Jürgen Zimmermann: ein Leben voller Erfolg und Zufriedenheit

Hinter Jürgen Zimmermann (83) liegt ein erfolgreiches Leben. Der ehemalige Unternehmer wurde bekannt für sein Engagement bei der Restaurierung des Motorschiffs MS Österreich.
Bregenz Jürgen Zimmermann (83) fühlt sich gesegnet. Denn wenn der gebürtige Leipziger auf sein Leben zurückblickt, kann er nur sagen: “Es war schön. Mir war viel Glück beschieden.” An den Krieg hat der im Jahr 1941 Geborene noch schwache Erinnerungen. “Wir mussten fast täglich den Luftschutzkeller aufsuchen. Dort bin ich brav auf einer Bank gesessen.”
Mit fünf Jahren kam der Sohn eines Bregenzers und einer Leipzigerin nach Bregenz. Dort verlebte er eine “unglaublich schöne” Kindheit. “Unser Abenteuerspielplatz reichte von der Mündung der Bregenzerach bis zum Gebhardsberg. Einzige Regel war, dass wir zum Abendessen um 19 Uhr gewaschen am Tisch sitzen mussten.”

Sein Vater, ein Schreinermeister, kam 1946 aus dem Krieg zurück. “Er war eineinhalb Jahre lang zu Fuß von der Krim nach Bregenz gelaufen.” Durch ihn entdeckte Jürgen seine Liebe zum Handwerk. “Auch in der Werkstatt unseres Nachbarn, einem HTL-Ingenieur und Erfinder, durfte ich ‚mitschaffa‘.”
Im Alter von acht Jahren wurde Jürgen vom Roten Kreuz auf Erholungsurlaub in die Schweiz geschickt. “Eine Familie nahm mich zum Aufpäppeln auf.” Diese sechs Monate hat Jürgen als besonders schöne Zeit abgespeichert.

Nach der Schule begann seine vielseitige und erfolgreiche Berufslaufbahn. Jürgen absolvierte gleich zwei Lehren – eine zum Zahntechniker und eine zum Grafiker. “Meine Lehrherren hatten Vertrauen in meine Fähigkeiten. Das hat mich mutig und entscheidungsfreudig gemacht.” Als Grafiker in der Schweiz verdiente er sich, wie er sagt, dumm und dämlich. Er fragte sich, was er mit dem vielen Geld tun solle. Seine Überlegungen führten dazu, dass er mit einem Kollegen sein erstes Unternehmen, eine Fertighausbaufirma, in Basel gründete. “Wir haben in drei Jahren 28 Einfamilienhäuser gebaut.”
Danach übersiedelte Jürgen mit seiner Frau Hannelore nach Bregenz und entwickelte und verkaufte Beregnungsautomaten an die Agrarindustrie. Zwei Jahre später vermarktete er Stanz- und Presswerkzeuge für die Metallindustrie. Im Jahre 1977 gelang ihm und seiner Frau mit der Firma ZIMM der große Wurf mit Maschinenelementen für die Automation. “Wir haben mehrere tausend Automatisierungstechnik-Bauteile vertrieben, mit denen die Kunden ihre Maschinen bauen konnten.”

ZIMM wuchs rasant. “Innerhalb von wenigen Jahren waren wir in 60 Ländern der Welt vertreten.” 1989 entwickelte der Unternehmer ein eigenes Hubgetriebeprogramm für die Automation. “Anfang der 90er-Jahre begannen wir mit der Produktion von Spindelhubgetrieben in Lustenau. Damit eroberten wir den Weltmarkt. In Europa wurden wir zum Marktführer.”
Im Jahr 2013 übergab der erfolgreiche Unternehmer den Betrieb mit 130 Mitarbeitern komplett an seinen Sohn Gunther. “Eigentlich wäre ich noch gerne in der Lehrlingsausbildung und der Gästebetreuung tätig gewesen. Aber dazu ist es leider nicht mehr gekommen.” Doch der Neo-Pensionist fand schnell einen neuen Sinn in seinem Leben. Jetzt stand die Restaurierung des 1928 erbauten Schiffes MS Österreich auf dem Programm. “Ein Freund sagte mir, dass die Österreich verlottert und man sie restaurieren sollte. Ich schlug ihm vor, einen Verein für die Restaurierung zu gründen und mich zum Obmann zu wählen. Dann würde ich dieses Projekt angehen.”

Jürgen hatte in dieser Hinsicht schon Erfahrung gesammelt. In den 90er-Jahren war er maßgeblich an der Generalrestaurierung der Johannes-Nepomuk-Kapelle in Bregenz beteiligt gewesen. Und nun wurde unter seiner Leitung das historische Schiff umfassend saniert, wobei besonderes Augenmerk auf die Originaltreue im Art-Déco-Stil gelegt wurde. Die Gesamtkosten der Restaurierung beliefen sich auf knapp 10 Millionen Euro, ein erheblicher Teil wurde durch private Förderer finanziert. Aber es gab auch öffentliche Mittel dafür, wie z. B. von der EU und dem Land Vorarlberg. Das Projekt beschäftigte Jürgen sechs Jahre lang. “Es war mir eine Freude. Aber ohne die Büro-Unterstützung meiner zweiten Frau Hildegard hätte ich es nicht geschafft.”
Der Blick zurück auf sein Leben stimmt ihn froh. “Jede Zeit war schön, das ist kein dahingesagter Spruch, sondern das war so.” In allem, was er tat, war er erfolgreich. Auch gesundheitlich hatte der zweifache Vater nie große Probleme. “Ich bin dankbar, dass es mir gut geht. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist und es mit jedem neuen Tag anders sein kann. Denn ich sehe, was um mich herum passiert. Ein Freund von mir etwa wurde innerhalb eines Jahres schwer dement. Das lässt einen nicht kalt.” Auch der Verlust seines Bruders setzte ihm zu. “Christian ist seit den 80er-Jahren verschollen.”
jürgen Zimmermann
geboren 21. Oktober 1941 in Leipzig
Wohnort Bregenz und Bildstein
Familie verheiratet mit Hildegard, zwei Kinder, fünf Enkel
Hobbys Garten, Stammtisch, lange Spaziergänge mit Hund Peppino