Der Regisseur vom Rummelplatz

Der Schausteller Ewald Böhler veranstaltet seit 15 Jahren das Bregenzer Frühlingsfest.
BREGENZ, BLUDESCH Mittagszeit. Dennoch herrscht reges Treiben auf dem Bregenzer Frühlingsfest. Um die Fahrgeschäfte, Schießbuden und Gastronomiehütten tummeln sich unzählige Menschen. Ziemlich laut ist es. Rummelplatz-Atmosphäre eben. „Dort drüben ist es ruhiger“, sagt Ewald Böhler und führt in eine geräuschärmere Ecke. Der 56-jährige Schausteller ist Veranstalter des Bregenzer Frühlingsfestes. Und das seit 15 Jahren.

Ablenkung vom Alltag
Sein erlernter Beruf ist Tischler. Die Meisterprüfung legte er im Alter von 23 Jahren ab. Elf Jahre hat er in dem Metier gearbeitet. Dann gründete er den Schaustellerbetrieb Böhler. Das in Bludesch ansässige Unternehmen führt Ewald Böhler gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Susanne Fessler. „Ich bin für die Technik und Logistik verantwortlich, Susanne fürs Organisieren“, erzählt er. Neben dem Betrieb von 15 eigenen Fahrgeschäften ist er in der Festgastronomie tätig und vermietet Technik für Schausteller, darunter Bühnen, Stromaggregate, Stromkästen, auch mobile WC-Anlagen.
„Es ist schön, Kindern und Erwachsenen Spaß und Ablenkung vom Alltag anbieten zu können.“
Das Bregenzer Frühlingsfest auf die Beine zu stellen, bereitet ihm selbst jedes Jahr Freude: „Es ist schön, Kindern und Erwachsenen Spaß, gute Laune und Ablenkung vom Alltag anbieten zu können. Das brauchen die Menschen in Krisenzeiten wie diesen. Ein Rummelplatz ist dafür ideal.“

Viel Arbeit, wenig Schlaf
Viel Arbeit und Zeit sind notwendig, bevor die Fahrgeschäfte betriebsbereit sind. „Darum fangen wir eine Woche vorher an, die Geräte aufzustellen“, erklärt Ewald Böhler. Zuerst werden die großen, schweren Fahrgeschäfte, wie die Überschlagsschaukel „Loop Fighter“ sowie der 90 Meter hohe Kettenfliegerturm, aufgebaut. Dann folgt der Rest. Dann müssen die mobilen Arbeitsplätze und Heime der Schausteller ans Strom- und Kanalnetz angeschlossen werden. „Dieses Mal habe ich insgesamt 50 Kilometer Stromkabel gelegt“, sagt Ewald Böhler, der während der zehn Frühlingsfesttage so gut wie immer vor Ort ist. „Das muss ich als Veranstalter und Ansprechpartner der Schausteller.“ Das muss er auch, um seine eigenen Fahrgeschäfte zu betreuen, darunter das Autodrom, das Bambiniland und Fliegende Elefanten. Wann immer Probleme auftreten, müssen Lösungen gefunden werden. Umgehend. Der Ewald schafft das. Ihm fällt immer etwas ein, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Somit ist sein „aus viel Koordinationsarbeit und wenig Schlaf“ bestehender Arbeitsalltag mehr als ausgefüllt.

Früher waren die Böhlers oft mit ihren Fahrgeschäften zu Volksfesten im In- und Ausland unterwegs. Mittlerweile haben sie das Reisen reduziert. „Wegen unserer Eltern“, nennt Ewald Böhler den Grund. „Meine Mutter und mein Vater sowie Susannes Mutter haben ein hohes Alter erreicht. Sie brauchen uns jetzt. Und wir möchten so viel Zeit wie möglich mit unseren Eltern verbringen. Wer weiß, wie lange sie noch bei uns sind.“

Gehen, gehen, gehen
Ewald Böhler zufolge ist Schausteller „ein hektischer Beruf, der einen fast auffrisst“. Darum sucht er in der knapp bemessenen Freizeit Ruhe und Entspannung. Etwa beim Motorradfahren und beim Wandern, in Österreich, aber auch in anderen Ländern. Besonders geprägt haben ihn die Pilgertour auf dem Jakobsweg – das war 2018 – und im Jahr darauf die Wanderung auf der Rota Vicentina, dem Weitwanderweg entlang der Küste Portugals. „Die Rota Vicentina ist richtig erholsam und jedem zu empfehlen. Man geht und geht und geht und hat dabei das Gefühl, dass die Zeit stehen bleibt.“ Hingegen auf dem Frühlingsfest rast die Zeit dahin. Dort ist ja auch gehörig viel los.

EWALD BÖHLER
GEBOREN 19. Juni 1968
WOHNORT Schlins
LAUFBAHN Tischlermeister, Schausteller, Geschäftsführer Schaustellerbetrieb Böhler Bludesch
FAMILIE Seit 35 Jahren Partnerschaft mit Susanne Fessler, ein Sohn (22)
HOBBYS Motorradfahren, wandern