Wenn Puppen Geschichten erzählen

Christian Mair macht sein Hobby zum Beruf – mit Fantasie, Humor und 1700 Puppen.
Bludenz Aufgewachsen ist Christian Mair in einer Großfamilie in Osttirol. Schon damals empfand er eine Begeisterung für das Puppenspiel. „Zu Weihnachten sind wir immer zum Kasperltheater gegangen“, erzählt er. „Da habe ich dann gesagt, dass ich das auch machen möchte.“ Mit 19 Jahren zog er dann nach Bludenz.

Ursprünglich hat der Puppenspieler den Beruf des Bäckers erlernt. Anschließend machte er eine Umschulung zum Automatisierungstechniker. Seine erste selbstgemachte Puppe entstand im Laienspielgruppenverein, mit dem er auch ein Kasperltheater für Kinder baute. Nach der Auflösung des Vereins wurde das Puppenspiel zu seinem Hauptberuf. „Mein Herz schlägt dafür und ich bin froh, dass ich den Weg eingeschlagen habe“, meint der 56-jährige.

„Ich möchte ausdrücken, was ich spüre“
Seine Geschichten entstehen immer frei: „Ich habe keinen Text oder sonstiges hinter der Bühne, das ergibt sich immer spontan.“ Wichtig ist Christian Mair auch, dass das Publikum in die Geschichten miteingebunden werden. Gewalt hingegen hat in seinen Stücken keinen Platz: „Wenn in einem Stück jemand eingesperrt wird, gibt es immer eine Auflösung und derjenige wird freigelassen.“ Er ergänzt: „Mir ist es wichtig, dass die Bösewichte sich am Ende der Geschichte immer entschuldigen.“

Christian Mair selbst ist ebenfalls Vater eines bereits erwachsenen Sohnes. Neben dem Puppenspiel verbringt er seine Freizeit mit Radfahren oder auf dem Boot. „Da kann ich zur Ruhe kommen und Ideen sammeln.“ Viel Zeit für Hobbys hat er durch seinen Beruf nicht, jedoch schmunzelt er: „Ich habe mein Hobby eigentlich zum Beruf gemacht.“

Auch in seinem Part als „Oma Lilli“ tritt der 56-Jährige regelmäßig auf. Für die Rolle inspiriert wurde er bei einer Feier im Altersheim durch eine demente Frau. „Ich möchte mit dieser Figur den älteren Menschen eine Stimme geben, und zeigen, was sie bewegt“, erzählt er. Diesen Herbst wird in Bludenz bereits das fünfte Programm mit „Oma Lilli“ vorgeführt. Neben den vielen begeisterten Zuschauern gibt es auch immer wieder Menschen, die seine Arbeit belächeln: „Viele Leute wissen gar nicht, was dahintersteckt und wie wichtig sie ist.“

Ein Ort der Sammlung
2022 gründete Christian Mair das Haus Habakuk am Rathausplatz. Dort befindet sich auch seine Puppensammlung, welche mittlerweile 1700 Puppen zählt. Viele davon stammen ursprünglich vom Clown Habakuk. Eine Lieblingspuppe hat er aber nicht: „Meine persönlichen Puppen liegen mir besonders am Herz, aber auch spezielle Sammlerpuppen oder Puppen aus meiner Kindheit sind etwas Besonderes.“

Ein besonderes Ereignis für Christian Mair sind die Fensterspiele zu Weihnachten und Ostern, welche ursprünglich aus Platzmangel entstanden sind. Im Haus Habakuk werden neben Führungen durch das Museum unter anderem auch Kindergeburtstage und Workshops angeboten. Dabei können die Kinder die Grundlagen des Puppenspiels erlernen. Auch für den Puppenspieler selbst ist das Haus Habakuk ein Rückzugsort: „Wenn es mir mal nicht so gut geht oder mir alles zu viel ist, gehe ich gerne hier her und komme zur Ruhe.“ MRS
Zur Person
Christian Mair
Geboren 9. April 1969
Wohnort Bludenz
Hobbys Puppenspiel, Radfahren und Bootfahren