Ein zweites Leben nach dem tragischen Sturz

Menschen / 20.11.2024 • 14:52 Uhr
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Ein Trio, das zusammenhält: Max mit seinen Eltern Erika und Josef Frank.

Max Frank (32) aus Kennelbach stürzte in Zypern von einem Hochhaus. Seither ist er gehandicapt.

Kennelbach Gott hat seine eigenen Pläne für die Menschen. Oft sind diese unergründlich. Das musste auch das tiefgläubige Ehepaar Josef und Erika Frank, das drei Söhne großzog, zur Kenntnis nehmen. Max, das Nesthäkchen der Familie, wurde nach einem Unfall vor neun Jahren zum Sorgenkind. Der junge Mann studierte damals BWL und Marketing an der FH Dornbirn. Der 23-Jährige verbrachte gerade ein Semester im Ausland, in Zypern. Dort passierte das Unglück. „Unser Sohn rutschte aus und stürzte von einem Hochhaus 21 Meter in die Tiefe. Er schlug auf einem Betonboden auf. Dabei erlitt Max schwerste Kopfverletzungen“, erzählt das Ehepaar in knappen Worten, was damals geschah.

“Es ist ein Wunder, dass er überlebte”

Lange stand nicht fest, ob er überlebt. Nach tagelangem Ringen gewannen die Ärzte den Kampf um sein Leben. Aber sie prognostizierten seinen Eltern nichts Gutes. „Max wird nie mehr gehen und allein essen können.“ Erika (67) und Josef (65) haben diese Aussage immer noch in den Ohren. Zum Glück bewahrheitete sie sich nicht. Max (heute 32) kam wieder auf die Beine. Aber die Sprache ist bei ihm noch nicht zurückgekommen. Überhaupt ist er seit dem Unfall ein anderer. „Er ist kognitiv beeinträchtigt und braucht Betreuung. Man kann ihn nicht allein lassen.“ Aber seine Eltern sind froh und dankbar, dass Max noch am Leben ist und sie nicht auf sein Grab gehen müssen. „Es ist ein Wunder, dass er überlebte. Den Tag, an dem der Unfall passierte, der 23. Oktober, feiern wir jedes Jahr als seinen zweiten Geburtstag, weil er an diesem Tag dem Tod entkommen ist.“

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Mit Küsschen zeigt Max seine Zuneigung.

Die Franks haderten nicht mit Gott, sondern akzeptierten seinen Willen. „Den Plan Gottes bzw. das, was das Leben bringt, muss man annehmen. Sonst leidet man.“ Aus seinem Glauben bezieht das Ehepaar die Kraft für den Alltag. „Wir beten viel.“ Nach und nach wuchsen Erika und Josef in die neue Aufgabe hinein. „Durch den Unfall haben wir auch viel Gutes erlebt. Max hat fast immer gute Laune. Mit ihm haben wir einen Sonnenschein an unserer Seite“, berichtet Josef. Seine Frau ergänzt: „Das Wichtigste ist die Liebe. In unserer Familie wird sie gelebt.“

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Max spielt gerne Uno. Laut seinen Eltern gewinnt er oft.

Die schwierige Zeit hat das Paar, das seit 40 Jahren verheiratet ist, noch mehr zusammengeschweißt und noch dankbarer und zufriedener gemacht. „Für uns ist nichts mehr selbstverständlich.“ Ihr Blick schweift zu Max. Dieser zieht aus einer Schublade Uno-Karten hervor und legt sie auf den Tisch. Seine Mutter und sein Vater begreifen die Aufforderung sofort. Sie setzen sich an den Küchentisch und spielen mit ihm eine Partie. Als seine Eltern ihm mitteilen, dass seine Nichte und seine zwei Neffen heute noch auf Besuch kommen, grinst Max breit. „Sophia, Lio und Ella spielen gerne mit Max. Die Kinder sind sehr lieb zu ihm“, verrät seine Mutter mit einem Lächeln.