Von der Medina in die Welt des Papiers

Bianca Tschaikner ist eine künstlerische Weltenbummlerin, die ihre Ruhe in Vorarlberg findet.
DORNBIRN Bevor es Google Maps gab, wurden Landkarten mit viel Aufwand produziert. Auch Bianca Tschaikner beschäftigte sich ausführlich damit. Karten illustrieren war ihr Hauptberuf und auch ihre große Leidenschaft. Bei ihrem zweijährigen Aufenthalt in Marokko stellte die Dornbirnerin fest, dass die Altstadt der Hafenstadt Tanger nicht vollständig kartografiert war. Mit Stift und Papier machte sie sich auf den Weg, um das Labyrinth der Medina – wie die Altstadt genannt wird – selbst zu kartografieren. Für Tschaikner war es auch ein großes Abenteuer.

„Die Geschichte ist jetzt 14 Jahre her“, ist sie selbst schon fast aus ihrer Erinnerung geraten. Was es damit aktuell auf sich hat? Die 39-Jährige hat dieses Thema in eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Die Kartografierung der Medina“ verpackt und sie beim Literaturpreis-Wettbewerb des Landes Vorarlberg eingereicht. Und prompt damit ein Arbeitsstipendium in der Höhe von 1500 Euro gewonnen. „Ich bin durch Zufall wieder auf die Geschichte gestoßen, weil jemand meinen Stadtplan kaufen wollte. Dann habe ich sie noch einmal überarbeitet.“ Die Geschichte ist Teil einer Sammlung von Kurzgeschichten, an der sie seit einiger Zeit arbeitet und die von ihren vielen Reisen erzählen. Das Stipendium ist eine Anerkennung ihres Textes. Zuletzt war sie in Japan tätig. „Anders als sonst habe ich keine eigenen Materialien mitgebracht, sondern arbeite ausschließlich mit dem, was es hier gibt. Japan ist ein unglaublich faszinierendes Land.“ In der Stille der Tempel und Gärten von Kyoto, fand sie jene Ruhe, die als Inspiration dient. Was sie besonders faszinierte, war die unzählige Auswahl an Papiersorten. „Ich fand schließlich eines, das mir unter all den anderen besonders auffiel und mit dem ich zu Hause weiterarbeiten werde: Kurotani, ein handgemachtes, ungebleichtes Maulbeerpapier.“

„Das, was ich mache, könnte ich niemals machen, wenn ich immer nur in Vorarlberg geblieben wäre.“
Bianca Tschaikner, Künstlerin

Besondere Keramikkunst
Bianca Tschaikner hat sich vor allem wegen ihrer besonderen Keramikkunst einen Namen gemacht. Im Arbeiten mit dem Zufall, das unberechenbare Brennen der Keramik liegt für sein ein spezieller Reiz. So wie auch beim Reisen, die sich in sie genauso eingebrannt haben, wie die Motive ihrer Keramikkunst. Am prägendsten waren für mich sicher Indien, Pakistan und der Iran, aber auch Spanien und Italien, wo ich auch Teile meiner Ausbildung gemacht habe. „Das sind Orte, mit denen ich sehr verbunden bin und an die ich immer wieder zurückkehre.“ Das wird mit Japan nicht anders sein. Die Dornbirner ist es gewohnt, aus dem Koffer zu leben. Bei allem Fernweh ist die Künstlerin auch immer wieder in Vorarlberg anzutreffen. Im Ländle hat sie – wie einst in Tanger – ihren eigenen Hafen gefunden ihren Hafen der Ruhe. „Vorarlberg ist ein Ort, an den ich immer wieder zurückkehre. Es ist aber auch ein Ort, den ich gerne wieder verlasse, um mich in aufregendere Gefilde zu begeben.“ Was ihr daheim fehlt, ist der Zauber. „Hier ist einfach alles zu ordentlich, zu perfekt. Das, was ich mache, könnte ich niemals machen, wenn ich immer nur in Vorarlberg geblieben wäre.“ Ein Stück Heimat darf aber dann doch mit auf Reisen. Wie beispielsweise in Japan, wo ein Stück Vorarlberger Käse nicht fehlen durfte. CRO

Zur person
Bianca Tschaikner
BERUF Künstlerin
WOHNORT Dornbirn
GEBURTSDATUM 2. September 1985

