Die digitale Macht der KI

Menschen / 15.07.2025 • 12:06 Uhr
Ruth Schnell und Patrícia J. Reis Traces of Control
Die Ausstellung von Ruth Schnell und Patrícia J. Reis in der Galerie Lisi Hämmerle trägt den Titel “Traces of Control”. thomas schiretz

Ruth Schnell und Patrícia J. Reis präsentieren „Traces of Control“ in der Galerie Lisi Hämmerle.


Bregenz Eines gleich vorweg, Ruth Schnell und Patrícia J. Reis sind Spezialistinnen was das Aufspüren, die Verbreitung, die Einflussnahme und die Darstellung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Digitalen Kunst betrifft. Reis, Medienkünstlerin und Forscherin, beschäftigt sich mit den Verflechtungen zwischen Mensch, Technologie und nicht-Menschlichen Akteuren. Sie leitet das Forschungsprojekt „Hacking the Body as the Black Box“ an der Universität für angewandte Kunst Wien, wo sie seit 2015 im Fachbereich Digitale Kunst lehrt. Schnell leitete als Professorin bis 2023 die Abteilung Digitale Kunst an der Universität für angewandte Kunst; ihr Werk umfasst insbesondere interaktive Video-Environments, Lichtinstallationen und in letzter Zeit setzt sie sich vor allem mit Fragen zur KI auseinander.

Ruth Schnell und Patrícia J. Reis Traces of Control
Ruth Schnell und Patrícia J. Reis Traces of Control. thomas schiretz

„Traces of Control” ist das Ergebnis ihrer gemeinsamen künstlerischen Arbeit im Rahmen eines Forschungsprojekts. Die Ausstellung wurde erstmals im Mai 2025 im AIL (Angewandte Interdisciplinary Lab) im legendären Postsparkassenbau von Otto Wagner gezeigt. Im Zentrum ihrer Ausstellung steht die kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen, ethischen und ökologischen Dimensionen von KI und deren Einfluss auf unsere Gesellschaft.

Ruth Schnell und Patrícia J. Reis Traces of Control
Ruth Schnell und Patrícia J. Reis Traces of Control. thomas schiretz

Taucht man erst einmal in diese Welt der KI mit ihren gesamten Auswüchsen ein, wird einem nicht nur schwindlig vor Informationen, es graut vor der Zukunft, denn die KI-Entwicklungen sind mittlerweile sehr weit fortgeschritten, darunter autonome Waffensysteme, Gehirn-Hacking, Ausbeutung von Datenarbeit, Sexroboter sowie die zunehmende Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen im Zuge digitalen Extraktivismus; so zum Beispiel verbraucht Chat GPT laut den neuesten Berechnungen einen Liter Kühlwasser pro 50 Fragen; einmal ganz abgesehen von unglaublichem Strom-, Kupfer- und Lithiumverbrauch etc.
Aber das Perfide an der ganzen Sache liegt dahinter. Die Zukunft begann schon lange in unserer Vergangenheit (man denke an die technischen Errungenschaften eines Archimedes, an den Mechanismus von Antikythera, an Julien Offray de la Mettrie mit seinem 1748 veröffentlichten Werk „L’Homme Machine“, oder auch an George Orwells „1984“ sowie an Clive Barkers Film „Hellraiser“ von 1987). Schnell und Reis thematisieren kontroverse Aspekte aktueller KI-Entwicklungen ohne erhobenen Zeigefinger. Die Frage stellt sich: Wird das menschliche Denken bald zur nächsten Ressource? Mittlerweile kann man menschliche Gedanken, Erinnerungen etc. ohne Probleme extrahieren, speichern, analysieren und manipulieren, mit potenziell tiefgreifenden Folgen für individuelle Autonomie, Privatsphäre und sogar das Recht auf Vergessen.

Ruth Schnell und Patrícia J. Reis Traces of Control
Ruth Schnell und Patrícia J. Reis Traces of Control. thomas schiretz

Schnell und Reis fordern ein Regelwerk für ethische und moralische Grenzen, eine Forderung nach Transparenz und bewussterem Umgang mit den Ressourcen, wie wird KI sinnvoll und nachhaltig zum Wohle und nicht zur Vernichtung der Menschheit eingesetzt? Die Ausstellung ist ein „Must-See“, nicht nur für diejenigen, die wissen wollen, wie es derzeit um unsere Welt steht.

Thomas Schiretz

Traces of Control

12.7.-17.8.2025
Galerie Lisi Hämmerle
www.galerie-lisihaemmerle.at