Pionier der Bio-Bewegung nimmt Abschied

Nach 25 Jahren bei der BIO Vorarlberg übergibt Kasper Kohler den Stab an die jüngere Generation.
Dass es heute Bio-Lebensmittel im Handel gibt, ist für viele selbstverständlich. Doch das Siegel und die dahinterstehende Vorgehensweise begannen sich erst Mitte der 1990er-Jahre zu etablieren. In der Landwirtschaft führte das zu Spannungen. „Wir haben gesagt, dass wir uns zu hundert Prozent an der Natur orientieren, mit natürlichen Mitteln arbeiten ohne das Doping, sozusagen“, sagt Kaspar Kohler. „Die anderen haben gesagt, sie setzen natürlich alle zugelassenen Mittel ein, um am internationalen Markt erfolgreich zu sein.“

Die Verbände, die stärker auf natürliche Prozesse setzten, schlossen sich schließlich zusammen. So entstand am 4. Mai 2000 BIO Vorarlberg, bei deren Gründung auch Kaspar Kohler dabei war. „Mir ist damals klar geworden, wie wichtig es ist, dass wir gemeinsam Dinge aufstellen und weiterentwickeln“, erklärt er.

Für den Vorarlberger steht das Arbeiten in und mit der Natur im Vordergrund. „Der Regen, die Sonne oder das Bodenleben – das sind Geschenke. Sie sind nicht umsonst, aber gratis. Man muss das Bodenleben bei Laune halten“, so Kohler. „Da sind Tausende Lebewesen, die man am Leben erhält. Wenn sie sich wohlfühlen, gedeihen sie. Wenn chemische Substanzen ins Spiel kommen, haben sie es schwer.“

Es habe in der Landwirtschaft bereits mehrfach Substanzen gegeben, die anfangs hochgelobt wurden – und sich später als schädlich herausgestellt hätten.
„Deshalb verzichten wir darauf. Wir wissen schlicht nicht, wie sich manche Stoffe langfristig auswirken werden.“

Schon früh war für Kohler klar, dass er in die Landwirtschaft gehen möchte.
„Der Umgang mit den Tieren hat mich immer begeistert. Es ist der schönste Beruf überhaupt. Manchmal ist es anstrengend, aber ich bereue es nicht“, sagt er. Mittlerweile nimmt er auch seine Enkelkinder mit auf den Hof. „Sie haben Freude daran, und das freut mich umso mehr. Am Abend gehen sie oft noch zu den Schweinchen oder Kälbchen. Es ist schön, wenn sie dabei sind und den Umgang mit Tieren lernen. Man darf nur nicht den Bogen überspannen.“

Neben seiner landwirtschaftlichen Arbeit war Kohler auch eine prägende Figur bei BIO Vorarlberg. Von Beginn an koordinierte er Projekte und initiierte Entwicklungen wie die Bio-Milch. „Man ist zufrieden, aber hätte gern mehr erreicht. Oft ist es an finanziellen Mitteln gescheitert“, sagt er. „Dann muss man eben kleinere Brötchen backen – aber wichtig ist, dass man Brötchen bäckt.“ Nach 25 Jahren bei BIO Vorarlberg zieht sich Kohler nun zurück. „Es ist nicht so, dass ich es nicht mehr schaffe. Ich glaube einfach, dass es Zeit ist, an die nächste Generation zu übergeben“, sagt er. „Ich bin froh, dass ich so lange dabei sein durfte – die 25 Jahre sind wie im Flug vergangen.“ Besonders freut ihn, dass die Nachfolge mit jungen, ambitionierten Menschen gesichert ist.

Zur Person
Kaspar Kohler
geboren 07.11.1962
Wohnort Sulzberg
Beruf Landwirt
Hobbys Natur, BIO-Verbände