Helmut sagt trotzdem Ja zum Leben

Menschen / 25.11.2024 • 11:05 Uhr
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Helmut Schneider ist seit vier Jahren Witwer. Kuster

Helmut Schneider (79) musste in seinem Leben schon mehrere Verluste verkraften. Trotzdem lebt er noch gerne.

Schruns „Es gibt nichts Härteres als das Leben“, findet Helmut Schneider (79). Der schwerste Schicksalsschlag traf den gebürtigen Oberösterreicher und Wahlschrunser vor vier Jahren. Damals starb seine Frau, mit der er 30 Jahre durchs Leben ging. „Margarete ist neben mir eingeschlafen. Ich wollte sie morgens mit einem Kuss wecken. Aber da war sie schon tot.“ Der Witwer war zunächst untröstlich. „Ich habe lange um meine Frau geweint. Auch heute kommen mir noch manchmal die Tränen.“ Margarete war seine große Liebe. „Sie war die Beste. Mit ihr war ich glücklich. Diese Frau ist zu mir gestanden.“

Bein amputiert

Auch in seinen dunkelsten Stunden war sie für ihn da – als ihn vor 25 Jahren ein harter Schicksalsschlag traf. „Ich ging zum Arzt, weil ich nicht mehr gut gehen konnte. Dieser stellte fest, dass ich an Diabetes leide.“ Eines seiner Beine war nicht mehr zu retten. Oberhalb des Knies musste ihm das linke Bein amputiert werden. „Ab da war ich gehandicapt und auf den Rollstuhl angewiesen. Denn mit der Prothese konnte ich nicht gehen.“ Helmut hatte große Schwierigkeiten, den Verlust seines Beins zu verkraften. „Ich weinte damals heftig.“ Bis heute hat ihn der Schmerz über die Amputation nicht losgelassen, er quält ihn noch immer.

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Vor 30 Jahren heirateten Helmut und Margarete. Wehmütig zeigt der Witwer das Hochzeitsbild her.

Auch in jüngeren Jahren erfuhr der Malermeister einen schweren Verlust. „Meine erste Frau Karin verließ mich nach 20 gemeinsamen Jahren. Das war für mich ein harter Schlag. Nach der Scheidung habe ich Salzburg verlassen und bin nach Vorarlberg gegangen. Ich fand dann eine Arbeit als Hausmeister im Gasthaus Kropfen in Schruns. Dort habe ich eine Saison gearbeitet, danach war ich zehn Jahre lang im Zementwerk Lorüns als Betriebsmaler tätig.“

Im Beruf zeigte sich Helmut flexibel und ging offen auf neue Herausforderungen ein. 13 Jahre arbeitete er als Tankwart auf einer Autobahntankstelle nahe Salzburg. „Das war eine schöne Zeit.“ Auch die Jahre in Algerien fand er bereichernd. „Als junger Mann war ich vier Jahre lang für eine deutsche Firma in der Wüste tätig. Ich hatte 80 Leute unter mir. Mein Job als Malermeister war es, Algerier anzulernen.“

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Helmut ist seit 25 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen.

So schnell wie Helmut in die Vergangenheit eingetaucht ist, ist er auch wieder in der Gegenwart. „Ich schaue nach vorne und bete jeden Tag dafür, dass ich das Leben allein bewältigen kann,“ will er sich nicht unterkriegen lassen. Aber der Witwer ist nicht gänzlich auf sich allein gestellt. Helmut hat drei Töchter, eine davon lebt in Nenzing. „Corina kommt mich mit ihrem kleinen Sohn Noah regelmäßig besuchen“, freut er sich. Auch seine Nachbarin Silvia und deren Tochter Nathalie sehen öfters nach ihm und helfen ihm im Haushalt. So kommt Helmut mittlerweile gut damit zurecht, allein zu leben. Nach dem Tod seiner Frau war seine Lebensfreude wie ausgelöscht, doch jetzt ist sie wieder spürbar. „Ich lebe trotzdem noch gerne.“ Der alleinstehende Mann könnte sich sogar vorstellen, 100 Jahre alt zu werden. „Das wäre wunderbar.“