Lisbeth Bischoff über ein nobles Geschenk

Menschen / 16.07.2024 • 12:00 Uhr
Lisbeth Bischoff über ein nobles Geschenk
Am Vortag des heurigen Festspielstarts in Bregenz lädt Festspielpräsident Hans-Peter Metzler in die Villa Raczynski zum (nicht öffentlichen) Empfang. vn/paulitsch, schossmann

Ein Graf verliebt sich in Bregenz und beschließt, ein Anwesen zu kaufen.

Bregenz Am Vortag des heurigen Festspielstarts in Bregenz lädt Festspielpräsident Hans-Peter Metzler in die Villa Raczynski zum (nicht öffentlichen) Empfang. Das Ambiente lässt die Noblesse früherer Zeit erahnen. Gleichsam ist die Villa Zeugnis gleich mehrerer Liebesgeschichten.

Treffpunkt Festspiele Empfang von Metzler in der Villa Raczynski Splitter Rundum
Das Ambiente lässt die Noblesse früherer Zeit erahnen. Gleichsam ist die Villa Zeugnis gleich mehrerer Liebesgeschichten.

Auf einer Italien-Reise macht der reiche, aus polnischem Hochadel stammende Carl Eduard Nalecz Graf Raczynski in Bregenz Station. Seine Frau, Caroline Theresia, geborene Prinzessin von Oettingen-Wallerstein, verliebt sich spontan in Bregenz. Der Graf kauft kurzentschlossen am Nordwestabhang des Gebhardsberges zwei Gutshöfe und beauftragt den Prager Landschaftsarchitekten Barton einen Park anzulegen.

Festspiele-Empfang durch Präsident Hans Peter Metzler in der Villa Raczynski Treffpunkt
Festspielpräsident Hans-Peter Metzler und Kathrin Cometto beim Empfang im vergangenen Jahr.

Inmitten des sechs Hektar großen Areals errichtet der Architekt Stefan Tragl von 1875 bis 1877 eine Neo-Rokoko-Villa im Stil Ludwigs XV. mit Blick auf den Bodensee. Als Vorbild wiederum dient Schloss Linderhof des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. Die Villa ist die Liebesgabe von Graf Raczynski für seine Frau zum 47. Geburtstag 1878.

Treffpunkt Festspiele Empfang von Metzler in der Villa Raczynski Splitter Rundum
Als Vorbild dient Schloss Linderhof des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II.

Ein „Casino“ mit Billard-Salon und Kegelbahn, Stallungen, Gartenhaus, Eiskeller, Gärtnerei und ein Glas-Pavillon komplettieren das Anwesen. 20 Jahre dient es dem gräflichen Paar als Sommer-Residenz. Die Hofhaltung ist aufwändig, doch mit der 60-köpfigen Dienerschaft zu bewältigen. Der europäische Hochadel gibt sich hier ein Stelldichein bei Konzert, Theater- und Opern-Aufführungen. Nach dem Tod der Gräfin verlässt der Graf Bregenz. Sein Adoptivsohn Eduard erbt das Anwesen, hat aber keine Verwendung dafür. Es findet sich kein Käufer, daher wird es 1904 versteigert. Den Zuschlag erhält der Konvent der Dominikanerinnen.
Ein ähnliches Schicksal ereilt Schloss Kammer im Attersee. Nachdem sich die Kinder von Rittmeister Emmerich von Jeszenszky über das Erbe nicht einigen können, lassen sie das Schicksal entscheiden. Gräfin Dipl.-Ing. Grace Jeszenszky gewinnt das Schloss beim Würfelspiel …

Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn