Vilsmaiers rechte Hand

Menschen / HEUTE • 14:01 Uhr
schlafes bruder
Das Projekt “Schlafes Bruder” ist Ernst Pfeifer noch genau in Erinnerung.

Vor 30 Jahren wurde der Roman “Schlafes Bruder” von Robert Schneider in Gaschurn verfilmt. Ernst Pfeifer aus Gaschurn war von Anfang an in das Projekt eingebunden.

“Ich bin heute noch stolz, dass ich bei der Verfilmung mitwirken konnte. Das Projekt hat mich sehr berührt. Es war bewegend zu sehen, wie ein Film entsteht”, sagt Ernst Pfeifer (73) heute, 30 Jahre später. Heinrich Sandrell, der damalige Bürgermeister von Gaschurn, bat Pfeifer um Mithilfe. In ihm sah Sandrell den richtigen Mann für die Realisation des Filmprojektes in Gaschurn.

schlafes bruder
Regisseur Joseph Vilsmaier (rechts) bei den Dreharbeiten zu Schlafes Bruder.

Pfeifer bildete sich in jungen Jahren zum Diplom-Tischlermeister fort. Im Anschluss daran besuchte er in München eine Schule für Innenarchitektur und Betriebsführung. 1981 machte sich der Gaschurner, der 20 Jahre lang die Bergrettung Gaschurn leitete, mit einem Planungsbüro für Innenarchitektur selbstständig. In der Folge plante, baute und sanierte Pfeifer mehr als 30 Alpenvereinshütten, vor allem im Raum Tirol. “Die Bauleitung lief über mein Büro.” Sandrell wusste, dass man sich auf Pfeifer verlassen konnte – auch weil dieser schon einige Male erfolgreich für die Gemeinde tätig war und unter anderem die Lukas-Tschofen-Stube errichtet hatte.

Schlafes Bruder, Filmdorf
Das war das Filmdorf im Garneratal.

Anfang der 90er-Jahre suchte der deutsche Filmregisseur Joseph Vilsmaier nach einem geeigneten Drehort für seine Verfilmung von Schlafes Bruder. Dabei verschlug es ihn auch nach Gaschurn. “Vilsmaier beeindruckte das Garneratal. Er fand es wild und schön.” Aber der Regisseur liebäugelte auch mit dem italienischen Aostatal, zumal es dort auch verlassene Dörfer gab.

Im Frühjahr 1994 fuhr Pfeifer im Auftrag von Heinrich Sandrell nach München. “Ich traf mich mit Vilsmaier in den Bavaria Filmstudios und sagte ihm, dass er jegliche Unterstützung der Gemeinde Gaschurn hätte, wenn er den Film bei uns machen würde.” Einige Wochen später kam der Regisseur nach Gaschurn und begutachtete das Garneratal. “Danach entschied Vilsmaier, das Filmdorf hier zu bauen.”

schlafes bruder
Ernst Pfeifer bezwang hohe Berge, darunter den Mont Blanc und das Matterhorn.

Pfeifer wurde zur rechten Hand des Filmemachers. Zunächst galt es für den Gaschurner, das Holz für das Filmdorf aufzutreiben. “Ich habe im Tal nach Stadel, Hütten und Abbruchhäusern gesucht und den Besitzern das alte Holz abgekauft.” Im Anschluss daran koordinierte er den Aufbau des Filmdorfes mit. “Sechs Zimmereien aus dem Tal stellten das Dorf nach den Plänen des Architekten Rolf Zehetbauer innerhalb von drei Monaten auf.” Pfeifer war sehr oft vor Ort und beaufsichtigte die Baumaßnahmen. Auch bei logistischen Problemen war er zur Stelle. “Der Transport auf den Ganeu war schwierig aufgrund der schmalen und kurvenreichen Zufahrtsstraße.”

schlafes bruder
Über viele Jahre hinweg war die Fliegerei sein Hobby.

Im Herbst 1994 begannen die Dreharbeiten. “Viele Einheimische haben als Statisten mitgespielt. Einige davon habe ich empfohlen.” Ein Jahr später fand die Uraufführung des Films in Gaschurn statt. Er wurde auf einer riesengroßen Leinwand gezeigt. Für die Organisation des Events waren Ernst Pfeifer und Josef Schönherr, der damalige Bauamtsleiter, verantwortlich. “Mindestens 6000 Menschen waren gekommen. Auch viele Journalisten aus dem In- und Ausland waren da. Der Werbeeffekt war enorm. Gaschurn wurde dadurch richtig bekannt.” Nach der Uraufführung genehmigte sich Pfeifer ein Viertele, weil alles reibungslos über die Bühne ging.

Ernst Pfeifer

geboren 29. Dezember 1951 in Gaschurn

Wohnort Gaschurn

Familienstand verheiratet mit Bettina, drei Kinder

Hobbys Bergsteigen, Fliegen

Open-Air-Kino “Schlafes Bruder”, 20. September 2025, 20.00 Uhr | Kirchplatz Gaschurn mit Hauptdarsteller André Eisermann, der in der Rolle des Elias Alder Filmgeschichte schrieb.