Für die Zukunft gerüstet

Nach seinem ersten Jahr als Geschäftsführer von Integra zieht Patrick Breuss Bilanz.
WOLFURT „Jeder von uns hat ein unglaubliches Potenzial. Aber wenn ein Fisch daran gemessen wird, wie gut er auf einen Baum klettern kann, wird er immer denken, er wäre dumm.” Dieses Zitat unbekannter Herkunft hat Integra-Geschäftsführer Patrick Breuss zu seinem Lebensmotto gemacht.
Als der 34-jährige Koblacher vor einem Jahr die Leitung des in Wolfurt angesiedelten Sozialunternehmens übernahm, herrschte dort Katastrophenstimmung. Integra drohte der Konkurs, nachdem ihm das Dowas, damals neben der Arbeiterkammer Hauptgesellschafter, kein Geld mehr gegeben hat, um die massiven Verluste abzudecken. Durch den Einstieg des AKS (Arbeitskreis für Vorsorge und Sozialmedizin) als neuer Partner der Arbeiterkammer konnte die Insolvenz abgewendet werden.

Wichtiger Auftrag
Das war gut so. „Denn Integra ist ein großartiges Unternehmen und unser Auftrag ist wichtig“, stellt Breuss klar. Mit rund 20 Arbeitsbereichen sowie mehreren Bildungsbereichen unterstützt Integra Menschen, die längere Zeit auf der Suche nach Arbeit oder Qualifizierung sind. Derzeit bemühen sich 103 Fixangestellte und ca. 200 Mitarbeiter auf Zeit, rund 320 Personen beruflich zu integrieren.

„Als ich erfahren habe, dass wir Konkurs anmelden müssen, war ich wie vor den Kopf gestoßen“, erinnert sich Breuss, der zu jenem Zeitpunkt gerade mal ein paar Tage die Geschäftsleitung innehatte. „Meine erste Reaktion war, die MitarbeiterInnen und KlientInnen zu informieren.“ In erster Linie ging es um die Frage, wie es weitergehen soll. „Dabei wurde ich mit Emotionen, Frustrationen, aber auch Verständnis konfrontiert.“ Gemeinsam mit Arbeiterkammer und AKS schaffte es Breuss in kurzer Zeit, Integra zu retten. Breuss, der die Studien Erziehungs- und Bildungswissenschaften, psychosoziale Beratung und Mediation abgeschlossen hat, ist das dritte Jahr bei Integra beschäftigt, zuvor im Ausbildungssektor. Er weiß daher von Anfang an, wie der Betrieb funktioniert. Im Rückblick auf sein erstes Jahr als Chef, freut er sich, heute von einer „sehr positiven Entwicklung“ berichten zu können: „Wir haben die Strukturen und Prozesse verbessert und für das Finanz- und Rechnungswesen eine kompetente Frau aus der Wirtschaft geholt.“ Das Wichtigste sei jedoch: „Unsere MitarbeiterInnen haben wieder Vertrauen ins Unternehmen gewonnen.“

Neue Projekte
Integra ist, Breuss zufolge, auch für die Zukunft gut gerüstet: „Unser neues, großes Projekt ist die Sozialbegleitung für Jugendliche und junge Erwachsene.“ Dabei geht es um die Sensibilisierung junger Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren für Sozialberufe. Im Rahmen eines weiteren neuen Projektes werden jungen Klienten die verschiedenen Berufe im Bereich Digitalisierung nahegebracht.

Breuss setzt sich indes auch ein persönliches Ziel: „Nach den vergangenen Jahren in den Negativschlagzeilen will ich Vorarlbergs Bevölkerung zeigen, was wirklich hinter Integra steckt und wie wichtig diese Institution ist, um vor allem Langzeitarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.“ Arbeitslosigkeit könnte jeden betreffen, warnt Breuss. „Ich kann morgen krank werden und meinen Job verlieren“, nennt er ein Beispiel. „Vielen, denen es so ergeht, fühlen sich wertlos. Bei uns lernen sie, dass jeder Mensch wertvoll ist und Fähigkeiten und Ressourcen hat, die er einbringen kann.“ Trotz 150-prozentiger Einsatzbereitschaft für Integra – „mit meinem Team geht das“ – legt Patrick Breuss Wert auf Freizeit. Die verbringt er mit Radfahren, Reisen, mit Familie und Freunden und so oft es geht beim Feldkircher Verein Aufblüherei – Begegnungsraum Garten. „Dieses inklusive Gartenprojekt mit dem Ziel, Naturentfremdung entgegenzuwirken, liegt mir sehr am Herzen.“

Zur Person
PATRICK BREUSS
GEBOREN 11. Februar 1990
WOHNORT Koblach
BILDUNG / LAUFBAHN Handelsakademie, Studium Erziehungs- und Bildungswissenschaften in Innsbruck, Master in psychosozialer Beratung FH St. Gallen und FH Vorarlberg, Mediationsausbildung.
FAMILIE verheiratet mit Manuela
