Die Gefahr ist noch nicht gebannt

Menschen / 18.06.2024 • 13:00 Uhr
Vorarlberger des Tages
Radfahren ist eine von Gerhard Sailers liebsten Freizeitbeschäftigungen. SAILER

Gerhard Sailer koordiniert die Hochwassereinsätze des Bregenzer Bauhof-Teams.

BREGENZ Der Sommer ist zurück. Der Bodenseepegel sinkt. Großes Aufatmen. Doch die Hochwassergefahr ist noch nicht gebannt, weil der starke Schneefall in den Bergen in den vergangenen Wochen ziemlich viel Schmelzwasser verursachen wird. „Wir sind darauf gut vorbereitet“, versichert Gerhard Sailer, Polier beim Bauhof Bregenz. „Alle Vorkehrungsmaßnahmen sind weiterhin in Kraft.“ Die Pumpen bleiben eingeschaltet, Betonsperren werden noch nicht weggeräumt. „Zudem“, informiert Sailer, „haben wir neulich mehr als 2500 Sandsäcke abgefüllt. Die Feuerwehr Hohenweiler unterstützte uns dabei mit ihrem Abfüll-Spezialgerät.“

18 Stunden im Dienst

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In seinem Büro im ersten Stock des Bauhofgebäudes erledigt der Polier die administrativen Tätigkeiten. HRJ

Der 56-jährige gelernte Maurer, der 30 Jahre in der Baubranche tätig war und beim Bregenzer Bauhof seit 2012 angestellt ist, war bereits bei einigen Hochwasserereignissen im Einsatz. Das aktuelle begann am Freitag, dem 31. Mai. Infolge der tagelang anhaltenden massiven Niederschläge stiegen der Bodensee und seine Zuflüsse dermaßen rasch an, dass es zu Überschwemmungen im Rheintal, auch in der Landeshauptstadt, gekommen ist. Der Kampf gegen die gewaltigen Wassermassen erwies sich als schwierig. Die Feuerwehren waren Tag und Nacht damit beschäftigt, überflutete Keller und Tiefgaragen auszupumpen. Pausenlos im Einsatz war auch das von Gerhard Sailer geführte Bauhof-Team. Die Mannschaft hat etwa alle Pumpen hochgefahren, Betonklötze in den Seeanlagen aufgestellt, auf dem Fischersteg Sandsäcke ausgelegt, die Holzbadestege an der Pipeline mit Kunststoffwassertanks beschwert.

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Die Bauhof-Mannschaft hat neulich mehr als 2500 Sandsäcke abgefüllt. HRJ

„Ich habe an dem Freitag ganz normal um 6:30 Uhr meinen Dienst angetreten“, erzählt Sailer. „Heimgegangen bin ich erst 18 Stunden später, um halb ein Uhr früh, nachdem wir alle Schutzmaßnahmen gesetzt und der Regen etwas nachgelassen hatte.“ Das ging dann die ganze Woche so weiter. „Zäh war das schon, weil irgendwie auch der normale Betrieb weiterlaufen musste“, räumt er ein. „Wenn wir aber Hochwasser haben, bin ich mit einem Teil der Mannschaft nur damit beschäftigt.“

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Gerhard Sailer im Gespräch mit Mitarbeitern. Er steht hinter jedem ihm anvertrauten Menschen. HRJ

Sailer weist darauf hin, dass es noch nicht vorbei ist: „Auch, wenn der See momentan zurückgeht, kann es noch Wochen dauern, bis keine Hochwassergefahr mehr besteht. Jetzt kommt es darauf an, in welchem Tempo die Schneeschmelze herunterkommt.“ Der Pegel steigt nämlich schnell, fällt aber langsam.

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Die Pumpen, wie diese am Bilgeribach, bleiben zur Sicherheit eingeschaltet. HRJ

Sailers große Hoffnung ist, dass die Situation entspannt bleibt. Denn dann kann er wieder in den normalen Dienstalltag übergehen. Schließlich beansprucht nicht nur der See Arbeit und Zeit. Der Polier ist unter anderem für die Mitarbeiter der Müllabfuhr, Straßenreinigung und des Winterdienstes zuständig. Allein um die Stadt und das Ufer vom Müll zu befreien und Reinigungsarbeiten durchzuführen, sind jeden Tag bis zu 20 Bauhofleute – unter ihnen eine Frau – unterwegs. „Wir haben eine Supermannschaft, die zusammenhält und verlässlich ist“, lobt Sailer. Er steht hinter jedem ihm anvertrauten Menschen: „Jeder ist wertvoll und wird von mir gleichermaßen respektiert.“ Nächstes Jahr werden mehrere Kollegen in den Ruhestand gehen. „Die Nachbesetzung von langjährigen Mitarbeitern ist immer mit Herausforderungen verbunden“, merkt Sailer an. Er in der Funktion des Poliers wird dann die neuen Kräfte einarbeiten. Übrigens, im Umgang mit Herausforderungen ist er routiniert.

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Erholung vom Alltagsstress: So oft es geht, ist der vielbeschäftigte Mann im Gebirge unterwegs. SAILER

Berge und Garten

In der momentan karg bemessenen Freizeit ist der in Kennelbach lebende Vater von drei erwachsenen Kindern – zwei Töchter, ein Sohn – so oft es geht im Gebirge unterwegs. „Mittlereile kombiniere ich meine Wanderungen mit E-Mountainbike fahren“, informiert er. Des Weiteren zählt Gartenarbeit zu seinen Hobbys. Auch das entspannt ihn. „Im Grunde bin ich für alles zu haben, das zur Entschleunigung beiträgt und man trotzdem dabei nicht einschläft“, sagt er und lacht.

ZUR PERSON

GERHARD SAILER
GEBOREN 23. Juli 1967
WOHNORT Kennelbach
LAUFBAHN Maurerlehre, 30 Jahre Tätigkeit am Bau, seit 2012 Polier im Bauhof Bregenz
FAMILIE verheiratet, zwei Töchter, (26, 25) ein Sohn (22)
HOBBYS Wandern, Radfahren, Gartenarbeit
LEITSATZ Meinem Gegenüber begegne ich auf Augenhöhe.

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