Philosoph Wilhelm Schmid: “Meine verstorbene Frau brachte mir das Lieben bei”

Menschen / 24.04.2024 • 15:47 Uhr
Schmid
39 Jahre gingen sie gemeinsam durchs Leben: Astrid und Wilhelm Schmid.

Der deutsche Philosoph Wilhelm Schmid verlor seine Ehefrau Astrid. Sein neues Buch ist ihr gewidmet. Er stellt es am kommenden Montag in der Arbeiterkammer in Feldkirch vor.

Berlin/Feldkirch „Den Tod überleben“ – so heißt das neue Buch des deutschen Philosophen Wilhelm Schmid (71), der Ende April zur Buchvorstellung nach Vorarlberg kommt „Ich habe es aus purer Liebe geschrieben“, sagt er. Es ist ein Buch über die Liebe und den Tod. Es handelt von seiner Frau Astrid, die Ende 2021 mit 59 Jahren an Krebs gestorben ist. Dem Paar waren 39 gemeinsame Jahre vergönnt.

Astrid und Wilhelm lernten sich im Lateinkurs an der Hochschule kennen. „Ich kam zur Tür herein und sah sie. In diesem Augenblick wusste ich, das ist die Frau meines Lebens.“ Astrid erging es genauso. Sie dachte sich: „Das ist der Mann, den ich heirate.“ Das war der Beginn einer großen Liebe.

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Der bekannte deutsche Philosoph Wilhelm Schmid ist Autor zahlreicher Bücher.

Die beiden gingen Hand in Hand durchs Leben, auch im buchstäblichen Sinne. Ob beim Gehen, im Kino, im Konzert, im Zug, im Flugzeug oder abends auf dem Sofa – immer hielten sie Händchen. „Oft bemerkte ich mitten in der Nacht, dass unsere Hände ineinander lagen.“ Nachsatz: „Diese Ebene hatten wir immer, keiner hat je die Hand des anderen zurückgewiesen.“

Eineinhalb Jahre vor ihrem Tod verriet Astrid ihrem Mann die Liebesformel, an die sie sich immer gehalten hatte: „Denk‘ nicht darüber nach, was er dir geben sollte, sondern darüber, was du ihm geben kannst.“ Schmid verdankt seiner Frau viel. „Ihre Zuwendung hat mich stark gemacht für den langen Weg, den ich beruflich ging.“ Aber am dankbarsten ist er ihr dafür, „dass ich von ihr lieben gelernt habe. Von allen meinen Ausbildungen war das die schönste, beste und tiefste“. Seine Frau, die ihm zwei Kinder schenkte, brachte ihm bei, dass der Sinn des Lebens die Liebe ist.

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Wilhelm Schmid glaubt, dass er seiner Frau wiederbegegnen wird “im Meer der Energie”.

Dreieinhalb Jahre vor ihrem Tod brach die Diagnose Speiseröhrenkrebs in das Leben der Schmids ein. „Astrid hat sich über ihr Schicksal nie beklagt, bis zum Schluss nicht.“ Sie starb am Heiligabend 2021 im Beisein ihres Mannes und ihrer Kinder. Mit dem Sterbedatum beziehungsweise Sterbezeitpunkt setzte sie ein Zeichen. „Bei uns fand die Bescherung immer zur selben Zeit statt, kurz nach 19 Uhr. Zu diesem feierlichen Anlass zog sich meine Frau immer das Hochzeitskleid an. Astrid starb exakt zu der Zeit, in der feierlichsten Stunde des ganzen Jahres.“

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Wilhelm Schmid muss den Verlust seiner Frau verkraften. Die Arbeit und das Reisen lenkt ihn von seinem Schmerz ab.

Schmid fragte sich, wie er den Tod seiner langjährigen Gefährtin überleben kann und erinnerte sich an die hilfreichen Worte eines Freundes: „Du brauchst schöne Projekte.“ Der Witwer resignierte nicht. „Ich nahm mir vor, mich stärker um meine Kinder und Freunde zu kümmern, mich in die Arbeit zu stürzen und Reisen zu machen, die Astrid und ich noch vorhatten.“ All das lenkt ihn von seinem Schmerz ab und schenkt ihm Trost. „Am meisten aber hilft mir das Gefühl, dass Astrid bei mir ist. Ich spüre ihre Präsenz und Energie. Wenn ich etwas mache, das ihr gefällt, dann stürmt eine Energie auf mich ein, so stark wie Sonnenstrahlen.“ Freude kommt bei ihm auch auf, wenn er sich in „Mamas Garten“ aufhält. „Meine Frau hatte einen letzten Traum. Sie wollte einen großen Garten außerhalb von Berlin. Ich habe diesen Garten nach ihrem Tod mithilfe eines Gärtners angelegt. Es ist schön, zu sehen, wie alles wächst.“

Schmid hält kurz inne. Dann meint der 71-Jährige gerührt: „Die große Liebe ist keine Illusion. Es gibt sie wirklich. Ich habe sie erlebt. Sie hält sich über den Tod hinaus.“ Der Philosoph glaubt an eine Wiederbegegnung mit Astrid im Meer der Energie. „Wenn es bei mir so weit ist, wird mich meine Frau in Empfang nehmen – strahlend und mit offenen Armen.“    

Dr. Wilhelm Schmid präsentiert sein neues Buch am Montag, 29. April (ab 19.30) in der Arbeiterkammer in Feldkirch. Anmeldung unter www.ak-vorarlberg.at/wissenfuersleben.