. Grundsätzlich begegne ich jedem Menschen mit großem Wohlwollen.“ Sie sehe stets das Gute in den Menschen, das habe sie von ihrer Oma übernommen. Durch ihre offene und zugeneigte Haltung fand sie immer wieder wertvolle und sehr unterstützende Wegbegleiter. So auch bei ihrem aktuellen Projekt. Sie schwärmt von der harmonischen und schöpferischen Zusammenarbeit mit dem Pianisten Jorge Eduardo Garcia sowie von Walter Reutz, der den Part des Erzählers an ihren lyrischen Klangabenden übernimmt.

Mut zur Wandlung
Während des Aufbaus ihrer Praxis absolvierte die innovative junge Frau eine Ausbildung zur Chorleiterin, woraufhin sie bald die Leitung des GIOJA-Chors in Bludenz für sieben Jahre übernahm. Zugleich nahm sie an zahlreichen anderen Chorprojekten teil: „Die Stimme ist für mich ein künstlerisches, höchst individuelles Ausdruckmittel, dem eine ganz eigene Kraft innewohnt.“

Da Michaela Radakovics-Maier höchste Ansprüche sowohl in ihrer Arbeit als auch bei allen anderen Aufgaben an sich selbst stellt, wurde es Zeit, innezuhalten und sich neu zu orientieren. Nur wenige Menschen wagen einen Neuanfang, wie sie es vollzog und der sich – auch im Nachhinein – als völlig richtig erwies. Nach 19 Jahren gab sie ihre Physiotherapie-Praxis auf und nahm eine Auszeit vom aktiven Musizieren. Sie ist ein Freigeist par excellence. Ihre eigene Erfahrung mit den ihr innewohnenden Kraftquellen bewegte die Nüzigerin, seither auch andere Menschen in Wandlungs- und Bewusstwerdungsprozessen zu begleiten. Vor allem Frauen möchte sie in ihrer Selbstachtung und Würde stärken. Ihre Unterstützung erfolgt intuitiv und behutsam – und mit dem Ansatz, der inneren Stimme treu zu bleiben, wie eben auch wenn diese sagt: „Sing zu Rose Ausländer!“ BI
Zur Person
MICHAELA RADAKOVICS-MAIER
Geboren 13. Februar 1971
Wohnort Nüziders
Beruflicher Werdegang Matura, Ausbildung Physiotherapie in Wien, von 1997 bis 2016 eigene Praxis in Bludenz, Chorleiterausbildung, seit 2016 Begleitung von Menschen in Bewusstseinsprozessen und allen Lebensfragen
Hobbys Alles, was mit Kreativität zu tun hat, Musik, neue Kochrezepte erfinden, Skifahren, in der Natur sein, Freude am Wort
