Die stillen Helden

Trotz der weihnachtlichen Festlichkeiten gibt es Menschen, die an diesen Tagen arbeiten müssen.
Schwarzach Wenn an Heiligabend die Geschenke ausgepackt werden und die ganze Familie am Tisch zusammenkommt, um die Köstlichkeiten gemeinsam zu genießen, bleibt so mancher Platz leer. Trotz der Feiertage gibt es Menschen, die in dieser festlichen Zeit zum Dienst antreten müssen – seien es Ärzte, Busfahrer oder Polizisten. Für sie gibt es kein gemütliches Abendessen mit den Liebsten. Stattdessen sind sie für andere da.
Eine besondere Stimmung

„Es ist schön, aus dem Dienst gehen zu können und alle Patienten versorgt zu wissen“, sagt Julia Wohlgenannt (33), Leiterin der Hauskrankenpflege im Sozialsprengel Vorderwald. Mit drei Kolleginnen wird sie über Weihnachten die Stellung halten. „An Heiligabend machen wir normal Dienst, an den folgenden Feiertagen ist jeweils eine Kollegin in Bereitschaft“, erzählt sie. An Silvester und Neujahr wird gewechselt. „Auch in den Häusern der Klienten herrscht an diesen Tagen eine besondere Stimmung“, berichtet Wohlgenannt. Gleichwohl weiß sie um die Einsamkeit vieler Menschen. Deshalb nimmt sie sich gerne Zeit für ein Gespräch. Zu medizinischen Notfällen muss ihr Team nicht ausrücken, aber: „Wir sind da, wenn es darum geht, Sterbende zu begleiten, damit sie sich in ihrer vertrauten Umgebung verabschieden können.“
Heiligabend im Zug

Am 24. Dezember beginnt Oliver Bernabes Schicht bereits am Nachmittag: Mit dem Railjet geht es Richtung Innsbruck. Seit fast sechs Jahren ist er nun Zugbegleiter und hat heuer wieder an Heiligabend Dienst. „Wir wechseln uns von Jahr zu Jahr ab“, sagt er. „Ich weiß, dass ich nächstes Jahr nicht dran bin. Aber wenn ein junger Familienvater an der Reihe wäre, könnte es sein, dass ich einspringe, da meine Kinder bereits groß sind.“ Dass er an Heiligabend nicht zu Hause sein wird, sieht der Lauteracher gelassen. „Meine Lebensgefährtin ist es schon gewohnt. Jetzt bleibt mein Stuhl leer, aber ich weiß, dass mir etwas auf die Seite gestellt wird“, lächelt Bernabe.

Wenn er zu Hause ankommt, wird es bereits nach Mitternacht sein. „Da geht sich noch ein Schluck Glühwein oder Eierlikör aus. Am nächsten Tag besuchen wir dann gemeinsam die Kinder und Enkelkinder – da habe ich frei.“ Doch den 24. Dezember im Zug zu verbringen, hat auch seine schönen Seiten. „Die Fahrgäste sind entspannt und haben selbst gemachte Kekse dabei, die sie verteilen. Es ist wirklich eine tolle Stimmung. Obwohl es fremde Leute sind, verbindet der Feiertag automatisch.“
Helfer im Einsatz

Das Rote Kreuz Vorarlberg ist auch rund um die Festtage und den Jahreswechsel mit rund 800 Einsatzkräften im Einsatz. Allein im Rettungsdienst sind von 24. bis 26. Dezember knapp 500 Mitarbeitende im Dienst, der Großteil von ihnen ehrenamtlich. Das Arbeiten an den festlichen Tagen gehört für viele beinahe zur Tradition – so auch für Philipp Steinacher, Sanitäter im Rettungsdienst aus dem Bregenzerwald. „Den Dienst an Heiligabend übernehme ich jetzt schon das zweite Jahr in Folge. Damit möchte ich vor allem meinen Arbeitskollegen mit Kindern ermöglichen, Weihnachten mit ihrer Familie zu feiern”, sagt er. Wenn es die Einsätze erlauben, gibt es auch ein gemeinsames Abendessen im Team. „Dieses Beisammensein schätzen wir alle sehr. Es ist auch für uns in der Abteilung immer ein besonderer Abend”, sagt der 25-Jährige.
Der gelbe Engel

Seit zehn Jahren ist Albert Klocker bereits als Pannenfahrer beim ÖAMTC. „Im Normalfall wechseln wir uns alle zwei Jahre mit dem Weihnachtsdienst ab. Außer jemand möchte unbedingt frei haben wegen der Familie, da springe ich schon ein”, sagt der Dornbirner. Heuer wird er auch an Heiligabend in den Dienst treten und den Menschen auf der Straße helfen. „Für mich persönlich ist es wie ein ganz normaler Tag”, meint er. „Aber man freut sich mehr, wenn man da jemandem helfen kann, wenn er an diesem Tag in Schwierigkeiten steckt.” Seine Frau arbeitet ebenfalls am Heiligabend. „Wenn sie dann Feierabend hat, gehen wir gemeinsam zur Schwiegermutter und essen fein, auch wenn es ein wenig später wird.” Dem 59-Jährigen macht dies keine Umstände, er kann trotz des anstrengenden Arbeitstages den Feiertag genießen.
