“Ich bin glücklicher als vor dem Unfall”

Menschen / 19.03.2024 • 14:14 Uhr
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Ein Urlaubsschnappschuss aus Spanien: Manuel Wucher mit seiner Lebensgefährtin Christina und seinem Sohn Julius in San Sebastián.

Manuel Wucher (38) aus Möggers verlor bei einem Forstunfall vor gut drei Jahren ein Bein. Dank seiner Prothese fühlt er sich im Alltag kaum gehandicapt.

Möggers Als Manuel Wucher (38) kürzlich erfuhr, dass der Gefäßchirurg, der ihn operiert hatte, bei Holzarbeiten ums Leben gekommen war, wurde ihm nochmals klar, wie viel Glück er selbst hatte. Auch Manuel war im Wald verunglückt. Am 13. Jänner 2021 fiel eine gefällte Tanne mit unbändiger Wucht auf den jungen Landwirt aus Möggers und zerschmetterte sein linkes Bein. Die Ärzte kämpften stundenlang um das Leben des jungen Mannes. Manuel wäre beinahe verblutet. „Mir mussten 35 Blutkonserven verabreicht werden.“ Die Mediziner konnten sein Leben retten, nicht aber sein linkes Bein. Sie mussten es oberhalb des Knies amputieren. „Ich weinte und war tieftraurig, weil ein Teil von mir gestorben war.“

Aber die Traurigkeit wich schnell der Dankbarkeit. „Ich haderte nicht mit meinem Schicksal. Ich war nur froh, dass ich überlebt hatte.“ Der 38-Jährige ist dankbar, dass er eine zweite Chance bekommen hat. Heute sieht er das Leben mit anderen Augen. „Es hat mehr Bedeutung für mich. Ich versuche meinem zweiten Leben mehr Sinn zu geben und bewusster zu leben.“ Immer wieder ruft er sich im Alltag in Erinnerung, „dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich noch leben darf“.

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Manuel ist ein guter Wakeboarder. Am Inselsee Allgäu stürzt er sich manchmal in die Fluten.

Nach dem Unfall und einem 13-wöchigen Spitalaufenthalt ging der Vater eines Sohnes 14 Wochen auf Reha in Bad Häring. Dort machte er schnell große Fortschritte. „Bereits am dritten Tag konnte ich mit der Beinprothese gehen.“ Heute könne er den Alltag mit der Prothese sehr gut bestreiten, sagt er. „Nur wenn ich zu viele Schritte mache, bekomme ich Phantomschmerzen.“ Um Hüft- und Rückenproblemen vorzubeugen, macht Manuel konsequent Krafttraining. „Mir ist es wichtig, meinen Körper gut in Schuss zu halten.“ Überhaupt lebt er heute viel gesünder als vor dem Unfall. „Ich ernähre mich bewusst, nehme kaum Zucker zu mir, und trinke nur ganz selten Alkohol.“ Manuel ist der Meinung, dass man für seine Gesundheit etwas tun muss. „Auch Sport ist sehr wichtig.“ Der Möggerer möchte gesund alt werden. „Um das zu erreichen, muss man diszipliniert leben.“

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Manuel an der Costa Dorada in Spanien.

Der Unfall war eine Zäsur in seinem Leben, auch beruflich tat sich danach viel. Es kam zu einem Neuanfang. Vor dem Unfall betrieb Manuel den Hof seiner Eltern. „Wir hatten 50 Kühe.“ Er merkte aber rasch, dass man körperlich unversehrt sein muss, um eine große Landwirtschaft betreiben zu können. Deshalb war er erleichtert, als sich sein jüngerer Bruder bereiterklärte, den Hof zu übernehmen. Manuel fand einen neuen Job beim Energiewerk Ilg. „Wir versorgen Haushalte und Firmen mit Fernwärme.“ Die Arbeit als Techniker gefällt ihm. Wenn das Wetter es zulässt, fährt Manuel mit dem Fahrrad zur Arbeit. „Als Prothesenträger bin ich im Alltag kaum gehandicapt“, freut er sich, dass er dank der Prothese fast alles tun kann. Nur lange Wanderungen sind nicht mehr möglich.

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Gebikt wird auch im Urlaub. Manuel in San Sebastián.

Die Wochenenden gehören seiner Familie. Manuel macht mit seiner Lebensgefährtin Christina und seinem dreijährigen Sohn Julius gerne Ausflüge, auch mit dem Bike. Im Vorjahr gönnte sich die kleine Familie eine mehrwöchige Reise.  „Wir sind mit dem Wohnmobil durch Italien, Frankreich und Nordspanien gefahren. Es war wunderschön.“

Manuel bemüht sich, ein guter Vater zu sein. „Ich möchte meinem Sohn viel mitgeben.“ Dass das Schicksal ihm gnädig war und er bei dem Unfall nicht starb, interpretiert Manuel so: „Es hat einen Grund, dass ich überlebt habe. Julius soll einen Papa haben.“ Die Geburt seines Sohnes war das bisher Schönste, was Manuel im Leben erlebt hat. Durch das gemeinsame Kind vertiefte sich seine Liebe zu seiner Lebensgefährtin. Wenn Manuel heute sein Leben betrachtet, muss er sich eingestehen, „dass ich glücklicher bin als vor dem Unfall“.   

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Manuel schaut seit dem Unfall besonders gut auf sich.