Die Zukunft des Fahrrads

Technisch hat sich in 200 Jahren viel getan. Jetzt sollen Bikes noch smarter werden.
Fahrrad. In seiner 200-jährigen Geschichte hat das Fahrrad viele Höhen und Tiefen durchlebt. Ob technische Meilensteine, Massenmobilisierung, Ignoranz oder Verachtung – im Zuge gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Umbrüche veränderte sich immer wieder auch die Haltung der Menschen zum Fahrrad. Seit einigen Jahren erfreut es sich vor allem eines: wachsender Beliebtheit. In manchen Ländern ist sogar ein regelrechter Hype ausgebrochen. Wie etwa in Österreich, wo sich das Fahrrad vom einstigen Image als billige Mobilitätsalternative oder Tretmühle für Ökospinner längst emanzipiert hat. Vielmehr dürfte ihm als Fitnessgerät, Hightech-Lustobjekt und Weltverbesserer eine große Zukunft bevorstehen.Unter anderem technisch hat sich das Fahrrad in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Aspekten gewandelt. Es wurde vielseitiger, hochwertiger, spezialisierter und digitaler. Ob Rahmenbau, Getriebe-, Bremsen- oder Lichttechnik – die Innovationskraft im Fahrradsektor ist enorm. Und das dürfte auch noch eine Weile so bleiben. Dabei wird das Fahrrad als Hightech-Gefährt zunehmend smartere Lösungen bieten. Ein wichtiger Zukunftsbereich ist die Vernetzung. Hier sind bereits einige Produkte am Markt, die es mit soliden Halterungen, Stromversorgung und intelligenten Apps erlauben, Smartphones als Bordcomputer, Navigerät und Infotainment-Plattform einzubinden. Auch gibt es mittlerweile intelligente Schlösser, die sich über das Internet steuern lassen, oder auch Sicherheitstechnik, die eine Lokalisierung via GPS erlaubt. Diese Innovationen könnten das Nutzungsspektrum auch in Hinblick auf das Bike-Sharing im Privatsektor erweitern. Nach dem Vorbild von Airbnb gibt es bereits Bike-Sharing-Communities wie Listnride.com.
Individualisierung
Ein weiteres Trendthema ist die Individualisierung. Die Zahl spezialisierter Fahrradtypen wächst beharrlich. Ein gutes Beispiel für die fortschreitende Ausdifferenzierung sind sogenannte Gravel-Bikes. Hierbei handelt es sich um Rennmaschinen, mit denen man auch abseits befestigter Straßen fahren kann. Darüber hinaus finden sich im Zubehör zunehmend mehr Angebote, die es erlauben, dem Fahrrad einen besonderen und ganz persönlichen Touch zu verleihen.
Die zunehmende Individualisierung als auch die immer anspruchsvollere Technik wirken sich auf die Preise aus. Entsprechend teuer sind Fahrräder in den letzten Jahren geworden. Tendenz steigend. Vor allem das Angebot an Rädern in höherpreisigen Segmenten hat enorm zugenommen. Beim Zweirad-Industrie-Verband ZIV in Deutschland registriert man seit Jahren eine wachsende Bereitschaft der Verbraucher, mehr Geld für mehr Qualität auszugeben. Parallel sorgt aber auch der E-Bike-Boom für einen Anstieg der Durchschnittspreise, da Pedelecs deutlich mehr als konventionelle Fahrräder kosten. Aktuell liegt der Marktanteil von E-Bikes bei 15 Prozent. Laut ZIV-Pressesprecher David Eisenberger könnte sich dieser Anteil bis 2030 sogar verdoppeln.
Vor allem mit den Pedelecs geht es derzeit steil bergauf. Die Unterstützung durch E-Motoren macht in zunehmendem Maße ältere Menschen mobil. Pedelecs, die die Scheu vor anstrengenden Steigungen und schweren Lasten nehmen, bieten andererseits ein großes Potenzial unter anderem für den gewerblichen Einsatz. Künftig könnten Lastenräder eine deutlich größere Rolle beim Lieferverkehr übernehmen, glauben Experten.
