“Ich bin losgerannt und habe geschrien, dass er aufhören soll”

Andrea Mähr ist eine der Preisträgerinnen und Preisträger des Sicherheitspreises des KSÖ.
Dornbirn Es war Montag, der 23. Jänner vergangenen Jahres. Andrea Mähr war gerade im Stadtmarkt in Dornbirn einkaufen und hat ihr Auto seitlich abgestellt, um ihre neue Lampe einzuladen. “In dem Moment, als ich die Autotür geöffnet habe, habe ich wilde Schreie gehört”, erzählt sie. “Man hat sofort gehört, dass es um Leben und Tod geht.” Mähr zögerte nicht – es war eine klare Entscheidung innerhalb einiger Sekunden. Sie ließ alles stehen und liegen – ihre Tasche, das Mobiltelefon sowie das Auto, aufgesperrt. “Auf der Höhe, wo der Imbiss Oricks ist, habe ich gesehen, dass vor dem Geschäft Blickfang eine Frau auf dem Boden lag. Ein Mann hat auf sie mit Fäusten eingeschlagen und sie ebenfalls getreten”, schildert die Dornbirnerin.

Mähr appellierte bereits von der Entfernung an den Mann, dass er die Frau in Ruhe lassen soll. “Ich bin dann losgerannt und habe geschrien, dass er aufhören soll. Das hat ihn auch irritiert, aber er hat losgelassen.” Die Ärztin Christiane Rhomberg, die in der Nähe eine Praxis hat, kam ebenfalls zu Hilfe. “Sie hat die Frau auf die Seite genommen. Während ich auf den Mann eingeredet habe. Er hat weiter geschrien. Sachen wie ‘Ich kriege dich, ich bringe dich um’ und das einige Male”, erinnert sich Mähr zurück. Doch dank der zwei Frauen und eines Nachbars, der vom Gebäude aus ebenfalls auf den Mann einbrüllte, ging der Täter. Mähr und die Ärztin haben sich daraufhin um die Betroffene gekümmert. “Ihr ganzes Gesicht war geschwollen. Sie hat gezittert und konnte kaum noch reden”, sagt sie. Kurz darauf ist auch die Polizei gekommen. “Der Mann hat sich komplett vergessen, er hatte so eine Aggression, es war unfassbar.” Doch das, was die 45-Jährige an der Situation am meisten schockiert hatte, war die fehlende Zivilcourage von anderen Passanten. “Viele Männer haben dabei zugesehen und sind nicht eingeschritten. Es war auch gefährlich, dass ich es gemacht habe, das weiß ich, aber ich hatte keine Angst”, schildert sie. “Ich glaube, der Grund dafür war, weil ich einer Frau helfen konnte.”

Für diesen Einsatz hat Andrea Mähr den Sicherheitspreis des Kompetenzzentrums Sicheres Österreich (KSÖ) bekommen. Das KSÖ verleiht diesen Preis an Bürger, die durch Mitarbeit an der Aufklärung von Straftaten mitgewirkt oder in einer Form Zivilcourage gezeigt haben. “Ich habe den Preis repräsentativ in Empfang genommen. Ich stehe dafür, dass Frauen stark sind und wir uns viel mehr verbinden sollten. Auch, dass wir stärker geworden sind und dass man generell vorgehen muss, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht”, erklärt die Vorarlbergerin.
