“In diesen Gassen wurden Menschen erschossen”: Eine junge Weltenbummlerin erzählt

Menschen / 08.07.2024 • 13:40 Uhr
Vorarlbergerin des Tages Isabella Sepp
Das Ende der großen Reise im Krankenhaus. Sepp

Isabella Sepp (19) brach nach ihrer Matura im Sommer 2023 zu einer Reise ins Ungewisse auf.

von Hannah Swozilek

Dornbirn Nach der Maturareise gab es für Isabella Sepp keine Verschnaufpause. In insgesamt neun Länder reiste die 19-Jährige, bevor ein Unfall beim Surfen sie endgültig zurück nach Vorarlberg brachte.

“Ich bin einfach gegangen”

Viel Planung hatte bei der freiheitsliebenden Isabella keinen Platz: “Bevor meine Asien-Reise anfing, plante ich die Route schon etwas. Ich erkundigte mich, welche Impfungen ich brauchte, wie die Einreisebestimmungen sind, Organisatorisches. Der Rest der Reise war dann allerdings spontan”, lacht sie. “Ich bin einfach gegangen.”

Vorarlbergerin des Tages Isabella Sepp
Viele Eindrücke kommen mit den Reisen zurück nach Vorarlberg. Sepp

Ihre Reise führte sie von Indonesien, über die Philippinen, Thailand und Laos nach Vietnam, ehe sie wieder für drei Monate zurück nach Vorarlberg kam, um zu arbeiten. Vor allem auch Weihnachten mit der Familie lockte sie zurück ins Ländle. Nach dem kurzen Aufenthalt ging es aber wieder los: Von Mexiko City über Guatemala und El Salvador endete die Reise schließlich in Nicaragua.

Wie die Mama

“Ich habe mir schon in der Kindheit die Fotoalben meiner Mama angesehen, sie war auch viel auf Reisen. Ich habe auf jedes Foto gezeigt und gesagt: ‘Da will ich hin.’ Die Reiselust war ziemlich früh schon da”, erklärt Isabella. Sie ist seit jeher daran interessiert zu sehen, wie andere Kulturen und Menschen leben. Einen Lieblingsort nimmt sie von ihren Reisen nicht mit: “Mal waren es die Menschen, die mich überraschten, mal war es die gegensätzliche Kultur.”

Vorarlbergerin des Tages Isabella Sepp
Isabella eifert ihrer Mutter nach. Sepp

Alleine reisen als Vorteil

Angst hatte sie während ihrer Reisen fast nie, außergewöhnliche Erlebnisse und Begegnungen gab es aber dennoch reichlich. El Salvador war bis vor einigen Jahren noch eines der gefährlichsten Länder der Welt, wie Isabella erklärt. Die Einheimischen hätten ihr erklärt, dass das Land in den vergangenen Jahren komplett umgekrempelt worden sei. “Ich war in einer Stadt, in die man bis vor ein paar Jahren keinen Fuß hätte setzen können. Man hat mir Gassen gezeigt, in die man früher nicht gehen konnte, ohne erschossen zu werden.”

Vorarlbergerin des Tages Isabella Sepp
Bei der Wanderung auf einen aktiven Vulkan in Guatemala. Sepp

Auch wenn sie immer wieder Begleitungen für Abschnitte ihrer Reise fand, war sie doch die größte Zeit alleine unterwegs. Gestört hat sie das allerdings nicht, ganz im Gegenteil. “Man lernt generell schneller neue Leute kennen, wenn man alleine reist. Das würde ich anderen jungen Menschen so auch als Tipp mitgeben”, sagt Isabella. “Du wirst nie alleine sein. Allerdings fühlt man sich auf Dauer etwas einsam, obwohl man ständig Menschen um sich hat, weil die Gespräche eher an der Oberfläche bleiben.”

Sich nicht mehr verstellen müssen

In Nicaragua findet die Reiselust dann allerdings ein jähes Ende: Isabella bricht sich beim Surfen das Bein. “Auf einem Behandlungstisch im Spital war noch Blut von einem Patienten vor mir, das war schon speziell. Aber für meine Art von Verletzung war das Spital voll in Ordnung”, erzählt die junge Frau. Auch in Vorarlberg zeigte man sich mit der Arbeit der Südamerikaner zufrieden. Es half, dass sie Spanisch kann. “Ich habe aber auch Leute getroffen, die mussten alles auf Google Übersetzer eintippen, weil das Personal kein Englisch gesprochen hat. Es war auf jeden Fall auch eine Erfahrung.”

Vorarlbergerin des Tages Isabella Sepp
Nach dem Aufenthalt zuhause geht es mit Sicherheit weiter für die 19-jährige Isabella. Sepp

“Es ist eine Klischee-Antwort, aber an Zuhause habe ich tatsächlich am meisten meine Familie und Freunde vermisst. Das Gefühl, dass jemand einen kennt und liebt.” Außerdem ging ihr auch die Vorarlberger Natur, die gute Luft und das Wasser aus dem Wasserhahn ab. Dinge, die einem gar nicht mehr auffallen, wenn man hier lebt. In der heimischen Geborgenheit erholt sie sich jetzt, bis der Bruch verheilt ist, denn die Reiselust ist noch lange nicht gestillt.