Eine Oma, die bewegen will

Cornelia Caldonazzi ist Mitglied der „Omas gegen rechts“ und setzt sich für Bildung in Kaschmir ein.
SCHLINS Älter sein heißt nicht, still sein. „Und wer im Alter auch noch Energie und Kampfgeist hat, sollte sich uns ‚Omas gegen rechts‘ anschließen“, sagt Cornelia Caldonazzi. Die 66-jährige Pensionistin aus Schlins ist Mitglied dieser Initiative für zivilgesellschaftlichen Protest. Und sie ist gehörig aktiv.
„Omas gegen rechts“ wurde im November 2017 in Wien ins Leben gerufen.


Dann, erinnert sie sich, kam Corona, „und alles schlief ein. 2024 wurden wir wieder aktiv“. Derzeit zählt die Vorarlberger Gruppe an die 180 registrierte Omas. Dazu haben sich einige Opas gesellt. „Wir älteren Menschen sind unabhängig und haben Zeit sowie Energie um auf die Straße zu gehen. Und wir wollen nicht still sein“, stellt Cornelia Caldonazzi klar. Wichtig zu erwähnen sei: „Wir gehören keiner politischen Partei an.“

Heute Abend Mahnwache
Den „Omas gegen rechts“ geht es nicht nur um den Kampf gegen Rechtsextremismus, sondern auch um den Einsatz für Demokratie, Menschenrechte, Klimaschutz. Sie führen Mahnwachen durch und beteiligen sich an Protestaktionen anderer Organisationen. „Bei unseren Mahnwachen sind wir bislang nur dagestanden und haben Plakate und Banner sprechen lassen. Jetzt agieren wir und lassen Menschen sprechen“, erklärt Cornelia. Für jede Mahnwache organisieren die „Omas gegen rechts“ Rednerinnen, wie die Schriftstellerin Daniela Egger, die neulich zum Thema Bildung referierte. Auch spontane Statements von Teilnehmern sind willkommen. Zudem gibt es nun auch musikalische Beiträge.

Für dieses Jahr planen die „Omas gegen rechts“, ihre Mahnwachen jeden Donnerstag um 18 Uhr am Kornmarktplatz in Bregenz abzuhalten. Mit unterschiedlichen Themen, wie Zusammenhalt, Pressefreiheit, Bildung. Die nächste Mahnwache ist für heute Abend angesagt. Cornelia Caldonazzi hofft, „dass alle unsere Mitglieder und viele andere Menschen kommen werden. Wir müssen mehr sein. Viele mehr.“

Eine Schule in Sitaharan
„Oma gegen rechts“ zu sein, reicht Cornelia Caldonazzi nicht. Die umtriebige Großmutter von zwei Enkelkindern leitet zudem noch ein Hilfsprojekt in Kaschmir. In die teils von Indien und teils von Pakistan kontrollierte Region im Himalaya reiste sie erstmals 2014. Bei Besuchen in abgelegenen Dörfern stellte sie fest, dass dort viele Kinder nicht zur Schule gehen: „Hauptgrund war die große Entfernung zur nächsten Schule.“ Gemeinsam mit Einheimischen reifte der Plan, im Dorf Sitaharan im Budgam-Distrikt das Projekt Green Hill School zu starten. Der Schulbetrieb begann 2015, zwei Jahre später wurde das neue Schulgebäude errichtet. „Das ist Fayaz aus Kaschmir“, stellt Cornelia den jungen Mann vor, der zurzeit bei ihr auf Besuch weilt. „Fayaz betreut das Projekt vor Ort, und er ist der Direktor der Schule.“

Cornelia selbst war zuletzt im August und September 2024 in Sitaharan, und auch heuer ist ein Aufenthalt geplant. „Außerdem erweitern wir das Projekt mit einer Näh- und Stickerei-Werkstätte. Damit bieten wir vor allem den Mädchen nach dem Schulabschluss Ausbildungsmöglichkeiten an.“ Älter sein heißt eben auch nicht, nichts mehr bewegen zu können.
CORNELIA CALDONAZZI
GEBOREN 8. Mai 1958
WOHNORT Schlins
LAUFBAHN Volksschullehrerin, Pädagogische Beraterin, Pensionistin
FAMILIE 1 Sohn, Enkelin Pia (10), Enkel Max (3 Monate)
FREIZEIT Oma gegen rechts, Hilfsprojekt in Kaschmir, Reisen, Lesen