Eine Freundschaft, die den Stürmen des Lebens standhielt

Feldkirch Sie lernten sich vor 70 Jahren an ihrem Arbeitsplatz kennen. Damals waren Irma, Maria und Erna 15 Jahre alt. Die jungen Frauen arbeiteten in der Strumpffabrik Kunert in Brederis. „Wir haben Strumpfhosen im Akkord verpackt“, erzählt das Trio. Aus den Arbeitskolleginnen wurden dicke Freundinnen, die Freud und Leid miteinander teilten.

Auf Hochzeiten getanzt

Jede tanzte auf der Hochzeit der anderen. Auch als sie Mütter wurden, freuten sie sich über den Nachwuchs der anderen mit. Jede nahm intensiv am Leben der anderen teil. Als Erna Dellemann (85) mit 60 Jahren an Magenkrebs erkrankte und zwei Jahre um ihr Leben kämpfen musste, standen ihr die langjährigen Freundinnen mit Rat und Tat bei.

Einige Jahre später war es Erna, die trösten musste. Denn ihre Freundin Irma Urban (85) wurde mit 70 Jahren Witwe. Ihr Mann Walter, mit dem sie 52 Jahre verheiratet war, starb nach einem Schlaganfall. „Das erste halbe Jahr nach seinem Tod litt ich furchtbar. Diese seelischen Schmerzen wünsche ich keinem.“

Kurze Zeit später verlor auch Maria Walch (85) ihren Gefährten nach 48 Ehejahren. „Walter starb nach einer Herzklappen-OP. Mir wurde übers Telefon mitgeteilt, dass er tot ist.“ Seinen Tod vor 15 Jahren hat Maria bis heute nicht verwunden. „Ich trauere immer noch. Da können selbst die besten Freundinnen nicht helfen.“ Tränen treten in ihre Augen, als sie davon spricht, wie leer das Haus seit seinem Tod ist.

Loslassen ist nicht einfach. Das musste auch Erna zur Kenntnis nehmen. Deren Mann starb vor drei Jahren. „Rudi litt an Demenz.“ Sein Tod stürzte sie aber in keine tiefe Krise. „Rudi war sehr krank. Es war für ihn und für mich eine Erlösung.“ Erna fand schnell wieder ins Leben zurück. „Das Leben geht weiter, egal was passiert.“

Erna, Maria und Irma sind dankbar, dass ihre Freundschaft alle Höhen und Tiefen des Lebens überdauert hat. „Es ist ein Glück und ein großer Segen, dass wir drei noch beieinander sind.“ Das Trio, das es gemeinsam auf 255 Lebensjahre bringt, weiß, dass man Freundschaften pflegen muss. „Ab und zu telefonieren wir miteinander. Und alle drei bis vier Wochen treffen wir uns in einem Gasthaus“, zeigt Irma auf, dass man etwas tun muss, um eine Freundschaft zu erhalten. Sie und ihre beiden Freundinnen finden es klasse, „dass es in all den 70 Jahren nie ein Unwort zwischen uns gab und wir uns nie zerstritten haben“.