Wenn dann die Kaffeetasse warnt

2007 eingeführt – und rasch der Verkaufs-Primus. So etwas kommt nicht von ungefähr.
VW. Der Tiguan gefällt uns als sympathisches Understatement-Auto. An sich unauffällig und schmucklos, verleiht ihm schon der dezente Aufputz als „Sport 4motion“, auch Sport & Style genannt, eine höhere Wertigkeit.
Hinzu fügt sich eine 2012 erfolgte gründliche Überarbeitung des Soft-Geländewagens, die ihn optisch in die Nähe des großen Bruders Touareg rückte und ihm eine eindeutige Familienzugehörigkeit vermittelt. Das heitere Tiguan-Gesicht der Frühzeit musste der neuen ernsthafteren VW-Mimik weichen. Der Beliebtheit des Nachzüglers hat das nicht geschadet.
Vernunft-SUV
Mehr als nur ein Hauch von Premium umweht den Top-Tiguan, auch wenn unter der Haube ,,nur“ eine Kraftquelle werkt, die mehr als Motor der Vernunft zu bezeichnen ist. Der 140 PS starke TDI, im Verein mit dem siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe, passt exakt ins Bild eines modernen, sympathischen SUV: sparsam und doch flott auf den Beinen, wenn’s drauf ankommt.
Auf den gewissen Kick reagiert der Selbstzünder-Tiguan, beim Überholen etwa, geradezu sportiv. Auf der Langstrecke brummt er gern, leise vor sich hindröhnend, sparfreudig an der Pforte zum Drehzahlkeller dahin – und ist doch jederzeit sprungbereit, falls es die Situation erfordert.
Grenzen zeigend
So geht es dahin mit unserem Tiguan, durch Wind und Wetter, allradgefestigt auf Eis und Schnee, auf klassischem Winter-Unbill, den der Prüfling gegen Ende des Dauertests in Hülle und Fülle vorfand. Souverän bewährt er sich unter solchen Umständen, aber auch die Grenzen des Möglichen andeutend, seine Insassen nicht in falscher Sicherheit wiegend. Auch das gehört zu einem zuverlässigen Allradler.
Durch die erhöhte Sitzposition kann man den umliegenden Verkehr gut überblicken. Der fast senkrechten Heckpartie wegen ist das Fahrzeugende leicht abzusehen. Eine Rückfahrkamera und Einparksensoren vorne und hinten bewähren sich als zuverlässige Assistenten. Die Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht zählen zum Besten, was ausleuchtungstechnisch in einem Automobil geboten werden kann.
Der Tiguan verfügt also über ein, seiner üppigen Preislage angemessenes, Sicherheitsprogramm. Sollte es einmal übermäßig beruhigend wirken, weil eben alles so schön und gründlich geordnet ist, wie man es von einem VW erwartet, dann kommt, serienmäßig und ein wenig aufschreckend, die Kaffeetasse ins Blickfeld.
Lieber Pause machen
Der Müdigkeitswarner bemerkt anhand der Lenkzeiten- und -bewegungen, ob der Fahrer einzuschlafen droht. Er macht sich dann optisch und akustisch bemerkbar. Fazit: Besser eine Warnung zu viel als gar keine. Mach mal Pause, statt müde zu lächeln über die trübe Tasse.



Fakten
» Motor/Antrieb: Vierzylinder-Turbodiesel, 1968 ccm, 140 PS, 320 Nm; DSG 7-Gang
» Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 km/h in 10,2 Sekunden, Spitze 186 km/h; 5,9 l (153 g CO2/km)
» Preis: 42.050 Euro, Testfahrzeug 44.886 Euro
Dauertest, 3. Teil
» Gefahrene Testkilometer: 15.436
» Aktueller Testverbrauch: 7,3 l