Ein starkes Duo der Brennerei-Kunst

Menschen / 29.06.2025 • 11:11 Uhr
Ein starkes Duo der Brennerei-Kunst : Als Gastgeberin ist es Ehrensache, das Brot selbst zu backen.
Als Gastgeberin ist es Ehrensache, das Brot selbst zu backen. JH

Gemeinsam geht alles besser – das leben Gaby und Norbert Bertsch seit über 40 Jahren.

Bludenz „Ich bin nur Hausfrau“, sagt sie. Nur Hausfrau – in Wahrheit ist’s ein Managementjob mit Überstunden, Hausverstand und Herzblut. Gaby Bertsch ist die Chefin im Background der Destillerie B wie Bertsch. Das B steht auch für „Beide“.

Seit über 40 Jahren gehen Gaby (67) und Norbert (67) ihren Weg gemeinsam. Die Montafonerin war 19 Jahre, als Norbert sie in die Alpenstadt lockte. „Es hat eben gepasst.“ Zunächst arbeitete sie im Verkauf, als OP-Helferin und als Näherin. Zusammen hat das Paar dann ein Haus gebaut, zwei Töchter großgezogen, einen Handwerksbetrieb geführt und die Destillerie auf die Beine gestellt. „Mein Mann ist Tischlermeister. Wir waren etwa 30 Jahre alt, als wir unser Haus im Brunnenfeld gebaut haben. Inklusive Werkstatt“, erzählt die Pensionistin im Unruhestand. Später hielt Gaby mit Humor und Energie ihrem Ehemann den Rücken frei, kümmerte sich neben Familie und Haushalt um all die Dinge, die erledigt werden müssen, damit ein Betrieb läuft.

Ein starkes Duo der Brennerei-Kunst : Gaby ist die gute Seele im Familienbetrieb, kümmert sich um die Jausen und leitet auch selbst Verkostungen der edlen Tropfen.
Gaby ist die gute Seele im Familienbetrieb, kümmert sich um die Jausen und leitet auch selbst Verkostungen der edlen Tropfen. JH

Vor etwa 13 Jahren entdeckte Norbert seine Leidenschaft für das Schnapsbrennen. „Er sah dies als seine Vorsorge für die Pensionszeit. Weil er sich dann nicht langweilen wollte“, verrät Gaby und lacht. Klein wurde in der Garage begonnen, Hochprozentiges zu brennen. Mehrfach wurde Norbert in der Folge im Land als Brenner des Jahres geehrt, erhielt Gold für seine Produkte. „Wichtig ist dabei für mich, dass eine unabhängige Jury bestätigt, dass die Destillate hochwertig und gut sind. Wir wollen sicher sein, dass wir Edelbrände in bester Qualität anbieten“, sagt er. Verarbeitet wird nur regionales Obst, das Brunnenfeld verfügt über einen guten Streuobstbestand.

„Brennen ist ein Spiel zwischen Technik und Gefühl. Gute Rohstoffe und Geduld braucht es.“

Gaby Bertsch, Background-Chefin der Destillerie B wie Bertsch

Inzwischen ist aus dem Hobby ein Familienbetrieb geworden. Er kümmert sich um die Pflege der Obstbäume und das Brennen der hochprozentigen Schätze. Gaby hält im Hintergrund die Fäden in der Hand. Termine, Zahlen, Abläufe, Haus und Garten. Ihre Talente stellt sie auch am Brennofen unter Beweis, wenn Norbert anderweitig beschäftigt ist. „Wir reden halt miteinander, da lernt man.“

Ein starkes Duo der Brennerei-Kunst : Der Fokus von Norbert Bertsch liegt auf den Obstbränden. Jedoch auch für Rum und Whisky erhielt er bei der Destillata Gold.
Der Fokus von Norbert Bertsch liegt auf den Obstbränden. Jedoch auch für Rum und Whisky erhielt er bei der Destillata Gold. JH

Die Nachfrage nach den edlen Tropfen stieg, und so wurde wieder um- und zugebaut. Ein Verkaufs- und Verkostungsraum entstand, die Tischlerwerkstatt wurde zur Destillerie. Die Leidenschaft mehr und mehr zum Vollzeitjob. Immer mehr Neugierige wollten der Herkunft der Edelbrände auf den Grund gehen. Gaby freut sich, wenn sie interessierte Besucher betreuen darf und denen Jause und Edelbrände schmecken. „Das Brot backe ich selbst, nach althergebrachten Rezepturen und Zubereitung. Den Ofen hat Norbert selbst gebaut.“

Seit über 40 Jahren gehen Gaby und Norbert Bertsch ihren Weg gemeinsam.
Seit über 40 Jahren gehen Gaby und Norbert Bertsch ihren Weg gemeinsam.JH

Bei den Verkostungen werden nicht nur edle Tropfen probiert, sondern auch neue Ideen geboren. So kam der Brenner vor etwa acht Jahren dazu, sich mit der Herstellung von Whisky und Rum zu beschäftigen. Whisky bekommt seinen Geschmack nicht nur durch die Zutaten und die Destillation – das Fass spielt eine entscheidende Rolle. Klar, dass der gelernte „Holzwurm“ viele der Fässer selbst herstellt. Inzwischen lagert eine stattliche Zahl davon im Keller. Wenn der Fokus auch weiter auf den Obstbränden liegt, während der jüngsten Destillata gab es gleich Gold für Whisky und Rum à la Bertsch. Und die Zukunft sieht gut aus: Der siebenjährige Enkel Julius hilft dem Opa schon fest mit. „Auf eines der Whiskyfässer hat er seinen Namen geschrieben“, erzählen die stolzen Großeltern.

Und die heimliche Chefin mit Köpfchen und einem Sinn für das Wesentliche weiß, dass ein guter Brand nicht nur Fachwissen braucht, sondern auch Herz und Handarbeit. JH

Zur Person

GABY BERTSCH

GEBOREN 20.01.1958 in Bludenz

WOHNORT Bludenz

FAMILIENSTAND verheiratet mit Norbert, zwei Töchter, drei Enkel

BERUF Pensionistin im Unruhestand

HOBBYS Basteln, Gäste betreuen und die Enkel