Wissen für Hirn und Herz vermitteln

Mobbingpräventation ist für die Lehrerin Heidi Sutterlüty eine Herzensangelegenheit.
Götzis „Tu es“ – das steht an der Wand. Davor eine attraktive Frau im Yogasitz, die genau das ausstrahlt. Sie tut etwas, ohne zu warten, bis andere es tun. Heidi Sutterlüty ist Volksschullehrerin. Sie vermittelt nicht nur Wissen für das Hirn. „In einer Welt, die kluge Köpfe schätzt, wird oft vergessen, dass Intelligenz nicht allein im Verstand liegt“, sagt sie. Empathie, moralisches Urteilsvermögen und die Fähigkeit, mit anderen in Beziehung zu treten, entspringen nicht der Logik, sondern dem Herzen. Kluge Entscheidungen brauchen beides: kluges Denken und ein schlaues Herz.

Aufgewachsen ist Heidi in Kärnten, in Wolfsberg. „Ich war lebhaft, hatte viele Ideen. Von Kindesbeinen an wusste ich jedoch: Lehrerin will ich werden“, erzählt sie. Logisch war es deshalb, dass sie nach der Matura an die Pädagogische Hochschule Graz wechselte. Nach dem Abschluss gab es in der Steiermark keine Stelle für sie, aber in Vorarlberg und Wien wurden dringend Lehrpersonen gesucht. „Ich habe mich für Vorarlberg entschieden und wollte eigentlich nur ein Jahr da bleiben.“ Daraus sind über 30 Jahre geworden. Heute lebt Heidi in Götzis und unterrichtet an einer Dornbirner Volksschule, ist Klassenvorständin einer vierten Klasse.
Jedes Kind verdient den Blick, der nicht nur Fehler sieht, sondern Potenzial.
Heidi Sutterlüty, Volksschullehrerin
Ihren Beruf liebt die 52-Jährige, weil sie Menschen in einer wichtigen Lebensphase begleiten darf. „Es geht natürlich um die Vermittlung von Wissen, aber auch um Grundwerte, Haltungen, Sichtweisen“, betont die Götznerin. Was Heidi besonders auszeichnet, ist ihre Empathie. Sie hat ein feines Gehör für Zwischentöne, nimmt Stimmungen wahr und spricht Probleme offen an. In einer Schulklasse treffen Kinder mit vielfältigen sozialen und kulturellen Hintergründen aufeinander. Da gibt es immer wieder Reibungspunkte, die zu Konflikten, im schlimmsten Fall zu Mobbing führen können. „Ich habe selbst Situationen durchlebt, in denen ich mich einsam oder nicht richtig gefühlt habe. Es bereitet mir körperliches Unbehagen, wenn über Menschen hinter deren Rücken abwertend geredet wird“, erklärt sie zu den Hintergründen ihres Interesses an Mobbingprävention und Resilienzförderung. In einem Fernstudium holte sie sich theoretisches Rüstzeug und brachte in der Praxis gleichzeitig ihr Projekt „Herzschlau“ auf Schiene (www.herzschlau.at, Instagram unter Herzschlau).

Verständnis wecken
Seit einem Jahr trainiert die Lehrerin nun mit den Mädchen und Buben ihrer Klasse, wie man Konflikten begegnen und angespannte Situationen auflösen kann. Altersentsprechend werden die Kinder befähigt, Verständnis für die Sichtweisen anderer zu haben. Nach einem Jahr „Herzschlau“ hat sich einiges getan: „Es ist berührend, zu erleben wie sich etwa nach Gesprächen Wutemotionen auflösen“, sagt Heidi. Wichtig ist der emphatischen Frau die Resilienzförderung. „Resilienz hilft, psychisch elastisch durchs Leben zu gehen, auch, wenn die Umstände schwierig sind“, erklärt sie. Resilienz ist nicht angeboren, kann aber durch gezielte Maßnahmen wie etwa Achtsamkeitstraining und den Aufbau tragfähiger sozialer Beziehungen antrainiert werden. „Die Schuldirektorin unterstützt das Projekt. Im kommenden Schuljahr darf ich diese Trainingseinheiten in allen Klassen einführen. Und ich bin gespannt, was im Sommer 2026 dazu zu sagen sein wird“, blickt Heidi Sutterlüty in die Zukunft.

Vision der engagierten Lehrerin ist es, ihr Wissen zum Thema „Herzschlau“ noch mehr nach außen zu tragen, über Vorträge, Workshops, Pädagogen-Schulungen. Ihre Planungen dazu laufen. Heidi Sutterlüty wird nicht nur darüber reden, sie wird es tun. JH
Zur Person
HEIDI SUTTERLÜTY
GEBOREN 10. 10. 1972 in Kärnten
WOHNORT Götzis
FAMILIENSTAND in fester Beziehung
BERUF Volksschullehrerin
HOBBY Lesen, Wandern, Weiterbildungen