Erfolg auf Warteschleife

Motor / 19.01.2024 • 11:26 Uhr
Der Fiat 600e hebt den Look des 500e auf‘s nächste Größen-Level.
Der Fiat 600e hebt den Look des 500e auf‘s nächste Größen-Level.

Der Fiat 600e soll besser machen, was sein elektrischer Technik-Zwilling Jeep Avenger nicht geschafft hat.

Wien Der Fiat 600e kopiert das Duett, das schon mit Fiat 500 X und Jeep Renegade ganz gut gelungen ist: mit zwei technisch praktisch baugleichen Autos dank völlig unterschiedlichem Design größere Zielgruppen zu erschließen. Seinen Part der Neuauflage hat der Jeep Avenger versemmelt – er dürfte als das „Auto des Jahres“ mit den schlechtesten Verkaufszahlen aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Für seinen Technik-Zwilling Fiat 600e stehen die Chancen besser – er kann mit seinem Look entspannt an den Sympathie-Bonus des ewigen Publikumslieblings 500 anknüpfen. Auch im Innenraum hat sich die „Italianità“ scheinbar ansprechender verwirklichen lassen – die Materialien sind ebenfalls simpel, wirken aber hochwertiger und präziser verarbeitet.

Gegenüber dem 500 X wirkt der 600e äußerlich wie ein Update, das Design ist glatter und moderner, tatsächlich ist die Neuauflage sogar um acht Zentimeter kürzer, beim Kofferraumvolumen herrscht mit 360 Litern in etwa Gleichstand. Leicht macht es Fiat den Kunden bei der Modellauswahl: Es gibt zwei Ausstattungen und für beide keine weiteren Optionen. „Red“ um 36.000 Euro ist eher pragmatisch ausgelegt und kommt etwa ohne Navigationssystem und mit 16-Zoll-Stahlrädern angerollt, bei den Assistenzsystemen bleibt es beim gesetzlich geforderten Umfang. In „La Prima“ für 42.000 Euro ist dafür praktisch alles drin und dran, was das Herz begehrt – vom vollständigen Infotainmentsystem mit 10-Zoll-Touchscreen und Alu-Rädern bis zum Fahrersitz mit Massagefunktion.

Fahrdynamisch lässt sich der 600e grundsätzlich nicht lumpen – für ein Batterie-Modell wirkt er trotz des Gewichts-Nachteils durchwegs agil und verhält sich auch bis in den Grenzbereich auffallend neutral – mit etwas Tendenz zum Untersteuern in engeren oder flott genommenen Kurven.

Leider verpatzt ihm der E-Antrieb eine gute Gesamtnote: Beim Test unter winterlichen, aber bei Weitem noch nicht arktischen Temperaturen von etwa minus 5 Grad lag der angezeigte Reichweitenverlust zur tatsächlich gefahrenen Strecke etwa im Verhältnis 3:1, was bei vollem Akku und sogar vorkonditioniertem Fahrzeug eine maximale Real-Distanz von maximal 150 Kilometern ergibt – und das im Eco-Modus, in dem die Heizung kaum zufriedenstellend läuft und mit 82 PS außerdem nur etwas mehr als die Hälfte der Leistung zur Verfügung steht.

Bei Normaltemperaturen dürfte sich die Reichweite wenigstens auf rund 280 Kilometer erhöhen – das weisen in etwa die Erfahrungswerte vom Jeep Avenger aus. Zum WLTP-Wert von nominell 409 Kilometern ist der Abstand aber auch dann noch ansehnlich.

Der Ausweg aus dem Dilemma der faktisch leider kaum konkurrenzfähigen E-Technik von Stellantis kommt Mitte des Jahres in Form der beiden Mildhybrid-600 mit Benzinmotoren zu 100 und 136 PS, die auch mit deutlich geringeren Preisen locken werden.

Wer bis dahin nicht warten will: Noch ist auch der Fiat 500 X mit 130 Hybrid-PS im Programm – er ist mit Tarifen ab 29.050 Euro ebenfalls verhältnismäßig wohlfeil.

Auch beim Cockpit-Layout stand der 500e Pate.Oliver H Photo 2024 / Fiat
Auch beim Cockpit-Layout stand der 500e Pate.Oliver H Photo 2024 / Fiat
Trotz geringerer Außenlänge bietet der 600e ähnlich viel Platz wie der 500 X.
Trotz geringerer Außenlänge bietet der 600e ähnlich viel Platz wie der 500 X.

Fakten und Daten

Motor/Antrieb 1 Synchron-Elektromotor, 156 PS , 260 Newtonmeter; Vorderradantrieb; Li-Ionen Akku 51 kWh; 1-Gang-Automatikgetriebe

Fahrleistung/Verbrauch 0 -100 in 9 Sek., Spitze 150 km/h; Reichweite (nach WLTP) 409 km

Preis ab 36.000 Euro