Industrie und Lochau setzen weiter auf die Unterflurtrasse
Am Freitag erinnerten Industriellenvereinigung und Lochau daran, dass für eine Unterflurlösung die Zeit drängt. VN, IV

In Lochau wirbt man für die Vorteile der Unterflurtrasse am Bodenseeufer – auch in politischer Natur.

Lochau Realutopisch nennt IV-Generalsekretär Christian Zoll die Visualisierung, wie Lochau von einer Unterflurtrasse profitieren könnte, die im Ideal bis zur deutschen Grenze oder darüber hinaus geführt wird. Freier Seezugang, Windräder, viel Grün und wenig Schiene zeigt das Bild. Letztlich erinnern Gemeinden und Industriellenvereinigung (IV) vor allem das Land daran, dass es beim Schienenausbau eine gemeinsame Linie braucht.

Die aktuelle Situation in Lochau. IV/Fasching
...und die Zukunftsvision der Industriellenvereinigung für Lochau. IV/Fasching

Denn dass es einen Schienenausbau in Richtung Deutschland benötigen wird, steht für die Beteiligten außer Zweifel. In Lindau treffen drei wichtige Bahnanschlüsse zusammen, nach München führen zwei im Ausbau befindliche Bahntrassen. Die Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene ist ebenso gewünscht wie das Erreichen der Klimaziele oder eine florierende Exportwirtschaft, die auf den deutschen Markt und Häfen angewiesen ist. Dies gehe alles nur mit den Ausbau der eingleisigen Schiene am Bodenseeufer, betont IV-Vizepräsident Hubert Rhomberg. Und dies gelingt nur widerstandsfrei unter der Erde. “Die ÖBB hat ein Interesse, die Infrastruktur mit möglichst wenig Widerstand aus Politik und Bevölkerung zu entwickeln”, betont Rhomberg.

Resolutes Lochau

Die Visualisierungen sollen die Vorteile sichtbar machen, die eine Unterflurtrasse mit sich bringt. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Die Visualisierungen sollen die Vorteile sichtbar machen, die eine Unterflurtrasse mit sich bringt. VN/Rauch

Diesen Widerstand droht etwa in Lochau. “Wir in Lochau lassen uns unser Seeufer nicht kaputt machen”, warnt Bürgermeister Frank Matt. Hohe Lärmschutzwände, die den Ort vom See abtrennen seien ebenso ein Horrorszenario wie die Lärmbelastung durch Güterzüge, die Tag und Nacht den Naherholungsort Bodenseeufer durchschneiden. Für die Gemeinde am Bodenseeufer eine Katastrophe, auch wenn der Ausbau der Schiene das Gebot der Stunde ist. “Dagegen wird die Lochauer Bevölkerung heftigsten Widerstand leisten! Niemand hier würde akzeptieren, dass Lochau mit hohen Lärmschutzwänden oder Rampen vom Ufer abgetrennt würde – ob ganz oder teilweise”, ist der Bürgermeister überzeugt. Die Idealvorstellung wäre daher eine Unterflurlösung weit über den Kaiserstrand hinaus, unsichtbar von oben und ohne Hindernis zum See. “Bei der nächsten Gemeindevertretungssitzung werden wir daher einen Antrag gegen die oberirdischen Ausbauvarianten vorlegen”, winkt Matt mit dem Zaunpfahl.

Frank Matt lässt keinen Zweifel daran, wie er sich das Seeufer vorstellt. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Frank Matt lässt keinen Zweifel daran, wie er sich das Seeufer vorstellt. VN/Rauch

“Wir wollen den Ausbau, keine endlose Geschichte”, betont Rhomberg. Sprich, es brauche ein klares Signal aus der Landes- und danach aus der Bundesregierung, dass man die Unterflurvariante will. Dass die ÖBB diese liefern kann, zeige sich am Koralmtunnel. “Wichtig ist, dass wir so bald als möglich beginnen”, betont der Bauunternehmer und IV-Vizepräsident. Wenn man zuwartet, bis die einschienige Verbindung an die Kapazitätsgrenzen anstößt, sei man zu spät. Denn die Unterflurtrasse braucht Zeit für die Umsetzung.

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Dass Bregenz nun wieder neue Pläne und Standorte für den Hauptbahnhof ins Spiel bringt, sieht Rhomberg nicht kritisch, sondern grundsätzlich positiv. Komplexe Stadtentwicklungsprozesse erfordern immer eine gewisse Flexibilität. “Dies könnte sogar eine Vereinfachung darstellen”, ist Rhomberg optimistisch angesichts der Möglichkeit, Bautätigkeiten so parallel durchführen zu können.

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Prozessauftakt nächste Woche

Parallel laden die beiden verantwortlichen Landesräte Marco Tittler und Daniel Zadra die Gemeinden am 10. Oktober an den gemeinsamen Tisch. “Bei diesem Auftakt geht es um die Definition eines gemeinsamen Prozesses”, erläutert Zadra. Entsprechend dem Landtagsbeschluss will man zuerst die Aufnahme in das Zielnetz 2040 der ÖBB gesichert wissen, dann soll die Bestvariante festgelegt werden. Ob der Ausbau im Unteren Rheintal Teil des Zielnetzes 2040 wird, sthet mit Ende Jahr fest. Der darauffolgende Prozess soll nun proaktiv vorbereitet werden.

Landesrat Zadra hat die Priorität, im Zielnetz 2040 überhaupt berücksichtigt zu werden.<span class="copyright"> VN/Hartinger</span>
Landesrat Zadra hat die Priorität, im Zielnetz 2040 überhaupt berücksichtigt zu werden. VN/Hartinger

Kein Geheimnis macht das Land daraus, dass es den oberirdischen Ausbau für realistischer ansieht. “Es ist konstruktiv, viele Ideen zu sammeln”, begrüßt Zadra die andauernde Debatte. Diese reichen von der Unterflurtrasse bis zum von Rhomberg geschätzten Idee eines Pfändertunnels vom Güterbahnhof Wolfurt nach Sigmarzell. Dass die Ideen bis ins deutsche Staatsgebiet reichen, zeigt für Zadra aber auch, dass es sich um mehr als nur ein kommunalpolitisches Thema handelt. Zadras Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Variante: Den Erhalt der jüngst ausgebauten Pipeline in der jetzigen Form – aber auch, dass der Bahnverkehr zwischen Feldkirch und Lindau nicht auf Jahre blockiert wird durch Bautätigkeiten. “Eine Vision und die praktische Umsetzung einer Idee sind am Ende schon noch zwei Dinge”, warnt Zadra.

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