„Im Heim war sie wie ein Zombie – jetzt blüht sie wieder auf“: Tochter holt ihre demenzkranke Mutter heim

Handpuppenspielerin Katja Krebs pflegt ihre Mutter, die an Demenz erkrankt ist. Mit ihrer Handpuppe Schweinchen Knödel zaubert sie ihrer Mama immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Schwarzach Katja Krebs ist seit 18 Jahren professionelle Handpuppenspielerin. „Puppen sind Türöffner. Mit ihnen kann man Menschen aufwecken, aktivieren und motivieren. Selbst Menschen, die schwer demenzkrank sind, erreicht man mit ihnen“, weiß sie aus Erfahrung. Die gebürtige Deutsche bietet Schulungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz an, welche die Grundlagen des Handpuppenspiels vermitteln und so den Handpuppeneinsatz im Beruf und zu Hause ermöglichen. „Zu meinen Seminaren kommen hauptsächlich Menschen aus Betreuungsberufen. Viele arbeiten mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, oder mit Kindern.“ Am 20. Mai kommt die 57-Jährige nach Vorarlberg und zeigt Mitarbeitern der Lebenshilfe Götzis, wie man die Puppen in der Praxis einsetzt.
Schweinchen Knödel zum Leben erweckt
Katjas Mutter Heike (85) erkrankte vor sechs Jahren an Demenz. Für sie erweckte die Handpuppenspielerin das Schweinchen Knödel zum Leben. „Mama hat ja zeitlebens Schweine gesammelt. Ich fand Knödel am Dachboden und nahm ihn mit ins Heim zu meiner Mutter. Da blühte sie regelrecht auf. Ich merkte, wie dringend sie diese Unterhaltung brauchte.“

Aufgrund der Demenzerkrankung ihrer Mutter entschied sich Katja zu einem radikalen Schritt. „Ich verließ Düsseldorf und zog zu meiner Mutter nach Weyhe, in die Nähe von Bremen, um sie zu pflegen.“ Katja holte ihre Mutter aus dem Heim. „Dort ging es ihr nicht gut. Man verabreichte ihr starke Medikamente. Die machten meine Mama zu einem Zombie. Sie versank in völliger Teilnahmslosigkeit.“ Zu Hause setzte Katja die Psychopharmaka ab. „Ich brachte Mama durch einen Entzug. Es war eine harte Zeit, mit Schlaflosigkeit, Nervosität und Krämpfen.“ Aber Katja schaffte es, dass ihre Mutter wieder auf die Beine kam. „Ich habe geschaut, dass sie über die Ernährung genug Vitamine zu sich nimmt und jeden Tag mit mir einen kleinen Spaziergang macht.“

Durch die häusliche und liebevolle Pflege blühte Katjas Mutter auf. „Mama wurde ruhiger und geistig wacher. Sie fand auch wieder zu ihrem Humor und kann heute wieder allein zur Toilette gehen.“ Freilich: Es gibt Momente, in denen Heike nicht weiß, dass Katja ihre Tochter ist. „Manchmal denkt sie, ich bin ihr Mann oder ihre Schwester.“ Aber das stört Katja nicht weiter. „Es ist nicht wichtig, ob meine Mutter weiß, wer ich bin. Wichtig ist nur, dass ich weiß, wer meine Mama ist.“

Seit knapp eineinhalb Jahren betreut die 57-Jährige nun schon ihre Mutter. Sie bereut es nicht, dass sie ihre Mama aus dem Heim geholt hat, „auch wenn ich manchmal an meine Grenzen komme und die Pflege hin und wieder auch nervenaufreibend ist“. Aber Katja weiß sich zu helfen und sorgt auch gut für sich. „In den Monaten April, Mai, September und Oktober mache ich meine Schulungen. In dieser Zeit wird meine Mutter von einer 24-Stunden-Pflegekraft betreut.“ Katja deckt die restlichen Monate ab. „Seit heuer besucht meine Mutter an zwei Tagen ein Tageszentrum. Das entlastet mich und gibt mir Zeit für mich. Ich brauche meinen Sport und meine Wohlfühlzeit.“
Es erfüllt Katja mit Freude, ihrer Mutter in der letzten Lebensphase schöne Momente zu schenken. „Mama war lange Zeit für mich da. Jetzt kann ich ihr das Zurückgeben“, sagt sie und greift zum Schweinchen Knödel. Die Lieblings-Handpuppe ihrer Mutter hat einen festen Platz in ihrem Leben. „Sie ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Mama und ihr Knödel sind ein Herz und eine Seele.“