So viel kostet die Kinderbetreuung in den Ferien

Menschen / 13.03.2024 • 08:00 Uhr
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Helga Boss hinterfragt die Preise. vn/pem/serra

Helga Boss ist eine von vielen Müttern, die die Preise für die Sommerbetreuung stutzig machen. Das Land überlegt daher, den verpflichtenden Tarif auch im Kindergarten einzuführen.

Langen bei Bregenz Bis zu 69 Tage haben Kinder in Österreich im Jahr frei. Ihre Eltern hingegen nur 25 Tage. Sich immer den Urlaub zu nehmen, wenn das Kind zu Hause herumtobt, ist also unmöglich. Im Mittelschulalter ist es eventuell etwas einfacher, da die Kinder einen Grad an Selbstständigkeit erreicht haben. Zudem gibt es einige Angebote an Aktivitäten in den Ferien, erst recht im Sommer. Schwieriger wird dies bei den Kleinkindern. Da ist die Vereinbarkeit zwischen Beruf und den “Ferien” nochmals eine Herausforderung. Berufstätige Eltern müssen daher vermehrt auf die Betreuung im Sommer zurückgreifen. Dabei müssen sie sich zunächst durch die verschiedensten Module durchkämpfen. Diese kosten alle separat.

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In Bregenz müssen für einen kompletten Tag (bis 17 Uhr mit Mittagessen) 9,44 Euro gezahlt werden. In Dornbirn sind es 24,77 Euro und in Lauterach 22 Euro die Woche für die Betreuung am Vormittag. In Langen bei Bregenz ist die Betreuung mit 38,50 Euro pro Tag noch teurer. Das sind fast 200 Euro in einer Woche, die man für die Kleinkinderbetreuung auf die Seite legen müsste. “Ich habe es ausgerechnet und für sechs Wochen Ferienbetreuung kommt man auf 1250 Euro. Da reden wir schon von einem 13. sowie 14. Gehalt”, sagt Helga Boss.

Kinderbetreuung Helga Boss
Helga Boss wünscht sich, dass Kinder mehr gefördert werden. vn/pem

Sie selbst wurde mit dem Preis konfrontiert, als sie ihre vierjährige Tochter anmelden wollte. “Wir haben Familien im Dorf, in denen die Mama nicht arbeitet, weil sie sagt, dass sie sich sonst die Betreuung nicht leisten kann”, sagt Boss. “Andere nehmen Urlaub, weil sie es zu teuer finden. Dazu müssen noch Oma und Opa zur Hilfe eilen.” Wenn diese familiäre Stütze nicht vorhanden ist, weil die Großeltern nicht in Vorarlberg wohnen oder gar selbst noch erwerbstätig sind, wird das Ganze um einiges komplizierter.

Kinderbetreuung Helga Boss
Die Preise in Langen bei Bregenz sind deutlich höher im Vergleich zu anderen in Vorarlberg. vn/pem

Tarifkorridor

Die Gemeinde Langen begründet den Preis durch das durchgehend sechs Wochen lang anwesende pädagogische Personal. “In Vorarlberg ist gute Betreuung gewollt, dafür muss auch gezahlt werden”, heißt es. Zudem würden sie billigere Module in den Nachbarschaftsgemeinden anbieten. Dies sieht aber Helga Boss problematisch, da die Kinder dabei nicht ständig in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.

Interview Barbara Schöbi-Fink
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink ist sich des Problems bewusst. paulitsch

Grundsätzlich sind die Gemeinden und privaten Träger für die Tarife zuständig. In der Kleinkindbetreuung gibt das Land einen Tarifkorridor vor. Wenn dieser überschritten wird, gibt es vom Land Vorarlberg keine Personalkostenförderung, die bei mindestens 60 Prozent liegt, mehr. Derzeit wird noch ein solcher Korridor empfohlen, doch wie Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink erklärt, wird er evaluiert. “Aufgrund der vorliegenden Rückmeldungen der Eltern prüfen wir derzeit, ob wir den verpflichtenden Tarifkorridor nun auch im Kindergarten einführen und werden zeitnah das Gespräch mit dem Gemeindeverband suchen. Uns ist es jedenfalls ein großes Anliegen, dass die Kinderbildung und -betreuung leistbar ist”, sagt Schöbi-Fink. Denn das neue Gesetz würde die Kooperation von mehreren Gemeinden vorsehen. “In vielen Gemeinden gibt es die auch bereits, entweder mit anderen Gemeinden, privaten Trägern oder mit Betrieben.“

Gesellschaftlicher Umbruch

Helga Boss wird für ihre Tochter die Betreuung zahlen, in den Zeiträumen, wo diese benötigt wird. Da sie selbstständig ist, kann sie sich die Zeit einteilen. “Neun Wochen Sommerferien waren nicht stemmbar im Angestelltenverhältnis, da hätte ich unbezahlten Urlaub nehmen müssen. Das ist nicht der Sinn und Zweck”, betont sie. Der Mutter ist es wichtig, dass ihre Kinder beide Elternteile als Vorbilder haben, die Beruf und familiäre Pflichten vereinen. Besonders da in vielen Unternehmen die Frau die Variable ist und der Mann die Konstante. “Wir haben einen Fachkräftemangel, da sollten wir schauen, dass wir beide Eltern in die Erwerbstätigkeit bringen, aber das werden wir nicht schaffen, wenn wir noch alte Vorbilder haben. Modelle, wo beide Eltern zu 75 Prozent arbeiten, sollten gefördert werden”, betont die 44-Jährige. Eine leicht zugängliche und erschwingliche Kinderbetreuung spiele dabei eine große Rolle. “Die Gesellschaft ändert sich, und wir hinken noch hinterher, während sich alles wandelt. Wir müssen da mitziehen.”

Kinderbetreuung Helga Boss
Helga Boss verurteilt niemanden, der zu Hause oder am Arbeiten ist. vn/pem