Wenn Ölbilder lebendig werden

Die Vorarlberger Künstlerin Chantal Boso wirkte bei einem Animationsfilm mit.
Florenz, Schlins Es ist der digitalen Revolution zu verdanken, dass in der Welt des Animationsfilmes nichts unmöglich ist. Derzeit ist es ein gemaltes Lichtspiel, das in den Kinos für Furore sorgt. Bestehend aus 50.000 Ölgemälden ist „Das Flüstern der Felder“ ein zum Leben erwecktes Stück Kunstgeschichte. Für den Produktionsprozess engagierten das Regie-Duo Dorota Kobiela und Hugh Welchman rund hundert Künstlerinnen und Künstler, darunter die Vorarlbergerin Chantal Boso-Flores.

Die 25-Jährige, die an der Angel Academy of Art in Florenz traditionelle Malerei studierte, war über eine Anzeige auf Instagram auf das Projekt aufmerksam geworden. „Ich habe mich sofort beworben und wurde zum Aufnahmeverfahren eingeladen“, erzählt die junge Frau aus Schlins. Die erste Aufgabe bekam sie per Post zugesendet. „Es war ein vorgegebenes Bild, das ich kopieren, abfotografieren und an die Filmemacher zurücksenden musste“, erinnert sie sich an die verschiedenen Stufen, die sie bewältigen musste. „Als nächstes bin ich dann ins Filmstudio im polnischen Sopot eingeladen worden, wo ich drei Tage lang vormalen musste.“ Danach ging es darum zu testen, ob die Künstlerin aus dem Walgau auch schnell genug ist. „Dafür musste ich einen ganzen Monat bleiben.“

Zum Leben erwecken
Tatsächlich schaffte Boso das besondere Casting und sicherte sich einen Platz unter den einhundert Malerinnen und Malern im polnischen Studio – den Erfindern des gemalten Kinofilmes. „Jeder hatte einen kleinen Raum mit seinem Bild, einer Kamera und einem kleinen Bildschirm mit der Referenz“, schildert sie und erklärt weiter. „der Film ist nämlich auch mit echten Schauspielern gedreht worden – und dann quasi mit dem Pinsel kopiert.“ Das erste Bild jeder Sequenz wurde auf Leinwand gemalt. Anschließend wurde die Szene animiert, indem die nachfolgenden Frames für alle sich bewegenden Teile des Bildes durch Pinselstriche, Farbe und Impasto angepasst wurden. Schließlich wurde das letzte Bild der Sequenz wieder vollständig gemalt.
Die Zeit für die bis zu 24 Bilder pro Sekunde war knapp kalkuliert. Zwei bis drei Tage standen für jeden großen „Shot“ zur Verfügung, zwei bis drei Stunden für jeden „Frame“. Eine besondere Herausforderung seien deshalb die Tanzszenen gewesen, weil sich dabei viel Menschen gleichzeitig bewegen. „Wir haben extra mit Nelkenöl gearbeitet, weil das nur langsam trocknet und sich wieder wegwischen lässt“, sagt Boso.

Jetzt im Kino
Die Premiere von „Das Flüstern der Felder“ erfolgte im September 2023 beim Toronto International Film Festival. „Mein Vater, der es kaum erwarten konnte den Film zu sehen, besorgte für Zuhause eine DVD aus China“, erzählt sie schmunzelnd. „Leider wurde polnisch gesprochen mit Untertiteln auf Chinesisch. Wir verstanden kein Wort.“ Den nächsten bestellte er in England. Zwar wurde auch wieder polnisch gesprochen, doch die englischen Untertitel sorgten für Verständnis.“ Jetzt ist „Das Flüstern der Felder“ im Kino zu sehen oder als Prime Video auf Deutsch erhältlich.

Vernissage im Oktober
Inzwischen doziert die talentierte Oberländerin selbst in Florenz. In der Toskana-Metropole, die das Mekka für Malerei ist, bieten eine Handvoll Schulen die alten Techniken wieder an. Außerdem malt Boso als freischaffende Künstlerin Auftragsporträts. 2023 war sie Finalistin der Future Generation Competition der Portrait Society of America. „Einige ihrer Werke gibt es in der Ausstellung „Siebenmalneun“ in der Villa Claudia in Feldkirch zu sehen. Die Eröffnung ist auf Donnerstag, 17. Oktober, 19 Uhr fixiert worden. Marion Hofer

Chantal Boso
wohnt Schlins und Florenz
Beruf selbstständige Malerin
Geboren 20. Dezember 1998
Ausbildung Ausbildung in Florenz an der Angel Academy und Cecil Studios.
Hobbys Lesen und Museen besuchen
Film „Das Flüstern der Felder“, Drama, 114 Minuten, seit September im Kino
www.chantal-boso-flores-art.com