Nachhaltig bauen, langsam reisen – Helmut Krapmeiers Leben für die Umwelt

Er ist Architekt, Passivhaus-Pionier und ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit: Helmut Krapmeier zeigt, wie energieeffizientes Bauen und ein bewusster Lebensstil Hand in Hand gehen.
Wolfurt Helmut Krapmeier ist mit der Verbreitung des Passivhauses untrennbar verbunden. Der Architekt hat viele Jahre lang bis zu seiner Pensionierung 2016 beim Energieinstitut Vorarlberg im Bereich Solararchitektur und energieeffizientes Bauen gearbeitet. Er hat als Referent, Dozent, Moderator und Forscher dem nachhaltigen Bauen seinen Stempel aufgedrückt.

Dem Passivhauspionier ist dabei wichtig, nicht zu predigen, sondern Nachhaltigkeit auch vorzuleben. “Man kann mit wenig Umweltbelastung gut leben. “Ich verzichte auf nichts Wesentliches, auf nichts, was mich wirklich glücklich und zufrieden macht”, erzählt der Dozent für “Nachhaltiges Bauen” an der Fachhochschule Vorarlberg.
Passivhaus als Lebensprinzip
So wohnt er beispielsweise seit 24 Jahren in einem Mehrfamilienwohnhaus mit Passivhaus-Standard in Wolfurt. “Wir sind sehr zufrieden. Die Errichtung war zwar etwas teurer, aber es hat sich schon längst gerechnet”, erklärt der Wolfurter, der in seinem Leben 18 Mal umgezogen ist. Zweimal habe er in Häusern vor dem Passivhaus im Winter gefroren, da die Heizung ausgefallen sei. “Bei einem hochgedämmten Gebäude fällt die Temperatur nicht unter 16 Grad Celsius und kühlt somit nicht aus”, zählt er einen Vorteil des Passivhauses auf. Den höheren Errichtungskosten eines Passivhauses hält er entgegen, dass man mit zehn Quadratmetern weniger Wohnfläche die höheren Baukosten egalisieren könnte.

“Man kann mit wenig Umweltbelastung gut leben. Ich verzichte auf nichts.”
Helmut Krapmeier, Passivhaus-Pionier
Die ökologische Architektur in Vorarlberg werde zwar gelobt, “aber wir könnten es besser und mehr umsetzen. Wir sind mit einem VW zufrieden, könnten aber einen Tesla bauen”, erklärt der 73-Jährige, der vorzugsweise im Bioladen einkauft. Er ist mit der Art und Weise, wie Lebensmittel erzeugt werden, nicht einverstanden. “Fleisch esse ich kaum. Und wenn, dann stammt es aus biologisch, dynamischer Landwirtschaft”, verrät der Wolfurter. Auch nachhaltige Projekte, wie das Reparaturcafé und der offene Kühlschrank sollen seiner Ansicht nach gestärkt werden und solche “bräuchten wir mehr”.


Auf das Thema “Nachhaltiges Bauen” ist er während seines Architekturstudiums gestoßen. Dort hatte es ihm nämlich Persien angetan. “Persien liegt auf einer Hochebene mit heißen Sommern und kalten Wintern. Mit ihrer unglaublichen Lehm-Bautechnik kombiniert mit den schönen Windtürmen, schaffen es die Bewohner, die Außentemperaturen im Inneren der Häuser angenehm zu halten”, erinnert sich Krapmeier zurück. 1973 gab es die Energiekrise und 1978 Zwentendorf kam hinzu. Dies bestärkte den Studenten damals dabei, sich die Solararchitektur nicht nur anzuschauen.



Reise nach New York und China
Als Experte für Passivhäuser erreichten ihn auch Einladungen zu internationalen Konferenzen. Eine führte ihn 2017 als Vortragenden nach New York (USA), eine weitere 2019 nach Peking (China). Um an diese Orte zu gelangen, nutzte der wander- und naturbegeisterte Wolfurter nicht den schnellsten Weg mit dem Flugzeug.


“Nach New York wählte ich den längeren Seeweg mit dem Containerschiff. Ich war zehn Tage lang von Bremerhaven nach Charleston unterwegs”, erzählt Helmut Krapmeier, der gerne in den Ippachwald in Wolfurt zum Aufladen seiner Batterien geht. An diesen Seetagen hatte er das große Meer, einen Blick von seiner Frachtmeisterkabine auf die Container, seine Bücher und unterhielt sich mit der Schiffmannschaft. “Das langsame Reisen ist wunderbar.” Für den Weg nach China entschied er sich für die Schienen und damit für eine mehrtägige Reise von Moskau nach Peking mit der Transsibirischen Eisenbahn – damit erfüllte er sich auch einen seiner Kindheitsträume. Auf der Hinfahrt legte die Reisegruppe mehrere Stopps ein. Auf der Rückfahrt blieb Helmut Krapmeier sechs Tage und sechs Nächte im Zug. “Ich würde es wieder machen. Der Zug fährt in einem angenehmen Tempo, man kann im langen Zug Spaziergänge machen und kommt mit Menschen ins Gespräch”, fasst er seine Erfahrung mit der Transsibirischen zusammen.

In China besuchte Helmut Krapmeier eine Mustersiedlung in Gaobeidian. Die Chinesen haben diese Siedlung mit insgesamt 14.000 Wohnungen realisiert, wovon 70 Prozent in zertifizierter Passivhaus-Qualität errichtet wurden. Die anderen 30 Prozent sind „Ultra-Low-Energy-Houses“, die eine Spur weniger gut sind, aber “deutlich besser als bei uns der Neubau gebaut wird”. Das Erstaunliche für ihn an der Siedlung war die hohe Qualität, mit der sie errichtet wurde. “Jetzt haben sie uns überholt”, dachte sich der Passivhaus-Experte damals.


Langsam reisen, weit wandern
Um sein Hirn auszulüften und die Ruhe der Natur zu genießen, packt er seinen Kocher und sein Zelt ein. Im Frühjahr 2025 hat er auf Kreta eine 500 Kilometer lange, mehrwöchige Wanderung geplant. Die Anreise wird mit Bahn und Fähre erfolgen. “Ich bin schon auf die Gespräche gespannt.”


Zur person
Dipl. Ing. HELMUT KRAPMEIER
BERUF Architekt, Passivhaus-Experte
JAHRGANG 1951
WOHNORT Wolfurt
FAMILIE verheiratet, zwei Kinder
HOBBYS Wandern, Singen im Chor